Private Games - Der Countdown des Todes
gewechselt, wo er doppelt so viel Gehalt bekam und doppelt so viel Ansehen genoss. Private war das neuzeitliche Pendant zur berühmten Pinkerton Agency und unterhielt Büros in allen größeren Städten der Welt, in denen erstklassige Forensiker, Sicherheitsspezialisten und Ermittler wie Knight beschäftigt waren.
Lass es nicht an dich ran, sagte er sich. Verhalte dich wie ein Profi. Doch das hier war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Knight hatte bereits zu viel Trauer und Verlust erlitten, sowohl beruflich als auch privat. Erst eine Woche zuvor waren sein Chef Dan Carter und drei seiner Kollegen über der Nordsee bei einem Flugzeugabsturz, dessen Ursache immer noch nicht aufgeklärt war, ums Leben gekommen. Konnte er noch den Tod eines weiteren Menschen verkraften?
Er schob den Gedanken an seine kranke Tochter beiseite und zwang sich, trotz der drückenden Hitze auf die Polizeiabsperrung zuzueilen. Während er um die Meute aus der Fleet Street einen großen Bogen machte, erblickte er Billy Casper, einen Inspector von Scotland Yard, den er seit fünfzehn Jahren kannte.
Er ging auf ihn zu. Casper war ein einfältiger Mann mit Pockennarbengesicht, das sich verfinsterte, sobald er Knight erblickte. » Private hat hier nichts verloren, Peter.«
» Wenn der Tote da drin Sir Denton Marshall ist, dann hat Private sehr wohl was damit zu tun, ebenso wie ich«, erwiderte Knight wie aus der Pistole geschossen. » Persönliche Angelegenheit, Billy. Ist es Sir Denton?«
Caspar antwortete nicht.
» Ist er es?«, drängte Knight.
Schließlich nickte Inspektor Casper, war aber nicht glücklich darüber. » Was haben Private und du damit zu tun?«
Die Nachricht schlug bei ihm ein, als hätte man ihn zusammengestaucht, und er überlegte, wie er sie Amanda überbringen sollte. Doch er riss sich zusammen. » Das Londoner Organisationskomitee für die Olympischen Spiele ist Kunde von Private«, erklärte er. » Damit ist auch Sir Denton ein Kunde unserer Firma.«
» Und du?«, bohrte Casper nach. » Was hast du persönlich damit zu tun? Warst du ein Freund von ihm oder so was?«
» Viel mehr als ein Freund. Er war mit meiner Mutter verlobt.«
Caspers strenge Miene wurde ein bisschen versöhnlicher, und er biss sich auf die Lippe. » Ich werde sehen, ob ich dich durchlassen kann. Elaine wird mit dir sprechen wollen.«
Plötzlich hatte Knight das Gefühl, als hätten sich unsichtbare Kräfte gegen ihn verschworen, und er spürte den Drang, auf irgendetwas einzuschlagen. » Elaine hat sich diesen Fall unter den Nagel gerissen? Das meinst du doch nicht ernst.«
» Todernst, Peter«, antwortete Casper. » Du Glückspilz.«
2
Chief Inspector Elaine Pottersfield war eine der besten Detectives bei der Metropolitan Police und bereits zwanzig Jahre im Dienst. Mit ihrer kratzbürstigen, nassforschen Art hatte sie in den vergangenen zwei Jahren mehr Morde aufgeklärt als jeder andere Inspector bei Scotland Yard. Sie war auch der einzige Mensch, den Knight kannte, der mit seiner Abscheu ihm gegenüber nicht hinterm Berg hielt.
Sie war irgendwas über vierzig und attraktiv, erinnerte Knight mit ihren großen runden Augen, dem schmalen Gesicht und ihrem silberblonden, locker über ihre Schultern fallenden Haar aber immer an einen russischen Windhund. Als er Sir Denton Marshalls Küche betrat, beäugte ihn Pottersfield über ihre scharfe Nase hinweg, als wollte sie ihn bei der erstbesten Gelegenheit beißen.
» Peter«, begrüßte sie ihn kühl.
» Elaine«, erwiderte Knight.
» Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätte man dich nicht zum Tatort durchgelassen.«
» Das kann ich mir gut vorstellen«, entgegnete Knight und versuchte, seine Wut hinunterzuschlucken. Pottersfield schien immer diese Wirkung auf ihn zu haben. » Aber es lässt sich nicht mehr ändern. Was kannst du mir erzählen?«
Pottersfield schwieg einige Sekunden, bevor sie antwortete. » Das Hausmädchen fand ihn vor einer Stunde draußen im Garten, oder zumindest das, was von ihm übrig ist.«
Als die Erinnerungen an Sir Denton aufblitzten, an den gebildeten, lustigen Mann, den er in den vergangenen zwei Jahren immer näher kennengelernt und immer mehr bewundert hatte, bekam Knight wacklige Beine und musste sich am Küchenschrank festhalten. » Was ist von ihm übrig geblieben?«
Pottersfield deutete missmutig zur offenen Terrassentür.
Knight wollte auf keinen Fall den Garten betreten. Er wollte Sir Denton so in Erinnerung behalten,
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