Private Games - Der Countdown des Todes
Seite, als er seine Serviette auf den Tisch legte und nach der Bedienung winkte. » Wie geht’s ihnen?«, fragte sie. » Den Zwillingen?«
» Gut«, antwortete Knight und blickte seiner Schwägerin offen ins Gesicht. » Ich weiß, sie würden gerne ihre Tante Elaine kennenlernen. Meinst du nicht, es wäre langsam an der Zeit?«
Es war, als würde sich Pottersfield im gleichen Augenblick mit einem unsichtbaren Schutzschild umgeben. » Ich bin noch nicht so weit«, erwiderte sie knapp. » Ich weiß nicht, ob ich es ertragen könnte.«
» Samstag in einer Woche werden sie drei.«
» Glaubst du ehrlich, ich könnte diesen Tag jemals vergessen?«, fragte Pottersfield und erhob sich.
» Nein, Elaine«, sagte Knight. » Das werde ich auch nicht können. Nie. Aber ich hoffe, dass ich irgendwann in der Lage sein werde, diesem Tag zu vergeben. Ich hoffe, du auch.«
» Du bezahlst?«, fragte Pottersfield.
Knight nickte. Als sie sich zum Gehen wandte, sagte er: » Elaine, wahrscheinlich gebe ich für sie irgendwo eine Geburtstagsparty. Ich fände es schön, wenn du kämst.«
Pottersfield blickte über ihre Schulter zu ihm. » Wie gesagt, Peter, ich weiß nicht, ob ich schon so weit bin«, wiederholte sie gereizt.
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I m Taxi auf dem Weg nach Hause fragte sich Knight, ob ihm seine Schwägerin je vergeben würde. War es überhaupt wichtig? Ja. Es schmerzte ihn, dass seine Kinder womöglich nie die einzige Verwandte ihrer Mutter kennenlernten. Doch statt in Niedergeschlagenheit zu versinken, zwang er sich, an andere Dinge zu denken, zum Beispiel an Selena Farrells Begeisterung für Mode.
Diese Tatsache passte so gar nicht in sein Bild von ihr. Deswegen rief er Pope an. Sie klang frustriert. Am Morgen hatten sie sich in Hooligans Labor darüber gestritten, wann und wie sie die Infos zu den Kriegsverbrechen veröffentlichen sollte. Sie hätte ihren Artikel am liebsten sofort in der Zeitung gesehen, doch Knight und Jack hatten gedrängt zu warten, bis Den Haag und Scotland Yard die Infos bestätigen würden. Allerdings wollte Private in diesem Zusammenhang auf keinen Fall genannt werden.
» Hat Ihre Schwägerin den Fingerabdruck abgleichen können?«, fragte sie.
» Ich glaube, das Ergebnis haben wir frühestens morgen«, antwortete Knight.
» Hervorragend«, maulte Pope. » Und der Ankläger in Den Haag ruft nicht zurück. Also habe ich nichts, worüber ich für die morgige Ausgabe schreiben kann.«
» Sie könnten sich aber um etwas anderes kümmern«, bot Knight an, als das Taxi vor seinem Haus hielt. Er bezahlte den Fahrer und blieb auf dem Bürgersteig stehen, um ihr die Sache mit der Schminkkommode und den Kleidern in Selena Farrells Wohnung zu erklären.
» Exklusive Mode?«, vergewisserte sie sich ungläubig. » Farrell?«
» Das war auch meine erste Reaktion«, sagte Knight. » Aber daraus könnte man eine Menge Rückschlüsse ziehen. Dass sie vielleicht noch über andere Geldquellen als ihr Uni-Gehalt verfügt. Vielleicht ein Doppelleben führt, das Sie aufdecken könnten.«
» Sie haben gut reden«, begann Pope.
Gott, wie sie ihn wütend machte. » Das ist das, was ich Ihnen anbieten kann«, schnauzte er. » Hören Sie, Pope, ich muss meine Kinder ins Bett bringen. Wir reden morgen noch mal darüber.«
Er beendete das Gespräch mit dem Gefühl, von dem Fall so aufgefressen zu werden wie Kronos seine eigenen Kinder gefressen hatte. Dieser Gedanke frustrierte ihn aber nur noch mehr. Hätte er nicht für die Olympischen Spiele arbeiten müssen, hätte er sich ausschließlich um die Aufklärung der Morde an seinen vier Kollegen gekümmert. Aber das würde er nachholen.
Knight trat ein und ging die Treppe hinauf. Eine Tür schabte über Teppich, gefolgt von Schritten. Marta verließ das Kinderzimmer. Als sie Knight sah, hielt sie den Zeigefinger an ihre Lippen.
» Kann ich noch Gute Nacht sagen?«, flüsterte Knight.
» Sie schlafen schon«, antwortete Marta.
Knight blickte auf seine Uhr. Kurz nach acht. » Wie machen Sie das? Ich kriege sie nie vor zehn ins Bett.«
» Ein alter estnischer Trick.«
» Den müssen Sie mir irgendwann verraten. Na dann, bis morgen früh um acht?«
Sie nickte. » Ich werde hier sein.« Sie zögerte, bevor sie an ihm vorbei und die Treppe nach unten ging. Knight folgte ihr. Er wollte sich ein Bier schnappen und ebenfalls früh ins Bett gehen. Marta zog ihre Jacke an und war bereits an der Wohnungstür, als sie sich noch einmal umdrehte. » Haben Sie die Verbrecher schon
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