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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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schloss auf. Der Jurist war ziemlich durcheinander – klar zu erkennen am ruckartigen Schlingern seines Autos. Chris schlug einen großzügigen Bogen in die anderen Spuren, um aus Fletchers Rückspiegel zu verschwinden, und schob sich immer näher. Hundertvierzig zeigte der Tacho wieder an – beide Autos fuhren jetzt exakt Seite an Seite, und die Unterführung war nur acht Kilometer lang. Also los jetzt. Chris verringerte den Abstand zwischen den Autos um einen Meter, schaltete die Innenbeleuchtung ein und hob, indem er sich zum Beifahrerfenster hinüberlehnte, eine Hand in einer starren Abschiedsgeste. Da das Licht an war, konnte Fletcher es schwerlich übersehen. Eine Weile lang verharrte er so, dann schloss er die Hand zur Faust und ließ den Daumen nach unten zeigen. Im gleichen Moment schwenkte er seinen Wagen einhändig über die zwischen ihnen liegenden Spuren.
    Das Ergebnis war höchst befriedigend.
    Fletcher hatte wohl statt der Straße die Abschiedsgeste beobachtet und kurzzeitig vergessen, wo er war. Er riss sein Auto zur Seite, kam zu weit ab und streifte die Tunnelwand unter heftigem Funkengestöber. Der grundlackierte Wagen schlingerte wie ein Betrunkener, schlug erneut Funken an der Betonmauer und fiel mit quietschenden Reifen zurück. Chris sah im Rückspiegel, wie der Jurist sein Fahrzeug hektisch abbremste, bis es quer zwischen zwei Spuren zum Stehen kam. Grinsend verlangsamte er auf etwa fünfzig, um zu sehen, ob Fletcher den Kampf wieder aufnehmen wollte. Das andere Auto machte keine Anstalten, sich wieder in Bewegung zu setzen. Und es hatte sich immer noch nicht gerührt, als er den Anstieg am Ende der Unterführung nahm und es aus den Augen verlor.
    »Kluger Mann«, murmelte er.
    Aus dem Tunnel kommend, traf er unvermutet auf Sonnenschein. Die Straße wölbte sich, stieg in einer langen Kurve an, die sich über Zonenland schwang und schließlich auf die Gruppe von Türmen im Herzen der Stadt zulief. Sonnenlicht fiel in trennscharfen Strahlen herab. Die Türme leuchteten.
    Chris stieg aufs Gaspedal und nahm die Kurve in Angriff.

 
ZWEI
     
     
    Das Licht im Waschraum war gedämpft, sickerte von den hohen Fenstern im Schrägdach nach unten. Chris spülte sich die Hände im Onyxwaschbecken und starrte auf sein eigenes Bild im großen runden Spiegel. Die saabgrauen Augen, die ihm dort begegneten, waren klar und stetig. Die Strichcodetätowierungen oberhalb der Wangenknochen nahmen die Farbe auf und mischten sie mit schmalen Streifen eines helleren Blaus. Weiter unten wurde das Blau im Gewebe seines Anzugs und in einer der gekrümmten Linien seiner Susana-Ingram-Krawat-te aufgenommen. Das Hemd glänzte weiß im Kontrast zu seiner Sonnenbräune, und wenn er grinste, zog der Silberzahn das Licht im Raum an, dass man es fast klingeln hörte.
    Gut genug.
    Das Geräusch von laufendem Wasser setzte sich fort, nachdem er den Hahn abgedreht hatte. Zur Seite blickend, stellte er fest, dass noch ein Mann anwesend war, der sich zwei Becken weiter die Hände wusch. Der Neuankömmling war groß, die langen Gliedmaßen und der breite Rumpf zwangsläufig an Maßanzüge gewöhnt, die langen blonden Haare im Nacken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Ein Wikinger im Armani-Anzug. Chris war versucht, nach der zweischneidigen Streitaxt Ausschau zu halten, die der Mann irgendwo abgestellt haben musste.
    Stattdessen tauchte eine der Hände aus dem Becken auf, und mit jähem, ihm durch und durch gehenden Schrecken sah er, dass sie über und über mit Blut bedeckt war. Der andere Mann hob den Kopf und sah ihn an.
    »Kann ich irgendwas für Sie tun?«
    Chris schüttelte den Kopf und wandte sich dem Händetrockner an der Wand zu. Er hörte, wie das Wasser hinter ihm abgestellt wurde, und gleich darauf gesellte der andere Mann sich zu ihm. Chris reagierte, indem er ihm ein wenig Platz machte, während er sich noch die letzte Feuchtigkeit von den Händen rieb. Der Trockner lief weiter. Der andere Mann musterte ihn eingehend.
    »He, Sie müssen der Neue sein.«
    Er schnippte mit den nassen Fingern. Es klebte noch immer etwas Blut an ihnen, wie Chris bemerkte, winzige Flecken, auch in den Linien der Handflächen.
    »Chris Soundso, stimmt’s?«
    »Faulkner.«
    »Yeah, Faulkner, genau.« Er hielt die Hände unter den Luftstrom. »Frisch von Hammett McColl gekommen?«
    »Richtig.«
    »Ich bin Mike Bryant.« Eine Hand seitlich dargeboten. Mit Blick auf das Blut zögerte Chris einen Moment. Bryant bemerkte es. »O ja. Tut

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