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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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Seraph lächelte breit, was seinem Gesicht etwas Einfältiges verlieh. Julie musterte voller Zweifel seine abgetragene, grobe Kleidung, die zudem nicht gerade sauber wirkte.
    »Das kommt darauf an, wer Ihr seid«, erwiderte Julie und ließ das Amulett wieder in ihren Ausschnitt gleiten.
    »Pascal Plomion. Zu Euren Diensten, Mademoiselle.«
    Julie holte tief Luft. »Gott sei Dank!«, entfuhr es ihr, worauf der Seraph eine Augenbraue lüpfte. »Dankt lieber Eurem Amulett, das Euch zu mir geführt hat. Ich ahne, wer Ihr seid, aber gehen wir erst hinein.« Der Seraph zog einen Schlüssel aus seiner Jackentasche und wies damit auf den Eingang.
    »Ich bin nicht allein.« Julie winkte ihre beiden Begleiter zu sich, die inzwischen herangetreten waren. Nachdem Julie Plomion kurz vorgestellt hatte, folgten sie ihm ins Innere des Hauses.
    »Ich residiere ganz oben«, erklärte er und führte sie die knarzende Treppe hinauf. Fünf Stockwerke mussten sie hochsteigen, bis sie unter dem Dach vor zwei niedrigen Türen standen. Plomion schloss die rechte Tür auf und ließ sie mit großer Geste eintreten. »Mein Refugium!«
    Julie und die beiden Jungen blieben zwei Schritte hinter der Schwelle stehen und starrten ungläubig auf die Szenerie, die sich ihnen darbot: Der weite Dachraum war vollgestopft mit Gerätschaften aller Art, deren Zweck nicht ersichtlich war. Metallteile stapelten sich in den Ecken, Apothekerflaschen und Glaskolben drängten sich auf Regalböden, Bücher häuften sich auf Tischen, alte Koffer balancierten auf Truhen, blinkende Messinginstrumente hingen von den Deckenbalken, die an einigen Stellen angekokelt waren. Der Geruch von Chemikalien biss die Neuankömmlinge in die Nasen.
    »Nicht zu fassen«, murmelte Nicolas. »Was für ein Chaos.«
    »Ich bevorzuge den Ausdruck Wunderkammer«, entgegnete Plomion würdevoll und setzte seinen abgeschabten Dreispitz einer lebensgroßen Marmorbüste auf den Kopf. Er legte sich den Finger an die Nase. »Wollen mal sehen: Du musst Julie sein, Jacques’ Tochter. Ist er auch in St. Malo?«
    Julie schüttelte den Kopf. Ihre Kehle wurde eng. »Er ist tot.«
    Plomion sank auf eine Truhe, stützte den Kopf in die Hände und schwieg einige Zeit. »Die Cherubim, nicht wahr?« Er blinzelte heftig und sah aus dem Dachfenster. »Ich habe immer befürchtet, dass es dazu kommen würde. Dann ist auch Gabrielle tot?«
    Julie nickte, einen Kloß im Hals. »Ich habe etwas mitgebracht, das mein Vater entworfen hat. Wir hofften, dass Ihr uns sagen könnt, was es ist. Mein Vater sprach davon, dass Ihr ihm helfen solltet, es zu vollenden.«
    Plomions Gesicht leuchtete auf. »Der Plan ist ihm also geglückt! Her damit, mein Mädchen!«
    Julie musste sich räuspern. »Er ist in mein Mieder eingenäht.«
    Plomion sprang auf und verschwand in den Tiefen des Raums zwischen Türmen aus Gerümpel. Julie hörte es poltern, dann flogen Kleidungsstücke durch die Luft. Einige legten sich über die Deckenbalken und blieben dort hängen. Als Plomion zurückkehrte, schwenkte er in einer Hand ein prachtvolles Kleid aus weinroter Seide, das mit cremefarbenen Bändern verziert war und in der anderen ein spitzenbesetztes Mieder.
    »Hier, zieh das an, und dann her mit dem Plan!«
    Fédéric prustete los, und Julie warf ihm einen bösen Blick zu.
    Kurze Zeit später gingen ihm die Augen über, als sie in dem neuen Kleid hinter einem Paravent hervorkam. Nicolas war schnel ler als er, sank vor Julie auf die Knie und küsste ihre Fingerspitzen. Als Fédéric rot anlief, sandte ihm Julie einen Kuss über Nicolas’ Kopf hinweg. Eine Prügelei zwischen den beiden war das Letzte, was sie in diesem Moment gebrauchen konnte.
    »Wer sind eigentlich deine beiden Galane?«, fragte Plomion zerstreut, während er Julies altes Mieder auf einen Tisch am Fenster legte und mit einem Federmesser aufschlitzte.
    »Fédéric Guyot und Nicolas d’Ardevon«, antwortete Julie. »Nicolas’ Eltern sind Seraphim, Ihr kennt sie bestimmt.«
    Plomion erstarrte mitten in der Bewegung. »Ja, sie sind mir bekannt«, sagte er dann, während er vorsichtig den Papierbogen hervorzog und entfaltete. Ohne sich umzuwenden, sprach er Nicolas an: »Eure Mutter ist eine treue Anhängerin des Erzengels, nicht wahr?«
    »Ja, aber ich bin es nicht.«
    »Und Euer Vater?«
    »Zog es vor, sich aus allem herauszuhalten, und hat mich zurückgelassen, als er verschwand.«
    »Ist ein Kind nicht am besten bei seiner Mutter aufgehoben?« Das Papier in Plomions

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