Projekt Genejusha - Wächter der Sonne 1
auf das Stammhirn fokussierte, drückte sich eine Frage durch den Nebel: Nach wem hielt sie nur mit ihren Sinnen im Umkreis von einigen hundert Metern rund um die Halle Ausschau? Wer war es, den sie suchte? Sie suchte jemanden, aber was war dieses Singen in ihrem Herzen? Was bedeutete diese enorme Öffnung in ihrem Heiligsten, woher kam diese besinnliche, warme erotische Strömung? Wer war es, den sie mit ihren nahezu gelähmten Sinnen zu erreichen versuchte?
Ein weiterer Schlag, ein weiterer spitzer Gegenstand durchzuckte ihren Körper. Ihre Sinne verschlossen sich und es wurde dunkel. Das Brennen wälzte sich, einem tosenden Tsunami gleich, in Wellen durch ihr Fleisch. Es musste an der Zellverbindung der Unsterblichkeit angekommen sein. Etwas drang in ihr Herz. Nicht in jenes spiralförmige, pulsierende Etwas, das ihr das Leben und den Transport des Lebenssaftes ermöglichte, sondern das Seelenherz.
Eine Welle, noch eine Welle. Die Dunkelheit wich nicht. Noch eine Welle. Leicht wurde das Dunkel nun zu einem sanfteren Grau. Noch eine Welle, diesmal auf ihren inneren Sensor, der prompt reagierte. Sie ließ die Wellen von Bewusstsein und Liebe in ihren Geist, schwang sich in ihren heiligen Raum, tastete sich in ihren Leib vor und suchte nach dem Gegenklang. Eine kleine Welle aus ihrem Leib erwiderte die von außen kommende Woge. Reine Liebe, ein pures Willkommen, so als würde ein Elternteil sein Kind begrüßen, bevor es geboren wird. Nejusha ritt auf ihrer eigenen Welle und begrüßte die Welle ihres leiblichen Vaters und die ihrer Mutter Amenish. Die Energien waren sich ähnlich.
Das Dunkel griff wieder nach ihr. Noch einmal drang die Welle tief in ihre Zellen.
Zwei Augen waren zu sehen, umrandet von einem irisierenden Gold und einem diamantenen Ton in ihrem Zentrum, so tief wie das Schwarz der Nacht. Das letzte Licht blitzte durch ihre Sinne und die Augen verschwanden in einer weiteren Woge. Nejusha ahnte, dass sie gerufen wurde. Sie wurde von der großen MA nach Hause gerufen, in den Hafen der Entitäten. Aber eine Kobra starb erst, wenn sich alle Sinne lösten und freiwillig zur Quelle zurückkehrten. Ihre Sinne waren noch präsent, ihre Haut nahm noch Schwingungen wahr. Nejusha war noch nicht vollständig ins Zentrum der Quelle des Einen Lichts eingetaucht.
Ihre Ohren nahmen ein Zischen wahr. Die Stimme eines Leoniden. Phobiers Stimme. Sie musste während etwas Bedeutendem angefangen haben zu sterben oder sehr nahe am Eingang des großen Lichts zur heiligen MA gewesen sein. Seine Stimme klang wie ein Befehl, aber in dem lauten Zischen konnte sie kaum noch etwas unterscheiden.
Bilder rasten durch ihre Sinne, schemenhafte Gestalten, Gerätschaften, Instrumente, Wortfetzen. Einer klang wie ihr Name. Die Gerüche und Frequenzen wandelten sich und sie roch ein so bekanntes und geliebtes Etwas. Noch einmal, als der Geruch sie traf, öffnete sich ihr Herzraum und ihr Körper versuchte die Schwingungen aufzubauen. Leise und sanft öffnete sich die Flamme aus ihrem ekstatischen Inneren, lodern wäre zu viel gesagt. Das Bewusstsein der Flamme öffnete sich, aber etwas fehlte. Die Flamme einer Kobra, so sie denn mit jemandem vereinigt war, pulsierte in einem heißen, erregten Ton.
Nejushas Registerzelle sprang an und ihre Kampfkraft aktivierte sich. Die gleißende Strömung aktivierte sich durch ihre sexuellen Organe und tastete etwas ab, fand aber nichts. Was hätte sie auch finden sollen? Die Welle, ihre eigene, die sie durch ihren Körper zu leiten versuchte, stieß auf eine emotionale Schwingung von außen. Eine wohlige, wonnige und sehr bekannte Energie, die sie an jemanden erinnerte. An wen? Niemand. Da war kein Wer oder Jemand. Das silberne Licht kam und sie spürte, wie ihr Körper sich aufzulösen begann.
Eine Kobra würde sich durch den Code der MA in sich selbst auflösen, wenn sie die heiligen Hallen der Läuterung, Heilung und Salbung betreten sollte. Dort würde sie durch wiedergewonnene Ganzheit Teil der Quelle der MA.
2. Kapitel
„Bevor das letzte Licht Nejushas Zellen einnimmt und sie in die Heiligkeit trägt, müssen wir ihr ein Stück Fleisch aus dem Körper schneiden!“
Bei diesem Satz ertönte ein tiefes Knurren aus der Kehle des Königs der Leoniden. Die Macht dieses Tones wandelte die Stimmung in der Halle der Niederkunft von Schock in gefrorene Ehrfurcht. Die Wesen der Chronicle Lyasi waren aus den Metaräumen ihrer Geborenen erschienen. „Ein schlechtes Zeichen“, war der Gedanke
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