Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
Authentizität und Glaubwürdigkeit. In der Öffentlichkeit sehen wir Jugendliche schon am Tage mit Bier und Schnapsflaschen. Die meisten Erwachsenen schauen weg, wie bei Mathilda, die sich auf ihrer Parkbank betrinkt. Viele Erwachsene kennen den Alkohol in schwierigen Lebenslagen als „Freund und Helfer“. Sie wollen nicht darauf verzichten. Betrunkene Eltern können ihren Kindern kein adäquates Gegenüber sein. Gewalt und Streit treten unter Alkoholeinfluss häufiger auf. Das hinterlässt Spuren in der Kinderseele. Mathilda muss mit der Trennungssituation ihrer Eltern umgehen und sich um ihre Mutter kümmern, die dem Alkohol verfällt. Ein Kreislauf von Schuld und Scham entwickelt sich. Der Kleine Prinz fragt in dem gleichnamigen Buch von Saint Exupéry den Trinker: „Warum trinkst du?“ Dieser erwidert: „Weil ich mich schäme.“ Daraufhin fragt der Kleine Prinz: „Warum schämst du dich?“
Der Trinker antwortet: „Weil ich trinke.“
Alkoholismus bei den Eltern ist ein wichtiger Risikofaktor für eine Suchtgefährdung bei den Kindern.
Jugendliche müssen lernen, mit Alkohol umzugehen. Wir vermitteln, dass Alkohol trinken etwas mit Erwachsen sein zu tun hat. Kinder und Jugendliche wollen heute immer früher erwachsen werden und entziehen sich früher dem Zugriff ihrer Eltern. Aber gerade in Zeiten des biografischen Umbruchs und der Veränderung im Rahmen der Pubertät brauchen Jugendliche ein Gegenüber, an dem sie sich reiben und entwickeln können, aber auch Orientierung und Halt finden. Wenn ein Jugendlicher Trost und Halt beim Alkohol findet, er über das Trinken Zugang zu anderen Gleichaltrigen bekommt, er seine Sorgen vergessen und endlich abschalten kann und ihm dies nicht ohne die Hilfe von Alkohol oder anderen Drogen gelingt, ist er gefährdet eine Abhängigkeit zu entwickeln. Die Betroffenen erleben den Alkohol als etwas Positives, es verschafft ihnen vorübergehende Erleichterung. So auch bei Mathilda, die ihren Liebeskummer und das Sich-von-ihrer-Mutter-nicht-verstanden-Fühlen mit Hilfe von Rotwein vergessen kann.
Antje Szillat ist es gelungen, in ihrem Buch
Prost, Mathilda!
ein Mädchen zu beschreiben, mit dem man sich identifizieren kann. Anfangs verlief ihr Leben ganz normal, bis sich die Eltern trennten und sie ihren Vater an seine Freundin und ihre Mutter an den Alkohol verlor. Sie findet Trost bei ihrer ersten Liebe. Als diese zerbricht, ist Mathilda alleine. Der Alkohol hilft ihr kurzfristig zu vergessen. Am Ende jeden Kapitels finden sich kurze Fallbeispiele, die zum Austausch und Gespräch in der Schule oder im Elternhaus einladen. Das Buch von Antje Szillat eignet sich sehr gut als Diskussionsgrundlage über den Umgang mit Alkohol.
Prost, Mathilda!
ist es eine empfehlenswerte Lektüre nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Eltern und Lehrer über ein Thema, das uns alle angeht.
Hannover, Dezember 2008.
Christoph Möller
Jugend Sucht: Ehemals Drogenabhängige
berichten
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
ISBN-13: 978-3525491232
Cannabis, Kokain, Alkohol – zunehmend jüngere Menschen geraten in eine Drogenabhängigkeit. Dieses Buch lässt Betroffene zu Wort kommen und zeigt, wie man aus der Sackgasse der Sucht wieder herausfindet. Drogenabhängigkeit bei Jugendlichen ist ein Thema, das emotionale Reaktionen hervorruft wie Ablehnung, Angst, aber auch Unverständnis. Anliegen dieses Buches ist es, die betroffenen Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen, damit sich die Leser besser in ihre Welt hineindenken und -fühlen können.
In zehn Interviews blicken Jugendliche nach ihrer Therapie zurück auf das Leben mit Drogen. Die Erzählenden haben in ihrer Vorgeschichte Gewalt, Traumatisierungen, sexuelle Übergriffe, Ablehnung, Verständnislosigkeit, Beziehungsabbrüche erfahren. Der Weg in die Drogenabhängigkeit ist vielfach eine Flucht aus der Lebensrealität gewesen, ein Versuch, mit Drogen die Schmerzen zu lindern oder vorübergehend zu vergessen. Diese Lebensgeschichten machen vieles nachvollziehbar und verständlich. Eltern, Lehrer, professionelle Helfer und andere, die mit drogensüchtigen Jugendlichen zu tun haben, können hierdurch Zugang zu ihnen erhalten und Verständnis entwickeln.
Nachwort
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung liefert Fakten: 45 Prozent aller Jugendlichen im Alter von bis zu 17 Jahren haben bereits Rauscherfahrungen mit Alkohol gemacht. Viele junge Menschen starten mit dem Alkoholkonsum zwischen dem 14. und dem 17.
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