Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Professor Bingos Schnupfpulver

Professor Bingos Schnupfpulver

Titel: Professor Bingos Schnupfpulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
Vom Netzwerk:
heiser.
    Der Auktionator warf ihm einen raschen, abschätzenden Blick zu, zuckte die Achseln und gab es auf. Er setzte sich auf eine leere Kiste, zündete sich eine Zigarette an und räkelte sich ungeniert in sein Privatleben.
    »Was wollen Sie dafür haben?« erkundigte sich Mr. Sutton-Cornish ganz unvermittelt. »Was wollen Sie dafür haben, Mr. –«
    »Skimp, Sir. Josiah Skimp. Na, einen Zwanzigpfundschein, Sir? Allein die Bronze müßte das wert sein, für eine Kunstgießerei.« Die Augen des kleinen Mannes funkelten wieder.
    Mr. Sutton-Cornish nickte geistesabwesend. »Davon verstehe ich nicht viel.«
    »Aber ich bitte Sie, Sir.« Mr. Skimp sprang von seiner Kiste auf, kam herübergetrippelt und zog keuchend vor Anstrengung einen Türflügel auf. »Wundert mich, wie die überhaupt hierher kommt. Für richtige Riesen. Keine Tür für Knirpse wie mich. Sehen Sie mal, Sir.«
    Natürlich hatte Mr. Sutton-Cornish eine ziemlich schauderhafte Vorahnung. Aber er tat nichts dagegen. Er konnte es nicht. Seine Zunge stak ihm in der Kehle, und seine Füße waren wie Eis. Der lächerliche Gegensatz zwischen der wuchtigen Masse der Tür und seinem eigenen zu klein geratenen Körper schien Mr. Skimp zu erheitern. Sein kleines, rundes Gesicht spiegelte den Schatten eines verschmitzten Grinsens. Dann hob er den Fuß vom Boden und sprang.
    Mr. Sutton-Cornish sah ihm nach – solange es etwas zu sehen gab. Doch tatsächlich sah er noch viel länger hin. Das Gehämmer hinten im Laden schien in der Stille zu regelrechtem Donner anzuschwellen.
    Nach geraumer Zeit beugte sich Mr. Sutton-Cornish vor und schloß die Tür zum zweiten Mal. Diesmal drehte er den Schlüssel herum, zog ihn ab und steckte ihn in seine Manteltasche.
    »Müßte was unternehmen«, murmelte er. »Müßte was ... Kann doch nicht zulassen, daß so etwas ...« Seine Stimme erstarb, und dann durchzuckte es ihn heftig, als werde er von einem scharfen Schmerz durchbohrt. Dann lachte er laut los, mit falschem Ton. Kein normales Lachen. Kein sehr angenehmes Lachen.
    »Das war gräßlich«, sagte er verhalten. »Aber erstaunlich komisch.« Er stand noch immer wie angewurzelt, als neben ihm ein blasser junger Mann mit einem Hammer erschien.
    »Mr. Skimp rausgegangen Sir? Haben Sie es zufällig bemerkt? Wir haben eigentlich jetzt geschlossen, Sir.«
    Mr. Sutton-Cornish sah den blassen jungen Mann mit dem Hammer nicht an. Mit klammer Zunge stieß er hervor: »Ja ... Mr. Skimp ... ist rausgegangen.«
    Der junge Mann wandte sich zum Gehen. Mr. Sutton-Cornish machte eine Handbewegung. »Ich habe diese Tür gekauft – von Mr. Skimp«, sagte er. »Zwanzig Pfund. Nehmen Sie bitte das Geld – und meine Karte hier.«
    Der blasse junge Mann strahlte, entzückt darüber, daß er persönlich in einen Verkauf eingeschaltet wurde. Mr. Sutton-Cornish zog seine Brieftasche hervor und entnahm ihr vier Fünfpfundnoten, des weiteren eine Visitenkarte. Auf die Karte schrieb er etwas mit einem kleinen goldenen Stift. Seine Hand wirkte überraschend ruhig.
    »Grinling Crescent Nummer vierzehn«, sagte er. »Schicken Sie sie unbedingt morgen hin. Sie ... sie ist sehr schwer. Das Rollgeld werde ich natürlich bezahlen. Mr. Skimp wird –« wieder brach seine Stimme ab. Nein, Mr. Skimp nicht mehr.
    »Oh, das geht schon klar, Sir. Mr. Skimp ist mein Onkel.«
    »Ach, das tut mir – Hier, nehmen Sie bitte diese zehn Schilling, sie sind für Sie.«
    Mr. Sutton-Cornish verließ ziemlich schnell den Laden, die rechte Hand um den großen Schlüssel unten in seiner Tasche gekrampft.
    Ein normales Taxi brachte ihn zum Abendessen nach Hause. Er speiste allein – nach drei Whiskys. Doch er war nicht so allein, wie er aussah. Nie mehr würde er es sein.

4
     
     
    Sie kam am nächsten Tag, in Sackleinen eingehüllt und mit Stricken verschnürt, und machte gar nichts von sich her.
    Vier kräftige Männer in Lederschürzen wuchteten sie schwitzend die vier Stufen der Vortreppe hoch und hinein in die Eingangshalle, und dabei hagelte es Kraftausdrücke. Sie hatten eine transportable Winde mitgebracht, um sie leichter von der Pritsche des Wagens herunterzuheben, aber an den Stufen wären sie beinahe gescheitert. Endlich in der Halle angelangt, legten sie sie auf zwei niedrige Transportwagen, und danach war es nur noch Plackerei und Gestöhn wie immer. Sie stellten sie ganz hinten in Mr. Sutton-Cornishs Arbeitszimmer auf, quer vor einer Art Nische, wozu ihm ein Einfall gekommen war.
    Er gab ihnen ein

Weitere Kostenlose Bücher