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Projekt Armageddon

Projekt Armageddon

Titel: Projekt Armageddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihre Sommersprossen tanzten wie fallende Sterne. »Komm, Panther, lass uns an den See fahren. Ich brauche ein paar Fotos von diesem sagenhaften Eis überall.«
    Ravi verzog das Gesicht. »Nennst du das ›Abschied feiern‹?«
    Ashley stand schon im Flur und zog ihre Stiefel an. »Komm schon, sei kein Spielverderber. Eine Stunde, dann sind wir wieder hier, ich koche uns was und dann feiern wir. Kannst du bis morgen bleiben oder frieren deine Begleitwölfe dann da draußen ein?«
    Ravi lachte. Es gab anscheinend nichts, das ihrer Aufmerksamkeit entging. »Ich schicke sie fort«, sagte er. »Also gut, ein Ausflug zum See. Bei minus 10 Grad. Du bist verrückt, Ash!«
    »Ja, sicher«, rief sie und verschwand im Zimmer. Als sie wiederkam, trug sie einen dicken Pullover und eine Strickmütze. »Helm?«
    »Habe ich nicht dabei«, sagte er bedauernd. »Wie konnte ich riechen, dass du einen Ausflug machen willst?« Er schloss seine Jacke und schlug den Kragen hoch. »Du bekommst meinen.«
    Sie nahm ihre Lederjacke vom Haken neben der Tür. »Ach was, mir passiert nichts. Ich habe ja meine Schutzgeister.«
    Er grinste. Ihre Schutzgeister waren zwei hässliche Stoffwölfe, die rechts und links neben der Eingangstür hingen. Giftig gelbe Augen, Zähne, struppige Schwänze. Geri und Freki. Schon die Namen waren gruselig.
    »Komm schon, träum nicht«, drängte Ash. »Ich will nicht, dass der ganze Zauber geschmolzen ist, wenn wir endlich da sind.« Sie hängte die digitale Spiegelreflexkamera um die Schulter und öffnete die Tür.
    »Da schmilzt heute nichts«, sagte er düster und folgte ihr die Treppe hinunter.
    Die rot-schwarz geflammte Aprilia stand im Schutz des Tordurchgangs zum Hinterhof, und trotz der klirrenden Kälte hatten sich ein paar Halbwüchsige darum versammelt und beteten das Motorrad an.
    »He, Mann, ist das deine Maschine?«, rief ein magerer Junge, und eine hübsche Blondine seufzte: »Was für ein geiles Teil«, und musterte bei diesen Worten Ravi mit anzüglichem Blick.
    »Verpisst euch«, sagte Ash grinsend. »Ab nach Hause, Erol, deine Mama hat schon nach dir gerufen. Gina, Finger weg. Er gehört mir.« Sie schwang sich hinter Ravi auf die Sitzbank, lehnte noch einmal den Helm ab und schlang ihre Arme um seine Taille.
    Der Motor der schweren Maschine erwachte mit einem trockenen Bellen und röhrte dann auf wie ein wütender Dämon. Ashley beobachtete amüsiert, wie die Tür von Vasilikis Café aufsprang und zwei Männer in dunklen Mänteln herausstürmten und zu der schwarzen Limousine rannten, die an der Ecke parkte.
    »Die hänge ich ab!« Ravi ritt das Motorrad wie einen durchgehenden Hengst. Es war nie vollkommen sicher, wer gerade die Oberhand besaß, und Ash, die schon oft so hinter Ravi gesessen und sich an ihn geklammert hatte, taumelte wie immer zwischen einer Höllenangst und der schieren Ekstase hin und her.
    Häuserschluchten, fahrende Autos, in der Bewegung erstarrte Passanten rasten wie verzerrte Schemen an ihnen vorbei. Irgendwo ertönte ein Signalhorn, blitzte ein Blaulicht. Ash krallte ihre Finger in das dicke Leder von Ravis Jacke und wandte das Gesicht aus dem ohrenbetäubenden, atemverschlingenden Luftwirbel, halb blind von dem Wasser, das die eisige Luft aus ihren Augen trieb und in den Wimpern gefrieren ließ.
    Das Dämonengebrüll des Motors röhrte und heulte wie ein Höllengesang. Die Welt wischte schemenhaft an ihnen vorüber, unter ihnen zischte glänzend der Asphalt. Du bist irre, Ravi, dachte Ash. Vollkommen irre. Willst du uns umbringen, nur damit du nicht auf diese Scheißakademie gehen musst? Walhall, öffne deine Pforten für uns, wir sind auf dem Weg!
    Sie presste ihr Gesicht gegen seinen Rücken, weil ihr vom Anblick der vorbeirasenden Welt schwindelig zu werden drohte. Deshalb spürte sie seinen Aufschrei mehr, als sie ihn in all dem Lärm hören konnte. Sie riss den Kopf hoch.
    Die Welt war verschwunden, ersetzt worden durch weißgraue, eiskristallknisternde Suppe. Selbst die Straße unter ihren Füßen schien aus dahinziehenden Wolken gefertigt zu sein.
    »Mistnebel«, brüllte Ravi. Er hatte zwar die Geschwindigkeit heruntergeregelt, aber sie rasten immer noch wie ein entfesselter Komet durch einen planetarischen Nebel.
    »Langsamer«, schrie Ashley. »Verdammt, Ravi, geh vom Gas!«
    Er gehorchte und das Brüllen des Motors wurde zu einem dumpfen, trommelnden Puckern. Aber immer noch waren sie schnell, gefährlich schnell. Das Motorrad brach aus, begann zu rutschen,

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