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Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Professor Mittelzwercks Geschöpfe

Titel: Professor Mittelzwercks Geschöpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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mir nicht ganz sicher, es war mir selber so selbstverständlich, es Mittelzwerck vorz u enthalten, daß ich vergessen haben konnte, die Kutzenbacher besonders darauf hinzuweisen.
    Ich hoffte jedenfalls, Sie hätten soviel Instinkt.
    Dann bat ich sie zu gehen. Ich müßte auch mal schlafen, wie es die he r kömmliche Uhr vorsieht.
    Natürlich schlief ich nicht. Statt dessen zählte ich mir auf, wie sorgfältig ich diese Reise vorbereitet, erst mich, dann Nickelsen , schließlich die Ku t zenbacher Freund Mittelzwerck untergeschummelt hatte. Wie lange hatte ich in Quallnik herumgesessen, mir Chemisett und Halswürger umgebu n den, mit wieviel Kapitänen Algenschnaps getrunken und meine Arbeit kurz vor der Abreise noch sorgfältig vergraben. Ich listiger Greis.
    Nun war ich bereits ausgeschaltet. Mittelzwerck wußte alles. Wie mir die Spuren auf dem Gang bewiesen, vielleicht noch mehr als ich. So weit wie er, das mußte ich mir eingestehen, war ich noch nie gekommen. So eng war mein Kontakt noch nie gewesen. Ich hatte conviva ludibundus gel e gentlich in schemenhafter Form filmisch fixieren können. In abgeschloss e nen künstlichen Räumen war ich ihm noch nie vorher begegnet. Ich hätte mich zerreißen können.
    Wenn man etwas entdeckt, muß man es auch veröffentlichen, sonst greift es sich ein anderer, der es vielleicht mißbraucht.
    Ich konnte nicht mehr verstehen, daß ich nach diesem alten Grundsatz nicht gehandelt hatte, sondern mich wie ein vorzeitlicher Zwerg verhalten, der seinen Schatz kleinlich bewacht.
    Ich meinte wieder das Pitsch und Klitsch da draußen auf dem Gang zu hören.
    Ich hätte gleich, nachdem die Muschelteile gefunden waren, mit Ludibu n dus Kontakt herstellen und ihn vorführen sollen. Nicht nur Ungeduld, auch unsinniges Zögern kann eine Eigenschaft des Alters sein, das sich so gegen Neunzig doch ab und zu bemerkbar macht.
    Ich rappelte mich auf und ging dem pitschenden Geklitsch nach. Soviel natürlich ahnte ich auch schon, daß der conviva ludibundus aus einer ga l lertigen Masse nach Art der eßbaren süßen Gummitiere, durchsichtig, und in vielfältiger Gestalt bestehe. Die Klebespuren auf dem Gang bestärkten mich.
    Aber nun sah ich wirklich solche Gummiformen schwänzeln, kriechen, auch hüpfen, wie der gemeine Springfisch, der nahe meinem Meeresgarten vorkam. Sie krochen immer dichter auf dem Gang zusammen.
    Dann schien es mir, sie setzten sich einer auf den anderen, verklumpten scheinbar, bauten sich auf.
    Als ich nachtappend um die Ecke bog, hinter der Nickelsen den Schlag erhalten hatte, sah ich ein einziges Wesen, ein einziges Gebilde.
    Das sah einem Frosch in Schulanfängergröße ähnlich.
    Ich erkannte, als ob es riesengroße Zellen wären, die einzelnen Gumm i formen, die Elemente, durchsichtig und mit eigenem Innenleben, mit einem unentwegten Hinundherfließen von etwas Grünlichem. Die äußere Hülle war glibbrig-farblos.
    Ich sah das Wesen nur von hinten, weil es auf Mittelzwercks Tür zuhüp f te, wo es mit pirschendem Geräusch, das seine sechsfingrige Hand erzeu g te, den Drucköffner bediente und durch den Spalt hineinglitt. Mögliche r weise war es nicht nur farblos-grün gewesen. Es hatten vielleicht auch andere Farben in ihm geschillert.
    Ich war zu überrascht, um die Erscheinung in allen Einzelheiten blitzartig zu erfassen. Sicher schien, es war äußerst naß gewesen. Vor der Kabine lag eine kleine Pfütze und von der Türwand perlten Wassertropfen.
    Mein erster Impuls war, den Fuß in den Türspalt zu setzen und bei Mi t telzwerck einzudringen. Aber wieder hielt mich mein eingefleischtes Zögern zurück, vielleicht auch Abneigung, das strahlende Erfolgsgesicht des Mi t telzwerck zu sehen. Darf ich vorstellen, Professor Ludibundus – Philemon.
    Ich bezog Posten an der Tür. Mein noch sehr gut intaktes, leicht teufel i ges Ohr vernahm ein quäkendes beziehungsweise quengelndes Geräusch, auf das Freund Mittelzwerck mit kräftiger, fester Stimme antwortete.
    Es klang mir so, als gäbe er dem L udibundus oder der ludibundi schen Struktur eine genaue Weisung. Vielleicht las er auch von dem Blatt, das er im Fernsehen vor sich hatte. Ich glaubte aber zu verstehen, Punkt neun, Grad 007 plus minus.
    Darauf antwortete zart klagend, im Tone einer hinterhältigen Kinde r bravheit, jej, jej, jej, die ludibundische Struktur.
    Punkt neun, Grad 007 plus minus, wiederholte Mittelzwerck.
    Jej, jej, nej, nej, nej, jej, hej, hej, hej.
    Ich hoffte noch andere Töne zu erhäschen,

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