Projekt Atlantis
sich noch eine Weile schwimmend über Wasser, bis der Raum bis zu Decke vollgelaufen war. Dann nahm er in der letzten verbleibenden Luftkammer noch einmal einen Atemzug.
Patrick und Stefanie standen in der Sphäre am Boden des Raumes. Sie befand sich längst vollständig unter Wasser, aber nichts drang durch die schützende Hülle ein. Das Licht, das noch immer aus dem Podest am Boden trat und sich in einem funkelnden Strom durch das Wasser emporbewegte, schien den gefluteten Raum in ein unwirkliches Gebilde aus flüssigem Kristall zu verwandeln. Sie betrachteten das glitzernde Szenario durch die transparente Hülle und beobachteten, wie González' Leiche mit starrem Blick vor ihnen herabsank und seltsam friedlich zum Liegen kam.
»Es wird Zeit«, sagte Stefanie schließlich. »Wir müssen hier raus.«
»Ach«, meinte Patrick. »Den Gedanken hatte ich auch schon.«
»Einen Augenblick noch«, sagte Stefanie und legte ihre Hand in den Lichtstrom. Kurz darauf begann sich die Sphäre, die sie umgab, zu verändern. Von unten nach oben wandernd ließ das Leuchten nach, so als würde die Hülle vollständig verschwinden. Aber als Patrick seinen Arm ausstreckte, bemerkte er, dass er an ein unsichtbares Hindernis stieß. Eine Art Scheibe.
»Nun sind wir vom Licht unabhängig«, sagte Stefanie.
Patrick fuhr mit der Hand über die Innenseite der neuen Hülle. »Was ist das für ein Material?«
»Es ist gar kein Material im üblichen Sinn. Es ist ein flüchtiges, aber sehr stabiles Netzwerk aus freien Molekülen und Nanobots, die auf molekularer Ebene alles miteinander verbinden. Die Bots wandern durch die Lichtleitungen, um jeden Punkt der Anlage erreichen zu können. Sie lassen sich programmieren und kommunizieren dabei untereinander mit einem rudimentären Schwarmbewusstsein. In diesem Fall, um die gewünschte Hülle jederzeit stabil zu halten. Es ist eine Technologie, die vermutlich erst in einhundert Jahren zu dieser Stufe entwickelt werden wird. Aber nun komm.«
Stefanie tat einen Schritt und half Patrick, der sich humpelnd an ihrer Schulter festhielt. Die Sphäre wanderte mit ihnen mit.
Sie gingen an der Leiche vorbei und stiegen die Stufen hinauf. Es war eine Quälerei für Patrick. Der Stoff seines Hosenbeins war dunkel und mit Blut vollgesogen, sein Bein brannte vor Schmerz. Die Erschöpfung durch den Blutverlust holte ihn nach der kurzen Pause schnell wieder ein.
Endlich waren sie oben angekommen, Stefanie berührte einen Lichtfleck neben der Tür, und anstandslos glitt diese auf. Der dahinter liegende Flur war ebenfalls mit Wasser gefüllt.
»Du hattest ihn doch nicht absichtlich eingesperrt, oder?«, fragte Patrick mühsam.
»Nein. Es war der automatische Sicherheitsmechanismus durch den Wassereinbruch.«
Als Stefanie sich nach rechts wandte, zögerte Patrick.
»Zu den Rettungskapseln... geht es dort entlang.«
»Ja. Aber ich möchte dir etwas zeigen.«
»Ich weiß nicht... wie lange ich es noch aushalte.«
»Es wird schon gehen«, sagte Stefanie. »Versuch noch eine Weile, mit dem Schmerz umzugehen, wie ich es beschrieben habe. Und um die Verletzung kümmern wir uns auch, versprochen. Vertraust du mir?«
Patrick nickte matt. »Wenn nicht dir, dann niemandem.«
Stefanie ging weiter und lächelte. »Ich nehme an, das war eine Art Kompliment?«
»Ich weiß nicht recht. Meinst du, ja?«
Sie lachte auf.
Der Weg führte sie in einen Teil der Anlage, der Patrick unbekannt vorkam. Unterwegs betrachtete er, was das Wasser angerichtet hatte. Alles war vollgelaufen, vielerorts war die Beleuchtung ausgefallen oder flackerte nur noch schwach, an einigen Stellen waren Teile der Wände oder Decken eingestürzt.
»Wie konnte das passieren?«, fragte Patrick.
»Es war kein Zufall«, erklärte Stefanie. »Die Männer haben mit Ihren Maschinenpistolen kritische Teile zerstört. Wahrscheinlich hat González damit begonnen, um der Biosphäre zu entkommen. Danach wird er auch einige andere der Lichtsäulen unterwegs zerschossen haben. Die Zerstörungen haben Teile der Energieversorgung unterbrochen und das ganze System beeinträchtigt. Dadurch ist offenbar der Schutz der Außenhülle beschädigt worden, und so kam eines zum anderen.«
Sie standen inzwischen in einem kurzen Gang. Hinter ihnen hatte sich eine Tür geschlossen, und Stefanie war stehen geblieben.
»Er hat diese ganze so hoch entwickelte Anlage nur mit einer Maschinenpistole vernichtet?!«, fragte Patrick.
»Aber nein. Nur einen kleinen Teil davon.
Weitere Kostenlose Bücher