Private Games - Der Countdown des Todes
gefangen?«, fragte sie.
» Nein«, antwortete Knight. » Aber ich habe das Gefühl, wir rücken ihnen ordentlich auf die Pelle.«
» Das ist gut«, sagte sie. » Sehr, sehr gut.«
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Am Abend saß Pope in der Redaktion der Sun, ein Auge auf den Bildschirm gerichtet, wo die Höhepunkte von Englands haushohem Sieg über Ghana im letzten Spiel der Vorrunde beim Fußball der Männer gezeigt wurden. Pope kochte noch immer innerlich vor Wut, weil sie die Verbindung zwischen Kronos, den Furien und den Kriegsverbrechen auf dem Balkan nicht enthüllen durfte.
Selbst Finch, ihr Redakteur, hatte ihr gesagt, dass sie, so wunderbar die Geschichte auch klinge, nicht genug für einen Artikel habe – und das könne noch zwei, vielleicht sogar drei Tage so bleiben, zumindest bis der Ankläger in Den Haag mit ihr offiziell geredet haben würde.
Drei Tage, stöhnte sie. Dann ist Samstag. Eine solche Geschichte wird auf keinen Fall an einem Samstag erscheinen. Das heißt also, bis Sonntag warten. Vier Tage!
Jeder Nachrichtenjournalist in London arbeitete mittlerweile am Kronos-Fall, und jeder versuchte, mit Popes Artikeln gleichzuziehen oder bessere zu schreiben. Bis zu diesem Tag war sie ihnen weit voraus gewesen. Jetzt allerdings fürchtete sie, die Verbindung zu den Kriegsverbrechen könnte durchsickern, noch bevor sie selbst als Erste in der Presse darüber berichten würde.
Und was sollte sie in der Zwischenzeit tun? Hier herumsitzen? Auf den Rückruf des Anklägers warten? Darauf warten, dass Scotland Yard den Fingerabdruck mit seiner Datenbank abgleichen und das Ergebnis in die Welt hinausposaunen würde?
Die Situation machte sie bekloppt. Sie sollte nach Hause gehen. Sich ein bisschen ausruhen. Doch sie hatte Angst, weil Kronos wusste, wo sie wohnte. Also grübelte sie darüber nach, wie sie ihrem Artikel mehr Schwung verleihen könnte.
Und so fiel ihr auch Knights Rat wieder ein, ein bisschen mehr über Selena Farrell zu recherchieren. Es war schon vier Tage her, dass Farrells DNS mit dem Haar in Kronos’ erstem Brief abgeglichen worden war, und seit drei Tagen lief die Großfahndung nach ihr. Allerdings bisher ohne Erfolg. Farrell war wie vom Erdboden verschluckt.
Weshalb sollte ausgerechnet ich sie finden, wenn selbst die Polizei das nicht schafft?, zweifelte Pope, bevor ihr Kampfgeist erwachte. Tja, aber warum eigentlich nicht?
Sie biss auf ihre Unterlippe und dachte über Farrell als Modeexpertin nach, bis ihr die vollständige Liste mit Beweisstücken einfiel, die in Farrells Wohnung und Büro gefunden worden waren. Natürlich hatte sie sich die Liste durchgesehen, aber nur im Hinblick auf antiolympische Schriften und besagte Flötenmusik.
Nach Kleidern hatte sie natürlich nicht gesucht.
Pope rief die Beweisliste auf und blätterte sie durch. Sie brauchte nicht lange, bis sie auf die Einträge von Cocktailkleidern von Liberty und Röcke und Blusen von Alice by Temperley stieß. Echt teure Klamotten. Mehrere Hundert Pfund kosteten die. Locker.
Knight hatte gesagt, Farrell führe ein Doppelleben. Vielleicht hatte er recht.
Angestachelt begann Pope, in ihrem Notizbuch nach der Telefonnummer von Nina Langor, Farrells Forschungsassistentin, zu suchen. Pope hatte in den letzten vier Tagen mehrmals mit Langor gesprochen, die, wie sie sagte, über das plötzliche Verschwinden ihrer Chefin sehr erstaunt sei und keine Ahnung habe, wie Farrells DNS in Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen Kronos ins Spiel gekommen war.
» Was?« Langor klang nach ihrer anfänglichen Zurückhaltung, mit der sie sich am Telefon gemeldet hatte, verblüfft, als Pope ihr von Farrells Haute-Couture-Ausflügen berichtete. » Das ist unmöglich. Sie macht sich doch immer über Mode und Frisuren lustig. Andererseits trägt sie ständig ein Tuch.«
» Hat sie einen Freund?«, fragte Pope. » Jemanden, für den sie sich schick macht?«
Langor ging auf Abwehr. » Das hat die Polizei auch schon gefragt. Ich sage Ihnen, was ich denen auch gesagt habe: Ich glaube, sie ist lesbisch, bin mir aber nicht sicher. Sie hält sich sehr bedeckt.«
Die Sekretärin sagte, sie müsse nach Hause gehen, und ließ Pope um elf Uhr abends allein. Pope fühlte sich, als wäre sie in den letzten sechs Tagen mehrere Marathons gelaufen. Doch sie zwang sich, die Beweisliste weiter durchzugehen, fand aber erst ganz am Ende den Hinweis auf eine zerrissene, pinkfarbene Streichholzschachtel mit den Buchstaben » CAN «.
Sie versuchte, sich eine solche pinkfarbene
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