Projekt Atlantis
Finger seiner Hand zwischen den Zahnrädern eingeklemmt waren. Die Knochen mussten bereits zu Brei zermalmt worden sein, anders hätten die Finger niemals hineingepasst. Sie wurden nur noch durch das Fleisch zusammengehalten.
»O Gott!«, schrie der Arbeiter. »Meine Hand!«
González umfasste den Oberkörper des Mannes, als eine neuerliche Welle über das Schiff brach und sie mit Meerwasser überschüttete.
»Raul!«, schrie er. »Sie dreht sich! Bring das Schiff wieder quer zu den Wellen!«
Der Bootsmann hastete zur Brücke zurück, während González erneut festen Stand suchte. Mit einem kräftigen Ruck zog er den Arbeiter nach hinten und riss die Überreste seiner Hand aus den Zahnrädern. Mit einem Aufschrei stolperte der Mann zur Seite, krümmte sich und ging in die Knie.
»Aufstehen, sofort!«, herrschte González ihn an, beugte sich über ihn und hievte ihn hoch. »Los, steht nicht rum, ihr hirnlosen Affen!«, schrie er die anderen Männer an. »Muss ich alles alleine machen?! Bringt ihn unter Deck und verbindet ihn! Pedro, du bleibst hier.«
Zwei der Männer ergriffen den Verletzten und stützten sich gegenseitig auf dem Weg zurück, während González sich an der Winde zu schaffen machte. »Halte die Kabel, los!«, rief er dem Arbeiter zu und legte einen Hebel um, mit dem er von Elektronik- auf Handbetrieb umstellte.
Pedro griff nach den Kabeln, die vom Kran aus in das aufgewühlte Wasser führten. Ein Ruck fuhr durch seine Hände, als sich die Zahnräder lösten und die Wellen an den schweren Geräten am anderen Ende der Kabel rissen. Er fasste nach und stemmte sich gegen eine Stahlschiene am Boden. Dann rastete endlich das Handrad ein, und González begann, die Maschinen hereinzukurbeln.
Die Juanita lag nun nicht mehr parallel zum Seegang und wurde nicht mehr seitlich von den Wellen überspült, aber nun stampfte sie wie der stählerne Kolben einer gewaltigen, von Meereskraft angetriebenen Maschine. Über die Slip, die niedergelassene Rampe am Heck des Schiffs, brachen immer wieder Wassermassen über das Deck, die beim Abfließen einen gefährlichen Sog verursachten. Das Unwetter nahm zu, Gischt und Regen waren nicht mehr zu unterscheiden. González gelang es nicht, sein Gesicht vor dem Sturm zu schützen, der von allen Seiten an ihm zerrte. Das Atmen fiel ihm schwer, längst war er vollständig durchnässt. Er presste die Augen zu Schlitzen zusammen und kurbelte unerbittlich weiter. Endlich zeigte sich das weiß und gelb lackierte Sonar am Ende der Kabel. González drehte die Kurbel mit beiden Händen weiter. Nur langsam kam das Gerät näher und bewegte sich auf die Slip zu. Die stählerne Rampe war für die Aufnahme des empfindlichen Geräts mit einer Gummiisolierung versehen worden, aber die Wellen drohten das Sonar gegen das Schiff zu schleudern, wenn es nicht im richtigen Augenblick mit einem einzigen Schwung eingeholt und gesichert wurde.
»Schnapp das Sonar!«, rief er Pedro zu. »Und pass auf!«
Der Arbeiter ging einen Schritt auf die Slip zu, als die Juanita erneut aufbockte. Als sie sich hob, schien Pedro einen Moment lang den Boden unter den Füßen zu verlieren, dann schlug das Schiff zurück auf das Wasser, und augenblicklich schossen Hunderte Liter Ozean über die Rampe zwischen seinen Beinen hindurch und fegten sie ihm unter dem Leib weg.
»Pedro!«, rief González.
Der Arbeiter schlug nach allen Seiten um sich, suchte verzweifelt nach Halt, als das Wasser über die Slip zurückfloss und ihn mit sich riss. González rastete die Winde ein und stürzte auf den Mann zu, doch er erreichte ihn nicht mehr. Mit einem kaum hörbaren Schrei versank Pedro in den tobenden Wellen. Einen unwirklichen Moment lang zerriss der Wind die Schaumkronen, als sei nichts geschehen. Dann tauchten Pedros Kopf und Teile seines Oberkörpers auf. Er hatte irgendwie die noch im Wasser hängenden Kabel zu fassen bekommen und hielt sich nun an der Apparatur fest. Er bemühte sich, Luft zu holen, doch immer neue Wellen schlugen über ihm zusammen.
González fluchte, eilte zum Bockkran zurück und kurbelte weiter in der Hoffnung, dass er den Mann auf diese Weise gemeinsam mit dem Sonar an Bord ziehen könnte. Doch das Gewicht hatte sich vervielfacht, und trotz seiner Kraft brachte er das Kabel nur mit quälender Langsamkeit ein. Nur für eine Sekunde senkte er seinen Blick, um sich mit den Armen auf das Rad zu stemmen. Als er wieder aufsah, weiteten sich seine Augen vor Schreck. Hinter der Slip türmte sich
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