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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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Lage. Er packte Rubens Handgelenk, zog ihn hinter sich und beachtete ihn nicht weiter, denn er beteiligte sich auch an der nächsten Auktion.
    Jetzt wurde Henri angeboten. Wieder bekam Givret den Zuschlag, und Rubens Herz sprang vor Freude: Sie würden zusammenbleiben! Als Henri neben ihm stand, senkte er den Kopf, um sein Grinsen zu verbergen, aber sie stießen sich heimlich an.
    Meister Givret wohnte in der Rue de Picardie, so stand es auf der bröckelnden Fassade des Hauses, durch dessen Toreinfahrt er seine neuen Gehilfen nun schubste. Seine Wohnung, ein schmutziges Zimmer zu ebener Erde, beherbergte außer ihm nur seinen ältesten Sohn Didier, der zugleich sein Geselle war.
    Ruben und Henri wurde als Schlafstätte der Verschlag im Hinterhof zugewiesen, in dem der Kaminkehrermeister sein Werkzeug aufbewahrte. Wände und Boden waren schwarz vom Ruß, der sich mit der Zeit hier abgelagert hatte, überall hingen aufgerollte Seile, Stangen und Bürsten. Von nun an schliefen Henri und Ruben auf zwei Strohsäcken, die sie tagsüber in einer Ecke verstauten, auch sie durchdrungen vom allgegenwärtigen Ruß. Anfangs glaubte Ruben, nachts zu ersticken, denn der schwarze Staub war überall, drang in die Nase, den Hals, in jede Pore, doch mit der Zeit gewöhnte er sich daran.
    Die Wohnung ihres Meisters bekamen die Jungen nur zu sehen, wenn sie dort aufräumen und sauber machen sollten. Das Zimmer stank nach Wein, und auf den Dielen lagen schmutzige Kleider herum. Diese zu waschen, gehörte ebenfalls zu den Aufgaben der Lehrlinge, denn Givret war zu geizig, um Geld für eine Wäscherin auszugeben. Was nach seinen Zechgelagen von seinem Verdienst übrig blieb, schickte er seiner Familie in Savoyen – Ruben und Henri bekamen keinen Sou für ihre Arbeit. Schließlich könnten sie dankbar sein, bei ihm das edle Handwerk des Kaminfegens erlernen zu dürfen. Und sie erlernten es. Schon bald erschien Ruben die Feldarbeit, die er früher so gehasst hatte, als der schönste Zeitvertreib.
    Gleich an ihrem ersten Tag nahm Givret sie mit auf seine Runde durch das Maraisviertel, in dem auch seine Wohnung lag. Ruben und Henri drängten sich hinter ihm durch die Menge, bemüht, ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Die Straßen waren so eng, dass Ruben das Gefühl hatte, die Fachwerkhäuser könnten auf ihn herabstürzen. Angeekelt erblickte er am Straßenrand einen Hundekadaver, über den die Leute ungerührt hinwegstiegen. Überall gab es Straßenhändler und Kellerläden, die gebrauchte Waren anboten. Ein Barbier hatte seinen Salon, der aus einem einzigen Stuhl bestand, auf der Straße aufgebaut und war dabei, einen Kunden zu rasieren. Männer in langen, schwarzen Gewändern, deren Haare in langen Locken von ihren Schläfen herabhingen, eilten mit gesenkten Köpfen an den Frauen vorüber, die in Hauseingängen lehnten und die Röcke schürzten. Eine von ihnen zwinkerte Ruben zu, und er wandte sich mit heißem Gesicht ab.
    An einer Straßenecke kaufte Givret an einem Stand zwei Becher Milchkaffee für sich und Didier, während die Jungen mit dem Duft vorliebnehmen mussten.
    »Na los, ihr Faulpelze«, sagte Givret, nachdem er seine Blechtasse geleert und zurückgegeben hatte. »Wir müssen noch rüber nach St. Germain.« Sie ließen die verwinkelten Gassen hinter sich und kamen in eine Gegend mit mehrstöckigen Mietshäusern aus Sandstein. Hier waren die Straßen breiter und die Läden boten bessere Ware an. Ruben sah sogar einige schlossähnliche Gebäude, durch hohe Gitter von der Straße getrennt, doch die meisten wirkten vernachlässigt. Eine herrschaftliche Kutsche ratterte über den Fahrdamm, wurde jedoch von einem Fuhrwerk aufgehalten, woraufhin der livrierte Kutscher einen lautstarken Streit mit dem Lenker des Wagens anfing. Didier blieb kurz stehen und lachte über die beiden, bis sein Vater ihm leicht auf den Hinterkopf schlug.
    Und auf einmal waren sie am Fluss. Ruben blieb wie vom Donner gerührt stehen, als er den Strom erblickte, der so breit war, dass die Häuser auf der anderen Seite winzig aussahen. Als sie die Brücke zu ihrer Rechten überquert hatten, musste er feststellen, dass sie sich auf einer Insel befanden und nochmals eine Brücke passieren mussten, um ans andere Ufer zu gelangen.
    Mitten auf der Brücke blieb Henri stehen. »Mir dreht sich der Kopf«, klagte er, offensichtlich überwältigt von den unzähligen neuen Eindrücken.
    »Es ist alles in Ordnung. Komm weiter!«, flüsterte Ruben ihm zu, doch Givret

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