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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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was du willst«, brummte er. »Was geht es mich an, wenn du dich in so ein Milchbrötchen verguckst.«
    »Du spinnst doch!«, entgegnete Julie. Sie versetzte Fédéric einen liebevolle Stups, doch in ihrer Nase hing noch immer Nicolas’ Parfum, und heimlich strich sie über die Stelle, an der seine Lippen ihre Hand berührt hatten.
    Abends schleppte Julie wie üblich den Eimer mit den Essensresten in den Hinterhof und schüttete ihn in den Schweinekoben. Zouzou machte sich darüber her, nicht ahnend, dass es damit den eigenen Tod beschleunigte. Zu Weihnachten würde es sich in Würste und Gepökeltes verwandeln, aber bis dahin sollte es ihm gut gehen. Julie stieg auf die Einfriedung und begann, Zouzou mit einem Stock den Rücken zu kratzen. Getrockneter Schlamm rieselte an den fetten Flanken herab und das Schwein grunzte behaglich. Julie musste lächeln. Für Zouzou war das Leben einfach. Sie musste sich nicht fragen, wer oder was sie war.
    Seit dem Vorfall am Kirchplatz vor zwei Tagen dachte Julie ständig darüber nach, was dort eigentlich geschehen war. Sie war neugierig darauf, ihre neue Fähigkeit nochmals auszuprobieren, doch offensichtlich hatte sie keine Kontrolle über diese magische Kraft, und deshalb befürchtete sie ständig, sie könnte wieder einen Anfall bekommen. Die darauf folgende Übelkeit war alles andere als angenehm gewesen.
    Songe hatte ihr geraten, nicht weiter darüber zu grübeln, doch das gelang Julie nicht. Mitunter kam sie sich wie eine Art Ungeheuer vor, wie eine der Missgeburten, die man auf dem Jahrmarkt ausstellte. Während sie auf dem Gatter saß, nachdachte und dabei abwesend Zouzou kratzte, drang leises Gemurmel an ihr Ohr.
    Julie drehte den Kopf und sah, dass das Fenster zur Werkstatt ihres Vaters offen stand. Da es ein gutes Stück über ihrem Kopf lag, konnte sie nicht verstehen, was gesprochen wurde, nur, dass sich die Stimmen ihres Vaters und ihrer Mutter abwechselten.
    Sie steckte den Stock in den Schlamm, rutschte näher zur Hauswand und stellte sich auf den obersten Balken, sodass ihr Gesicht sich direkt neben dem Fenster befand. Jetzt konnte sie beinahe alles verstehen.
    Ihr Herz klopfte. Es gehörte sich nicht zu lauschen, aber die Versuchung war zu groß.
    »Gabrielle, wir können es nicht länger vor ihr verbergen!«
    Sprach ihr Vater etwa von ihr? Ihre Mutter schien in der Nähe des Fensters zu stehen, denn ihre Stimme klang deutlicher: »Ich bin deiner Meinung, aber wir haben noch ein Jahr Zeit, ihre Gabe wird sich erst an ihrem sechzehnten Geburtstag voll entfalten.«
    »Dennoch muss sie sich vorbereiten«, erwiderte ihr Vater, »sonst bricht alles zu plötzlich über sie herein. Was wird sie tun, wenn sie erfährt, wer sie wirklich ist? Wir haben keine Wahl, Gabrielle, auch wenn ich wünschte, wir müssten Julie niemals sagen, dass wir nicht ihre Eltern sind.«
    Julie hatte das Gefühl zu fallen. Ihre Beine zitterten plötzlich und sie klammerte sich an das Fensterbrett. Sie wollte weglaufen, um nichts mehr hören zu müssen, aber gleichzeitig wollte sie alles erfahren.
    Ihre Eltern – oder Nicht-Eltern – in der Werkstatt und sprachen weiter. »Ich will sie beschützen, so lange es geht«, sagte Gabrielle. »Noch lassen sich ihre Kräfte durch das Amulett unterdrücken. Ein Jahr ist eine lange Zeit für jemanden, der so jung ist. Sie wird es dann viel besser verstehen.«
    Sie wissen es , dachte Julie. Sie wussten die ganze Zeit, dass ich nicht normal bin.
    »Du hast vielleicht recht«, sagte Jacques Lagarde. »Es wäre eine Gnadenfrist für Julie – und für uns. Aber die Pläne für die Kristallkanone hat sie in meiner Werkstatt bereits gesehen, und spätestens, wenn die Waffe fertig ist, können wir sie nicht mehr aus der Sache heraushalten.«
    »Ich habe Angst um sie. Sogar wenn wir an einen Herzkristall herankommen und Plomion die Kristallkanone einsatzfähig macht, wie könnte Julie Cal gewachsen sein, wenn selbst Rhea es nicht gewesen ist?«
    »Sie wird es sein, wenn wir sie darauf vorbereiten, Gabrielle«, entgegnete Jacques sanft. »Und wenn es uns gelingt, ihren Bruder zu finden, wird sie es nicht alleine durchstehen müssen.«
    Dann entfernten sich die Schritte der beiden und Stille trat ein.
    Julie wusste nicht mehr, wie sie von dem Gatter heruntergekommen war, ohne zu stürzen. Sie kauerte an der Hauswand, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie, um nichts mehr sehen zu müssen. Alles war plötzlich falsch. Wenn sie nicht Jacques’ und

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