Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
bin hier ebenfalls in guten Händen, wie ich sehe«, sagte Protean und verneigte sich höflich. Meteorite wurde rot.
Iridium verdrehte die Augen. Ah, junge Liebe! »Wo ist Joan?«, fragte sie Meteorite, bevor die sich ganz tief in Proteans Augen verlieren konnte.
»Im Besprechungsraum. Sie sieht die Daten von Corp durch. Versucht, irgendwelche Informationen über Moore zu finden. Sie will nicht gestört werden.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Iridium. Dann ging sie den Flur entlang, bog um eine Ecke und trat in den kleinen, mit Ausdrucken vollgestopften Raum. Jet kehrte ihr den Rücken zu. Tief über den Schreibtisch gebeugt, überflog sie Blatt für Blatt eines Stapels, der bis zum Mond zu reichen schien. »Hey!«, rief Iridium laut. »Meteorite hat mir gesagt, dass du dich hier drin versteckst.«
Jet drehte sich um, und einen Augenblick lang verschlug es Iridium komplett die Sprache. Sie konnte sich nicht daran erinnern, Jet auch nur ein einziges Mal in Zivil gesehen zu haben – sogar an der Akademie hatte sie immer die eine oder andere Uniform getragen. Ganz zu schweigen von ihren Haaren, die in sanften Wellen über ihren Rücken fielen. Auf Jets Gesicht prangte ein Lächeln, und sie trug keine Optibrille.
Jetzt war es offiziell. Die Welt war wirklich und wahrhaftig komplett auf den Kopf gestellt.
»Iri!« Jet machte ein langes Gesicht, als sie Iridium näher betrachtete. »Callie, du siehst schrecklich aus. Ist was passiert?«
»Mein … mein Vater ist fort«, platze Iridium heraus.
»Fort?«
»Weg. Verpieselt. Verduftet. Nur Protean ist bei mir geblieben. Ich bin vorbeigekommen, um ihn hier bei euch Helden abzugeben.« Sie schickte sich zum Gehen an. Der Flur schien auf einmal ziemlich nahe zu sein.
»Warte.« Jet drückte einen Knopf auf ihrem Pager, und als sich die Stimme eines Mannes meldete, sagte sie: »Lowell, Iridium braucht frische Kleidung, bitte. Wären Sie so nett?«
»Aber sicher doch«, kam die Antwort. »Größe 34?«
Wie betäubt nickte Iridium.
»Perfekt«, sagte Jet. »Danke.« Dann ließ sie ihren Blick noch einmal über Iri schweifen und fügte hinzu: »Oh, und könnten Sie bitte auch eine Haarbürste mitbringen? Und eine volle Dose Haarspray?«
»Ach, leck mich doch, Jetster!« Iridium brachte wahrhaftig ein halbes Lächeln zustande.
»Geh duschen, mach dich frisch«, sagte Jet bestimmt. »Dann holen wir uns was zu essen und reden. Über deinen Vater. Über alles.«
»Ich will aber eigentlich nicht reden«, protestierte Iridium. »Ich wollte nur sicherstellen, dass der große Ochse hier bei euch Supertypen gut aufgehoben ist.«
»Aber ich will reden«, erwiderte Jet. »Außerdem – ich glaube, du hast da vorhin irgendwas von Margaritas gesagt.«
»Da ist etwas, das ich noch nicht so richtig verstehe«, sagte Jet.
Iridium trank ihre zweite Margarita aus. Jetzt fühlte sie sich zumindest nicht mehr so leer. Allerdings leicht benommen und ein bisschen angeheitert. »Was denn? Wie Hypnotic aus dem Gefängnis fliehen konnte?«, riet sie.
Jet zog eine Augenbraue hoch. »Ich hasse es, wenn du das tust.«
»Jetzt entspann dich mal. Worüber sollte eine Superheldin mit Zwangsneurose in ihrer Freizeit denn sonst nachdenken?«
Lächelnd biss Jet in ihre Enchilada. »Na?«, fragte sie, den Mund voller Käse.
»Radar«, erwiderte Iridium. »Er hat vorgegeben, ein Ex-Häftling namens Radar zu sein. Mentale Kontrolle, von Anfang an. Wenn der Typ niemanden hat, den er nach seiner Pfeife tanzen lassen kann, ist es nicht weit her mit ihm.« Sie schniefte verächtlich. Versuchte, die Harte zu spielen und vorzugeben, Hypnotic hätte sie nicht auch gekriegt. Aber die Erinnerung blitzte trotzdem auf.
Bruce, die begeisterte Menge, ihr Vater frei und glücklich und an ihrer Seite.
»Dieser Hurensohn.« Finster starrte Iridium in ihr leeres Glas. »Ich bin froh, dass er bekommen hat, was er verdient.«
»Ich auch«, stimmte Jet abwesend zu, während sie auf das Aquarium starrte, das in einer Ecke des Restaurants stand. Ein Rotfeuerfisch wedelte melancholisch mit den Flossen.
»Also, das war lustig und alles, aber ich muss jetzt wieder zurück.« Iridium orderte die Rechnung. Das Restaurant hatte menschliche Kellner, noch ein Vorteil. Sie war in letzter Zeit von viel zu vielen Außermenschlichen umgeben gewesen. »Wreck City räumt sich nicht von allein auf.«
»Iri, warte!« Jet kippte den Rest ihrer Margarita hinunter. »Da ist noch etwas anderes, worüber wir sprechen
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