Projekt Ikarus 02 - Im Zwielicht
Außermenschliche, starren einfach nur noch ins Leere, erliegen seinem Bann. Ganz genau wie beim ersten Mal, als er ausgetickt ist.«
Jet fielen ihre Studien zur Belagerung von Manhattan während der Taktikausbildung im vierten Jahr an der Akademie ein. Vor ungefähr zwanzig Jahren hatte sich Hypnotic von der Schwadron losgesagt – auf gewaltsame Weise – und ein kleines Gebiet in New York City unter seine Kontrolle gebracht. Die Schwadron hatte fünf Tage gebraucht, um sich durch die Reihen seiner Handlanger zu kämpfen. Dann war sie ihm direkt gegenübergestanden. Die Zahl der Opfer war verheerend gewesen. »Wir dürfen nicht zulassen, dass das noch mal geschieht«, sagte Jet leise.
»Aber es hat schon angefangen. Die Krankenhäuser sind überfüllt mit Leuten, die alle die gleichen Symptome aufweisen. Die Medien nenne es ›Zombie-Seuche‹. Es ist schwer, genaue Zahlen zu bekommen, aber bis jetzt sind 212 Fälle bestätigt.«
Oh Licht!
Die Pflicht zuerst, dachte Jet voller Trübsinn. All diese Leute, gefangen in ihrem eigenen Kopf … wartend auf Hypnotics Befehle. Sie musste Hai aufhalten, musste ihn davon überzeugen, dass er das Falsche tat.
»Bis jetzt hat keiner der betroffenen Zivilisten oder Außermenschlichen irgendwas getan«, betonte Meteorite. »Sie sind einfach nur völlig entrückt.«
Jet blickte finster. »Hat er auch Abtrünnige?«
»Nach dem was ich aufgeschnappt habe, ein paar, ja. Dreizehn von den Zombies wurden als Außermenschliche identifiziert.« Und dann zählte Meteorite sie alle einzeln auf. Am Schluss nannte sie einen Namen, den Jet noch allzu gut von ihrer Zeit an der Akademie her kannte: Dawnlighter. »Vielleicht sollten wir ihn rekrutieren«, schlug Meteorite vor und lachte gepresst. »Er erledigt einen Teil unserer Arbeit.«
»Sie können mithelfen, etwas Gutes zu bewirken«, sagt sie zu Hal.
»Nanu, Joan«, erwidert er. »Was für eine wunderbare Idee. Darüber muss ich mal nachdenken.«
Jet fluchte.
»Und außerdem haben diese dämlichen Medien eben gerade verkündet – und zwar so laut, dass es wirklich jeder hört –, dass Hypnotic Gerüchten zufolge aus dem Blackbird ausgebrochen ist. Also haben die Leute jetzt noch mehr Angst als vorher schon. Und das will was heißen.«
»Umso mehr Grund für mich, ihn sofort aufzuspüren und zu stellen, bevor sich sein Einfluss weiter ausdehnt.«
»Wirst du wohl still sein? Ich bin noch nicht fertig.« Meteorite starrte sie zornig an. »Weder Polizei noch Militär haben bisher sein Versteck finden können. Derek und ich vermuten, dass Hypnotic es irgendwie getarnt hat. Wenn Kai nicht vor zwei Tagen um Verstärkung gebeten hätte, würden nicht mal wir wissen, wo es ist.« Meteorite runzelte die Stirn. »Aber das hat auch sein Gutes. Die Nationalgarde würde wahrscheinlich eher das ganze Viertel in Schutt und Asche legen, als sich ihm direkt zu stellen.«
»Nicht, wenn so viele Unschuldige in der Schusslinie stehen. Das würden sie nicht tun.«
»Natürlich würden sie. Akzeptable Verluste und der ganze Kram.«
»Na also, dann muss ich ihn finden«, sagte Jet ungeduldig. »Wir können das nicht der Polizei überlassen. Es ist zu gefährlich für sie.«
Meteorite schrie sie an: »Verdammt noch mal, Jet! Kapierst du’s nicht? Er ist zu stark!«
Die Worte blieben zwischen ihnen in der Luft hängen.
Jet wusste, Meteorite hatte recht. Hai war viel zu stark. Aber welche Möglichkeit gab es denn sonst?
»Hypnotic ist nur die Spitze von dem ganzen scheiß Eisberg.« Meteorite zählte es an den Fingern ab: »Immer noch ziehen Gruppen von Ex-Mitgliedern der Schwadron umher und toben sich aus, und das nicht nur hier in New Chicago, sondern auch im Rest des Landes. Es gibt noch viel mehr Bürgerproteste als den gerade vor dem Rathaus. Everyman hält eine Hetzrede nach der anderen. Über die gesamte Stadt wurde ein Ausgangsverbot verhängt. Und als ob das nicht schon genug wäre, kursieren jetzt auch noch Gerüchte von einer Massenflucht aus dem Blackbird.«
Jet wurde wieder schwindelig. »Bitte sag mir, dass das wirklich nur ein Gerücht ist.«
»Wir wissen es nicht.« Meteorite seufzte vernehmlich. »Weil die Wachen streiken, bekommen wir keine verlässlichen Berichte aus dem Gefängnis. Die Polizei sagt uns schon gar nichts. Und nachdem, was ich sonst so aufgeschnappt habe, steht Lee kurz davor, alle Außermenschlichen als Terroristen abzustempeln. Also sind uns Polizei und Militär auf keinen Fall wohlgesonnen. Auf deren
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