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Projekt Babylon

Titel: Projekt Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Wilhelm
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Manipulation ist ausgeschlossen, Monsieur. Unsere Daten werden automatisch mit einem dynamischen Wasserzeichen verschlüsselt.«
    »Sie erklären uns also«, sagte Stefanie, »dass Sie einen unsichtbaren Menschen entdeckt haben, der sich vor einer halben Stunde in der Nähe des Gatters versteckt hat und nun noch nicht einmal mehr für die Wärmebildkamera auffindbar ist.«
    »Das ist korrekt, Madame«.
    »Das klingt sehr unschön«, sagte Peter. »Was planen Sie, in dieser Angelegenheit zu unternehmen?«
    »Wir untersuchen den fraglichen Bereich zurzeit in verschiedenen Frequenzbereichen, um ein anderes Bild zu bekommen. Sobald wir eine Möglichkeit haben, den Mensch im Ultraschallspektrum zu erfassen, werden wir ihm augenblicklich nachstellen und ihn ergreifen.«
    »Hm.« Peter nickte. »Gut, halten Sie uns auf dem Laufenden. Wir machen uns inzwischen auf zur Höhle.«
    Als sie wieder im Wagen saßen und ihren Weg zum Berg fortsetzten, sagte er: »Ich frage mich, wer uns da beobachtet. Finden Sie das nicht äußerst bedenklich?«
    »Ja, unbedingt«, stimmte Stefanie zu. »Halten Sie es für möglich, dass uns Renée Colladon ausfindig gemacht hat?«
    »Denkbar wäre es«, überlegte Peter. »Es könnte aber natürlich auch jener andere unbekannte ›St. G.‹ sein, der uns die merkwürdigen Faxe geschickt hat.«
    »Oder der Förster«, sagte Patrick. »Wie hieß er noch, Levasseur?«
    »Dem traue ich das am ehesten zu«, meinte Peter. »Fragt sich nur, wie er es schafft, sich unsichtbar zu machen. Ich verstehe ja nicht viel von Technik, aber das kommt mir doch sehr aufwendig vor. Vielleicht hat es etwas mit dem Durchgang in der Höhle zu tun?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun ja, der Durchgang hat doch auch so merkwürdige Eigenschaften, wie auch immer man das nennt. Vielleicht gibt es eine gewisse Technologie oder eine bestimmte Farbe oder Chemikalie, die das alles bewirkt. Mit ihr ist die Höhle angemalt, und wenn man daraus einen Stoff webt, dann macht der einen unsichtbar.«
    »Also, Ihre Fantasie möchte ich haben«, sagte Patrick.
    »Was weiß denn ich? Immerhin sind Sie doch auch auf der Suche nach Eldorado...«
    »Fangen Sie schon wieder davon an?«
    »Ich meine das ganz ernst, ohne Zynismus. Vielleicht gibt es ja eine einfache, rationale Erklärung.«
    »Nun«, sagte Patrick, »dem Geheimnis der Höhle werden wir ja glücklicherweise gleich ein gutes Stück näher sein.«
    Kurze Zeit später kamen sie an den Felshang, wo sie den Wagen stehen lassen mussten. Es war zwar erst kurz vor fünf am Nachmittag, aber der Himmel hatte sich inzwischen so bedeckt, dass sie ein merkwürdiges Zwielicht umgab.
    »Es wird bald regnen«, sagte Peter. »Hoffentlich hält es sich in Grenzen, so dass wir nachher wieder gut zurückkommen.«
    Nacheinander stiegen sie den Pfad hinauf. Oben angekommen, öffnete Peter das Stahltor, während Patrick den Generator startete und die Flutlichter einschaltete.
    Einen Augenblick blieben sie noch unschlüssig vor dem Eingang stehen. Es war auf eine Weise nicht anders als die vielen Male, die sie bisher hier gewesen waren. Alles wirkte in seiner Fremdartigkeit vertraut, es war, als hätten sie sich an das Rätsel und dessen Unlösbarkeit gewöhnt. Und doch war es heute anders. Sie würden nichts weiter tun, als einen einzigen Schritt zu wagen, aber dieser Schritt war eine Revolution. Sie hatten noch keine Vorstellung davon, von welcher Tragweite diese Kleinigkeit sein würde.
    Sie gingen in die Höhle hinein, vorbei an den Schriftzügen und Malereien, die sie in den letzten Tagen und Wochen so sehr beschäftigt hatten. Was sie übersetzt hatten, war nur ein Teil, vielleicht höchstens die Hälfte. Noch immer gab es unzählige Texte, die ihnen unbekannt waren, deren Schrift sie nicht einmal kannten. Peter war überzeugt, dass diese Höhle ein neuer Stein von Rosette war, eine Quelle, eine Goldgrube für jeden Sprachforscher. Zahllose Schriften der Antike waren bisher nicht entziffert worden, von einigen hatte man viel zu wenig Fundstücke, aber durch diese Höhle würde man dem Verständnis der Antike in riesigen Schritten näher kommen, sie würde ein völlig neues Licht auf so vieles werfen. Es war ein grandioser Fund, möglicherweise der bemerkenswerteste seit Carter.
    Doch trotz aller Bedeutsamkeit beachteten sie die Wände nun kaum. Sie hatten eine einigermaßen brauchbare Erklärung dafür gefunden, wie diese Malereien hierher gekommen waren und welche Geschichte die Texte erzählten.

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