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Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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deutete auf die Karaffe. Er trank den Whisky neuerdings pur. »Habe nicht die geringste Ahnung«, sagte er. »Wieso? Unten in Chinverly, denke ich. Landhaus. Gehört ihr.«
    »Da issie eben nich'«, entschlüpfte es Inspektor Lloyd in der Sprache seiner Herkunft, in die er sonst nur selten noch verfiel. »Hab' gehört, Sie leben getrennt«, setzte er ingrimmig hinzu.
    »Das ist unsere Privatsache, Mann.«
    »Bis zu einem gewissen Grad, ja, Sir. Schön und gut. Aber dann nicht mehr, wenn ihr Anwalt sie nirgends finden kann und überhaupt keiner mehr weiß, wo sie steckt. Dann isses nämlich nich' mehr Ihre Privatsache.«
    Mr. Sutton-Cornish dachte darüber nach. »Da liegen Sie durchaus richtig, wie man heute sagt«, räumte er ein.
    Der Inspektor fuhr sich mit seiner großen, blassen Hand über die Stirn und beugte sich vor.
    »Raus mit der Wahrheit«, sagte er rasch. »Ist am Ende das Beste. Das Beste für alle. Rumalbern bringt Ihnen jetzt nichts mehr ein. Recht muß Recht bleiben.«
    »Trinken Sie einen Whisky«, sagte Mr. Sutton-Cornish.
    »Heute abend nich' drin«, lehnte Inspektor Lloyd grimmig ab.
    »Sie hat mich verlassen.« Mr. Sutton-Cornish zuckte die Achseln. »Und deshalb sind mir die Dienstboten weggelaufen. Sie wissen ja, wie das Personal heutzutage ist. Sonst habe ich absolut keine Ahnung.«
    »Ach was, freilich hamse die«, sagte der Wachtmeister, den die angelernten feinen Manieren schon wieder im Stich ließen.
    »Es liegt noch keine Anzeige vor, aber ich glaube, Sie wissen schon was, bestimmt wissen Sie was.«
    Mr. Sutton-Cornish lächelte leichthin. Der Inspektor zog die Brauen zusammen und fuhr fort: »Wir haben uns erlaubt, Sie zu beobachten, und für einen Herrn Ihrer gesellschaftlichen Stellung – führen Sie zur Zeit ein verdammt sonderbares Leben, wenn ich mal so sagen darf.«
    »Sie dürfen, und dann dürfen Sie machen, daß Sie hier rauskommen«, sagte Mr. Sutton-Cornish unvermittelt.
    »Nun mal langsam. Ich denk' ja nich' dran.«
    »Vielleicht wollen Sie eine Haussuchung machen.«
    »Sollt' ich wohl. Werd' ich wohl. Eilt mir nicht. Dazu muß man sich Zeit nehmen. Und manchmal 'n Spaten.« Inspektor Lloyd gestattete sich ein recht häßliches Feixen. »Scheint mir, die Leute verschwinden 'n bißchen zu leicht, wenn Sie in der Gegend sind. Erst dieser Skimp. Und jetzt Mrs. Sutton-Cornish.«
    Mr. Sutton-Cornish starrte ihn mit lauernder Bösartigkeit an. »Und wo gehen nach Ihrer Erfahrung die Leute hin, wenn sie verschwinden, Inspektor?«
    »Die verschwinden manchmal gar nicht. Die läßt manchmal einer verschwinden.« Der Inspektor leckte sich mit katzenhafter Miene die dicken Lippen.
    Mr. Sutton-Cornish hob langsam den Arm und wies auf die Bronzetür. »Sie haben es so gewollt, Inspektor«, sagte er liebenswürdig. »Sie sollen Ihren Willen haben. Dort sollten Sie suchen – nach Mr. Skimp, nach Teddy, dem Spitz, und nach meiner Frau. Dort – hinter dieser antiken Bronzetür.«
    Der Inspektor blickte stur vor sich hin. Sein Ausdruck blieb noch geraume Zeit unverändert. Dann grinste er, ganz freundlich. Da war noch etwas anderes, zwar hinter seinen Augen, aber doch im Hinterhalt.
    »Machen wir zwei mal 'nen hübschen kleinen Spaziergang«, sagte er forsch. »Die frische Luft wird Ihnen prima bekommen, Sir. Gehen wir –«
    »Dort«, verkündete Mr. Sutton-Cornish, mit noch immer steif ausgestrecktem Arm hinzeigend, »hinter dieser Tür.«
    »Ei – ei.« Inspektor Lloyd drohte schelmisch mit einem dicken Finger. »Waren zu viel alleine, Sir, das isses. Zu viel gegrübelt. Geht mir ab und zu selber so. Man wird davon leicht wirr im Kopf. Gehen wir ein Stück spazieren, Sir. Wir könnten ja irgendwo schön was –« Der große braunhaarige Mann setzte den Zeigefinger an seine Nasenspitze, legte den Kopf zurück und wackelte dabei mit dem kleinen Finger. Aber seine unbeirrten grauen Augen machten den Spaß nicht mit.
    »Erst sehen wir uns meine Bronzetür an.«
    Mr. Sutton-Cornish sprang leichtfüßig von seinem Stuhl hoch. Blitzschnell hatte ihn der Inspektor am Arm gepackt. »Das lassen wir bleiben«, sagte er mit frostiger Stimme. »Schön ruhig.«
    »Schlüssel ist hier drin«, sagte Mr. Sutton-Cornish und zeigte auf seine Brusttasche, versuchte jedoch nicht, die Hand hineinzustecken.
    Der Inspektor zog den Schlüssel für ihn hervor und starrte ihn groß an.
    »Alle hinter der Tür – an Fleischerhaken«, sagte Mr. Sutton-Cornish. »Alle drei. Kleiner Fleischerhaken für Teddy. Sehr

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