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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Hülle und korrosionsgeschütztem Kleincontainer hinter dem Dünenhaus vergraben.
    Aber der kleinen Kutzenbacher, die die Bedeutung wissenschaftlich gar nicht einschätzen konnte, die, wie mir schien, noch nicht mal richtig hi n hörte, die ein Bein abwechselnd übers andere schlug und ihre grünlackie r ten Zehennägel betrachtete, der hab ich mein Geheimnis ausführlich da r gelegt und auch gezeigt.
    Ich könnte mich damit entschuldigen, es guten Glaubens getan zu haben, weil sie ja wissenschaftlich ungefährlich sei, nicht hinhörte, es gleich wieder vergessen würde. Aber mit gutem Glauben kann man sich vor Gericht ve r teidigen, nicht vor sich selber.
    Ich wollte der Kutzenbacher einfach – als sie nach dieser Fernsehschau so fröhlich zu mir reinkam und immer wieder fragte: Hab ich es ihm geg e ben, hab ich es? – zeigen, daß ich auch nicht ganz ohne war und daß ich nicht als aufgeputzte Mumie die Schau geziert hatte, sondern in Wirklic h keit derjenige war, der die geheimen Fäden in der Hand hielt.
    Jetzt war ich höchst schockiert darüber, wie eitel Greise sein können. Aber war es nur Eitelkeit gewesen, war es nicht einfach so ein väterlicher Zug, na, komm mal her, mein Mädchen, ich zeig dir was, da wirst du aber staunen! Ich war ja niemals Großvater oder Vater. Ich hatte die Funktion nie ausgeübt, auch nie den Drang danach verspürt. Aber bei dieser Ku t zenbacher, die etwa fünfzig Jahre jünger war als ich, konnte ich jenem Trieb, ihr etwas zu erklären, nicht widerstehen.
    Ich dachte wieder an das Geschenk, das ich der Menschheit zu meinem neunzigsten Geburtstag hatte machen wollen. Ich hatte es statt dessen Frau Kutzenbacher überreicht. Ja, dachte ich, so muß es sein, ich wollte sie beschenken. Ich alter Schwachkopf.
    Und sie hatte das Geschenk sofort zu Mittelzwerck getragen. Natürlich, um damit anzugeben: Ich habe nicht nur den Standort der Ludibundi finden helfen. Womöglich sagte sie jetzt schon gefunden. Ich weiß auch, wie man an sie herankommt. Das wissen Sie noch nicht? Hat Ihnen das Professor Philemon nicht mitgeteilt? Merkwürdig, mir sagt er alles.
    Ich dachte wütend, der Schauberuf verdummt und verdirbt die besten Menschen.
    Sie sind also zu Mittelzwerck gegangen, sagte ich.
    Gegangen nicht. Ich traf ihn auf dem Chang, er wirkte sauer. Um ihn zu trösten, sagte ich, die schnippeln immer an den Schauen rum, und immer lassen sie die doofsten Stellen drin. Sie können froh sein, daß Sie als Wi s senschaftler nicht davon leben müssen. Er sagte bitter, die echte Leistung, die man nicht sieht, wird nicht gewürdigt. Es muß sich alles grob sinnlich niederschlagen. Die Leute wollen eine Leistung anfassen, beriechen und belecken können. Sie wollen sie brillantfarben direkt vor ihre Augen gefa h ren kriegen. Ich bin mir selbst darüber klar, daß ernste Wissenschaftler die grünen Teile, die ich in diesem Weckglas vor dem Fernsehen zeigte, zum Lachen finden, zumal sie noch brillantgrün angestrichen waren, um übe r haupt zu wirken. Aber der Laie will das sehen.
    Ich sagte, schwierig wird es, wenn er den Ludibundus sehen will. Ob der sich in der Schau diszipliniert verhalten wird?
    Ich hoffe, sagte Mittelzwerck, daß wir ihn dazu überreden können.
    Sie reden schon mit ihm?
    Nun, sagte Mittelzwerck, wir wollen hier nicht spekulieren, dazu ist die Verantwortung zu groß.
    Wenn ich ein Ludibundus wäre, sagte ich aus Spaß, dann würde ich jetzt meine Ohren spitzen, ob da nicht wer Signale abgibt. Vielleicht mit einem Taschenrechner. Ich würde als Ludibundus auf ganz bestimmte Einstellu n gen reagieren, zum Beispiel so, so und auch so. Ich malte mit dem großen Zeh aufs feuchtbeschlagene Chang-Deck ein Schema. Ich wäre nämlich, sagte ich, als Ludibundus gesprächsbereit, zumal ich aufgestöbert bin. Ich könnte zwar entweichen, ich hätte aber das ewige Fliehen satt. Ich würde mir den Mann angucken wollen, der auf mich scharf ist. Ich malte also, Mittelzwerck guckte dabei auf meinen grünen Zeh. Ich dachte gar nicht, daß er die Zeichnung im Kopf behalten würde. Sie stimmte wohl auch nicht. So deutlich hatte ich die Einstellung nicht im Gedächtnis. Es war ja nur ein Beispiel, sinngemäß. Ich wußte gar nicht, daß Mittelzwerck es noch nicht wußte.
    Hatte ich Ihnen nicht gesagt, Sie sind die einzige, der ich es bisher mitg e teilt habe?
    Das kann schon sein, ich wußte aber nicht, daß ich es nicht erzählen soll.
    Ich hatte Sie darum gebeten, soweit ich mich erinnere. Ich war

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