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Private Games - Der Countdown des Todes

Private Games - Der Countdown des Todes

Titel: Private Games - Der Countdown des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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meinem zweiten Lebensjahr wurde mir bewusst, wie viel Hass in mir steckte. Als wären zwei böse Geister von irgendwoher aus der Leere gekommen, um sich in mir zu vereinen. Eine Zeitlang hielt ich mich genau für das, für eine lodernde Ausgeburt des Abscheus, die man in eine Ecke in eine Kiste voller Lumpen geworfen hatte.
    Doch eines Tages begann ich, aus der Kiste zu krabbeln, und dabei wurde mir bald klar, dass ich zu mehr als Wut fähig war. Keiner kümmerte sich um mich. Tagelang hatte ich Hunger und Durst, war nackt und fror, war stundenlang mir selbst überlassen, wurde von den Monstern um mich herum kaum im Arm gehalten, als wäre ich ein außerirdisches Wesen, das zufällig bei ihnen gelandet war. Und all das führte zu meinem ersten eigenen Gedanken: Ich will sie alle töten.
    Dieses grausame Verlangen gärte in mir, lange bevor mir klar war, dass meine Eltern drogenabhängig und unfähig waren, ein überlegenes Wesen wie mich aufzuziehen.
    Im Alter von vier Jahren, kurz nachdem ich ein Küchenmesser in den Schenkel meiner komatösen Mutter gerammt hatte, kam eine Frau in unsere verwahrloste Behausung und nahm mich meinen Eltern weg. Sie steckte mich in ein Heim, wo ich gezwungen war, mit verlassenen kleinen Monstern zu leben, die von allen gehasst und verabscheut wurden außer von sich selbst.
    Bald schon begriff ich, dass ich schlauer und stärker war als sie und visionärer. Als Neunjähriger wusste ich nicht genau, was ich bereits war, doch ich spürte, dass ich zu einer anderen Art gehören, ein Superwesen sein könnte, wenn man so will, das alle Monster, die sich ihm in den Weg stellten, manipulieren, bezwingen oder abschlachten konnte.
    Dessen war ich mir sicher, als die Stürme in meinem Kopf zu toben begannen.
    Dies geschah, als ich zehn war. Mein Pflegevater, den wir Pfarrer Bob nannten, peitschte gerade eins der kleinen Monster aus, doch ich konnte nicht zuhören. Das Schreien vermittelte mir ein Gefühl der Schwäche, und dieses Gefühl ertrug ich nicht. Also verließ ich das Haus, kletterte über den Gartenzaun und streifte durch die übelsten Straßen Londons, bis ich in der vertrauten Armut eines verlassenen Gebäudes Trost und Ruhe fand.
    Zwei Monster lebten bereits dort. Sie waren etwas älter als ich und Mitglieder einer Straßenbande. Mir war gleich klar, dass sie was genommen hatten. Und sie behaupteten, ich sei in ihr Revier eingedrungen.
    Ich war flink und wollte fliehen, doch einer warf einen Stein nach mir, der mich am Kiefer traf. Als ich benommen zu Boden fiel, lachten die beiden und warfen, noch wütender geworden, weitere Steine nach mir. Gebrochene Rippen und blaue Oberschenkel waren die Folge.
    Dann spürte ich einen harten Schlag über meinem linken Ohr, gefolgt von einer in allen Farben funkelnden Explosion, die durch mein Hirn jagte wie ein Feuerwerk am Sommerhimmel.

4
    Hilflos ließ Knight den Blick zwischen dem mit Blut durchgestrichenen olympischen Symbol und dem Kopf des Verlobten seiner Mutter wandern.
    Inspector Pottersfield trat neben Knight. » Erzähl mir was über Sir Denton«, bat sie mit leiser Stimme.
    Knight schluckte seine Trauer hinunter. » Denton war ein ganz großartiger Mensch, Elaine. Er hat einen großen Hedgefonds geleitet, eine Menge Geld verdient, das meiste aber hergegeben. Er war im Londoner Organisationskomitee ein absolut kritisches Mitglied. Viele glauben, dass wir im Wettstreit gegen Paris die Spiele ohne Sir Dentons Bemühungen niemals nach London geholt hätten. Er war ein netter Mensch, der sich selbst nicht allzu wichtig genommen hat. Und er hat meine Mutter sehr glücklich gemacht.«
    » Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich wäre«, bemerkte Pottersfield.
    » Ich auch nicht. Ebenso wenig wie Amanda selbst. Aber er hat es geschafft«, erwiderte Knight. » Ich wäre nie auch nur auf den Gedanken gekommen, dass Denton Marshall einen Feind gehabt haben könnte.«
    Pottersfield deutete auf das blutige olympische Symbol. » Vielleicht hat das hier mehr mit den Olympischen Spielen als mit seinem übrigen Leben zu tun.«
    Knight blickte zu Denton Marshalls Kopf, dann zur Leiche. » Vielleicht. Oder vielleicht ist dies hier nur ein Ablenkungsmanöver. Jemandem den Kopf abzutrennen lässt sich leicht als Racheakt deuten, was immer eine persönliche Angelegenheit ist.«
    » Du meinst, hier könnte es sich um eine Art Rache handeln?«, vergewisserte sich Pottersfield.
    Knight zuckte mit den Schultern. » Oder um ein politisches Statement.

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