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Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Privatdetektive (16 Romane in einem Band)

Titel: Privatdetektive (16 Romane in einem Band) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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schien, dass er das immense Gewicht aushalten würde.
    Erstaunlicherweise tat er’s.
    Der angespannten Körperhaltung des Packers sah Berringer an, dass dieser den gleichen Gedanken gehabt hatte. Er atmete sichtlich auf.
    „Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen keinen Platz anbiete“, bat er. „Mein Name ist übrigens Fernholz. Ich bin aufgrund meiner Atemwegserkrankung Frührentner. Aber da ich noch recht jung war, als ich arbeitsunfähig wurde, kommt da nicht viel zusammen. Diese Eigentumswohnung hier hab ich von meinen Eltern geerbt, und eigentlich sind die Mieteinnahmen ein fest eingeplanter Bestandteil meines Einkommens. Aber wenn man so ein Raubtier da drin hat, das einfach nicht zahlt, dann kommt man schnell an die Grenze des finanziellen Ruins. Von den Anwalts- und Gerichtskosten mal ganz abgesehen, das kommt alles noch obendrauf.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung und schnappte erneut nach Luft. „Ich habe es inzwischen aufgegeben, mir den Verlust in Euro und Cent auszurechnen. Das deprimiert einen einfach zu sehr.“
    „Das kann ich gut verstehen.“
    „Nicht genug, dass er mich um die Miete geprellt hat. Der hat auch noch gehaust wie ein Schwein. Riechen Sie diesen fauligen Geruch? Das waren verdorbene Lebensmittel. Dieser Gerndorf hat sie einfach hier zurückgelassen. Nach mir die Sintflut, das scheint sein Motto zu sein. Ich muss die Wohnung komplett renovieren.
    So wie sie jetzt ist, kann ich die doch niemandem mehr anbieten. Gerade bei der derzeitigen Situation auf dem Wohnungsmarkt. Die Mieten fallen nämlich, und da wird es immer schwieriger, auf seinen Schnitt zu kommen.“ Fernholz schien sich seinen gesammelten Frust einfach mal von der Seele reden zu müssen, dann aber Berringer versuchte das Gespräch behutsam auf ein ergiebigeres Terrain zu lenken. „Seit wann ist Gerndorf verschwunden?“
    „Die Nachbarn sagen, sie hätten ihn seit ein paar Wochen nicht mehr gesehen. Aber die Angaben widersprechen sich. Wissen Sie was das Dollste ist? Ich muss jetzt diesen ganzen Mist, der hier herumsteht, auch noch professionell einlagern. Auf der Lagermiete bleibe ich natürlich am Ende sitzen, ist doch klar. Sagen Sie mal ehrlich, finden Sie das gerecht?“
    „Man sagt ja nicht umsonst, dass Justitia blind ist.“
    „Aber so blind dürfte sie in einem entwickelten Land wie den unserem nicht sein!“ Er hielt inne. „Besser, ich sag nichts mehr. Die ganze Sache regt mich einfach zu sehr auf. Und bringt mich am Ende noch ins Grab.“
    „Hat Gerndorf allein in der Wohnung gelebt?“
    Fernholz schüttelte den Kopf und nahm seine Brille ab. Sie war beschlagen, wahrscheinlich, weil er so schwitzte. Er säuberte die Gläser mit dem Ärmel. „Nein, erst war eine Frau dabei. Die hat auch einigermaßen für Ordnung gesorgt, soweit ich das mitgekriegt hab. Danach ging es dann bergab mit Gerndorf.“
    „Was heißt ›danach‹?“
    „Nachdem sie sich getrennt haben. Muss recht lautstark gewesen sein, wenn man dem vertraut, was die Nachbarschaft so erzählt. Gerndorf hat ihr einen Koffer mit Klamotten hinterhergeworfen. Aus dem Fenster. Um ein Haar hätte der Postbote den abgekriegt.“
    „Einen Namen wissen Sie nicht zufälligerweise?“
    „Doch. Sie hieß Birgit Meyer.“
    „Nee, das ist doch nicht wahr!“, stieß Berringer hervor.
    „Doch. Meyer mit e. y. Ganz bestimmt!“
    Berringer seufzte entnervt. „Haben Sie eine Ahnung, wie viele Frauen es gibt, die Birgt Meyer heißen?“ Dann wollte er wissen: „Wie alt war sie denn?“
    „Deutlich jünger als Gerndorf. Anfang vierzig. Ich hab mich damals schon gefragt, wie es dieser unscheinbare Typ jemals schaffen konnte, eine relativ gut aussehende und nach meinem Eindruck auch einigermaßen kultivierte Frau für sich zu interessieren.“ Er zuckte mit den Schultern. „Offenbar hat sie recht schnell gemerkt, dass mit Gerndorf was nicht stimmt.“
    „Die Adresse dieser Dame wissen Sie nicht zufällig?“
    „Nein, tut mir leid. Aber Sie können sich ja mal in der Nachbarschaft umhören.
    Nebenan wohnt eine gehbehinderte alte Frau, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als zu lauschen, wer wen auf dem Flur anschnauzt. Könnt ja sein, dass die noch irgendwelche Informationen für Sie hat. Andererseits können Sie mir glauben, dass ich schon Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hab, um endlich eine ladungsfähige Adresse von diesem Schmarotzer zu bekommen.“
    „Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mich hier in der Wohnung etwas umsehe? Und

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