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Prophezeiung der Seraphim

Prophezeiung der Seraphim

Titel: Prophezeiung der Seraphim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Vassena
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die Bürger von Viroflay. Dazaars gelbe Augen leuchteten, Schaum tropfte von seinen Lefzen, als er auf Julie und die drei Jungen zuglitt. Julie konnte die Brandlöcher in seinen Schwingen erkennen, deren Schatten die Häuserfassaden verdunkelte. Einen Lidschlag lang starrte sie dem Cherub und seinem Gefolge entgegen, dann raffte sie ihre Röcke und rannte mit den anderen die Straße hinab.
    Zu spät erkannte sie, dass diese sie aus dem Dorf führen würde, hinaus auf die offenen Felder. Es gab keine Nebenstraßen, in die sie hätten ausweichen können, die Fachwerkhäuser standen dicht an dicht. Nicolas rannte zu einer Haustür und rüttelte daran, doch sie war verschlossen. Julie hörte hinter sich das Schlagen großer Flügel und meinte, schon Dazaars heißen Atem im Nacken zu spüren. Sie rannte zu Nicolas, der dabei war, sich gegen ein Hoftor zu stemmen. Zu Julies Überraschung öffnete es sich. Fédéric war neben ihr und zusammen stürzten sie durch das Tor, so dicht gefolgt von Ruben, dass er beinahe auf sie gefallen wäre. Sie gönnten sich keine Pause, in wenigen Augenblicken würden auch die Cherubim aufgeholt haben. Ohne nachzudenken, nahmen sie die nächstliegende Tür, stürzten sich ins Innere des Bauernhauses. Fédéric knallte die Tür zu und legte den eisernen Riegel vor. Von draußen kam ein hölzernes Krachen, die Wände bebten. Julie hatte kaum Zeit, wahrzunehmen, dass sie sich in einem breiten, steinernen Flur befanden. Aus einem Zimmer schoss eine kleine Frau auf sie zu, in der erhobenen Hand einen Schürhaken, mit dem sie auf Nicolas, der ihr am nächsten stand, einzuschlagen begann.
    »Einbrecher!«, schrie sie. »Mörder!« Offensichtlich hatte sie nichts von dem mitbekommen, was in dem Städtchen vor sich ging. Erst als es wieder krachte und gleich darauf ein Schwein zu schreien begann, als würde es abgeschlachtet, wurde auch ihr bewusst, dass etwas nicht stimmen konnte.
    Als Julie das Quieken hörte, gaben ihre Beine nach und sie musste sich an der Wand abstützen, doch dann schüttelte sie die Erinnerung an Zouzou ab. Sie durfte jetzt nicht den Verstand verlieren.
    Nicolas entwand der Bäuerin mühelos ihre Waffe. »Gibt es noch einen Ausgang?«, brüllte er, und die Frau zeigte vor lauter Schreck auf eine Tür aus dicken Holzbohlen am Ende des Ganges. Fédéric half Nicolas, den Riegel beiseitezuschieben, dann rannten sie durch einen Obstgarten. Julie sah sich im Laufen um, konnte aber keine Cherubim entdecken. Hatte Dazaar ihre Spur verloren?
    »Wir müssen den Waldrand erreichen!«, rief Nicolas ihr zu. Nacheinander kletterten sie über den niedrigen Lattenzaun, der den Garten von den Feldern trennte. Ein schmaler Weg, von Büschen gesäumt, schlängelte sich auf den Wald zu. Mit etwas Glück würden sie es in den Schutz der Bäume schaffen. Zwischen den Stämmen würden die Cherubim nicht genug Platz haben, um ihre Flügel zu entfalten.
    Julie rannte, bis sie das Gefühl hatte, ihre Lunge würde platzen. Sie hatten ungefähr die Hälfte des Wegs hinter sich gebracht, als Ruben rief: »Sie kommen!«
    Ohne anzuhalten, blickte Julie über die Schulter und sah, dass sich mehrere dunkle Gestalten über die Dächer des Dorfs erhoben. Noch schienen sie die Flüchtenden nicht entdeckt zu haben, doch gerade als Julie erleichtert aufatmen wollte, formierten sich die Cherubim neu und kamen direkt auf sie zu.
    Das war also das Ende. Sie würden den Wald niemals rechtzeitig erreichen. Julie fühlte sich seltsam unbeteiligt. Wenigstens würde sie so dem Erzengel bald in die Augen sehen und ihm ihren Hass entgegenschleudern können, wenn die Cherubim sie zu ihm brachten. Doch was würde mit Fédéric geschehen? Sie durfte nicht zulassen, dass er getötet wurde. Noch einmal nahm sie all ihre Kräfte zusammen und beschleunigte ihre Schritte.
    Sie passierten gerade ein Weidetor, als Nicolas unvermittelt an hielt. Beinahe wäre Julie gegen ihn geprallt. »Da hinein!« Er zeigte auf einen niedrigen Bretterverschlag, der sich an eine Hecke schmiegte.
    Mit letzter Kraft kletterten sie über das Tor, huschten zu dem Verschlag hinüber, entriegelten die Tür und krochen hinein.
    Zuerst nahm Julie nur durchdringenden Gestank wahr, dann tauchten im Halbdunkel gelbe Augen auf und leises Meckern erklang.
    »Ziegen, perfekt! Ihr Gestank wird euren Geruch überlagern«, sagte Nicolas, der noch draußen stand. »Mit etwas Glück folgen die Cherubim mir.«
    Bevor Julie fragen konnte, was er damit meinte, hatte er

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