Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht

Titel: Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge , Jackie Kessler
Vom Netzwerk:
dich. Es ist doch nur eine Pressekonferenz.«
    »Ich weiß«, gab Jet zurück und benutzte ihren alten Trick. Sie konnte reden, ohne die Lippen zu bewegen. Das ging ja im Augenblick gar nicht, dass die Schattenmacht mit sich selbst redete, oder? Wir wollen doch nicht, dass die Leute denken, wir wären ein bisschen weich da oben in der Birne – besonders jetzt, da sie die Schattenstimmen fast die ganze Zeit über hörte.
    Licht, sie hasste öffentliche Auftritte.
    »Möchtest du wissen, wie deine Beliebtheitswerte sind?«
    »Nein.«
    »Möchtest du wissen, wie viele Leute mit dir schlafen wollen?«
    »Nein!«, zischte sie und zog dabei ihr Lächeln breiter. Und breiter. Und breiter.
    Meteorite gluckste in sich hinein. »Mehr als 64 Prozent. Das ist mehr als vor der Sache mit Hypnotic.« So teilten sie jetzt die Geschichte ein: vor der Sache mit Hypnotic, als sie alle Sklaven von Corp-Co gewesen waren, und nach der Sache mit Hypnotic.
    Jet konnte sich ein lautes Stöhnen nicht ganz verkneifen.
    Iridium, die neben ihr stand, lehnte sich herüber und flüsterte: »Stell ihn dir nackt vor.«
    Igitt!
    »Wow, sie kann lächeln, ohne dass es aussieht, als würde sie schreien«, witzelte Iridium. »Wer hätte das gedacht?«
    »Schhhh!«
    »Also bitte. Als ob es irgendjemanden kümmern würde, wenn wir Mädels hinter dem Rücken des Bürgermeisters schwatzen.«
    Lee, aufgeblasen wie immer, gab soeben laut und voller Stolz seiner Begeisterung darüber Ausdruck, dass die Schwadron zurück sei, die Außermenschlichen wieder zu Beschützern ihrer menschlichen Verwandten geworden seien, New Chicago ohne Zweifel wieder zu einem Juwel in den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada aufsteigen würde und so weiter und so fort.
    Und die Menge schluckte es. Das Runner-Netzwerk hatte seinen Job besser gemacht als erwartet – sie gaben geradezu ein Musterbeispiel dafür ab, wie man wirksame Öffentlichkeitsarbeit leistete. In der Tat waren sie darin besser als Corp. Bruce hatte genau gewusst, was er tat, als er sie während der Krise zusammenrief.
    Trotzdem sollte er verflucht sein bis in alle Ewigkeit.

»Übrigens«, wisperte Iri, »Mir gefällt dein neuer Stil.«
    Jet versuchte, nicht zu erröten. »So anders ist er gar nicht.« Sie trug immer noch den schwarzen, kevlarverstärkten Ganzkörperanzug, der sie vom Hals bis zu den Handgelenken und Fußknöcheln bedeckte. Auch Stiefel, Handschuhe und Gürtel waren dieselben. Sie trug ihre Optibrille, wie immer. Aber keinen Umhang, keine Kapuze. Und ihr goldenes Haar hing, locker zu einem dicken Zopf gebunden, über den Rücken herab.
    »Du siehst nicht mehr wie ein weiblicher Night aus. Super.«
    Jet lächelte, auch wenn sie jetzt doch über und über errötete.
    »Sie hat recht«, stimmte Meteorite ein. »Wenn ich auf Frauen stünde, würde ich dich auf der Stelle flachlegen.«
    Jet verschluckte sich, würgte und versuchte das Ganze mit einem höflichen Hüsteln zu überspielen, während ihr Gehirn sich viele verschiedene Methoden ausdachte, wie sie die Ops-Koordinatorin am liebsten töten würde.
    Schließlich kündigte der Bürgermeister Jet an, nun wieder die offizielle Heldin von New Chicago, ihre Lady der Schatten.
    Und die Menge flippte total aus, wie man so schön zu sagen pflegt.
    Jet versuchte, nicht in Panik zu geraten. Sie trat nach vorn und schüttelte dem Bürgermeister die Hand. Er lächelte für die Kameras, durchbohrte dabei jedoch Jet mit einem Blick, der etwas ganz anderes sagte: Er enthielt eine stille Warnung. Falls Jet sich einfallen lassen sollte, hier bloß so schick herumzutänzeln und nicht mindestens die Welt vor dem Zusammenbruch zu retten, würde er, Lee, ihr persönlich den Kopf abreißen.
    Sie trat auf das Podium und lächelte in die Runde, ließ ihren Blick über die jubelnde Menge schweifen, die sich auf den Stufen vor dem Rathaus versammelt hatte. Dann holte sie tief Luft und begann zu sprechen.
    »Vielen Dank, Herr Bürgermeister, und danke, New Chicago.« Sie hielt inne, um den Zuhörern Zeit zu geben, sich zu beruhigen. »Als Doctor Hypnotic vor etwas mehr als zwei Wochen aus dem Blackbird-Gefängnis entfloh, dachten wir alle, das Ende der Welt sei gekommen. Held wandte sich gegen Held, Außermenschliche wandten sich gegen Menschen. Es gab viele Verletzte. Eigentum wurde beschädigt oder zerstört. Und das alles wegen der Laune eines einzelnen Mannes, der unser aller Verstand verbogen und uns gezwungen hatte, in einer Traumwelt zu leben, die er

Weitere Kostenlose Bücher