P.S. Ich liebe Dich
heiratete.
»Hey!«, rief der schlecht gelaunte Ladenbesitzer. »Hier ist keine Leihbibliothek, entweder kaufen Sie die Zeitung oder Sie legen sie gefälligst wieder hin.«
Holly seufzte und sammelte resigniert wieder einmal sämtliche Tageszeitungen ein. Der Stapel war so schwer, dass sie zweimal laufen musste, und der unfreundliche Mann machte keinerlei Anstalten, ihr zu helfen. Nicht dass Holly Wert darauf gelegt hätte. Wieder bildete sich eine Schlange hinter ihr, aber diesmal lächelte Holly in sich hinein und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Kerl war selbst schuld – wenn er sie einfach die Zeitungen hätte durchsehen lassen, müsste sie jetzt niemanden aufhalten. Mit dem letzten Zeitungspacken trat sie an die Kasse und legte noch ein paar Schokoriegel und Chipstüten obendrauf.
»Und eine Tüte, bitte«, sagte sie mit einem Augenaufschlag und einem süßen Lächeln.
Der Mann starrte sie über den Rand seiner Brille hinweg an, als wäre sie ein ungezogenes Schulmädchen. »Mark!«, brüllte er ungnädig.
Der picklige Teenager erschien zwischen den Regalen, wie damals mit der Auspreismaschine bewaffnet.
»Mach die andere Kasse auf, Junge«, befahl der Alte, und Mark tat widerwillig, wie ihm geheißen. Ungefähr die Hälfte der Schlange wechselte zu ihm hinüber.
»Danke«, lächelte Holly und ging zur Tür. Gerade als sie sie aufziehen wollte, drückte jemand von der anderen Seite dagegen, und ihre Zeitungen purzelten in buntem Durcheinander auf den Boden.
»Oh, das tut mir sehr Leid«, sagte der Neuankömmling, bückte sich und half Holly beim Einsammeln.
»Ach, halb so schlimm«, antwortete Holly höflich. Sie wollte sich nicht umdrehen, weil sie den selbstgefälligen Blick des Ladenbesitzers im Rücken spürte.
»Ach, die Zeitungssüchtige!«, sagte der hilfsbereite Kunde plötzlich, und Holly blickte auf.
Es war der nette Mann mit den seltsamen grünen Augen, der ihr schon damals geholfen hatte. Holly lachte: »So trifft man sich wieder.«
»Holly war dein Name, stimmt’s?«, fragte er lächelnd und reichte ihr die Schokoriegel.
»Ja, und du heißt Rob, richtig?«
»Du hast aber ein gutes Gedächtnis«, lachte er.
»Du auch«, grinste sie zurück. Nachdenklich packte sie alles in ihre Tüte und rappelte sich auf.
»Na ja, wir sehen uns bestimmt bald mal wieder«, meinte Rob und stellte sich ans Ende der Schlange.
Nachdenklich sah Holly ihm nach. Schließlich gab sie sich einen Ruck und ging zu ihm hinüber. »Rob, hast du vielleicht heute Lust, mit mir einen Kaffee zu trinken?« Sie biss sich auf die Lippe.
Er lächelte und sah nervös auf ihren Ring hinunter.
»Ach«, sagte sie schnell und streckte die Hand aus. »Das ist nur eine Erinnerung an eine sehr schöne Zeit.«
»Na ja, in diesem Fall möchte ich sehr gern einen Kaffee mit dir trinken«, antwortete er sichtlich erfreut.
Sie überquerten die Straße zum Greasy Spoon gegenüber. »Übrigens möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich das letzte Mal einfach so weggelaufen bin«, meinte er und sah ihr in die Augen.
»Ach, das macht nichts; ich fliehe normalerweise nach dem ersten Drink durchs Klofenster«, scherzte Holly.
Er lachte.
Kurz darauf saß Holly an ihrem Tisch im Café und wartete darauf, dass Rob mit den Getränken zurückkehrte. Er schien wirklich nett zu sein. Zufrieden lehnte sie sich zurück und schaute aus dem Fenster, vor dem die Bäume sich im kalten Januarwind bogen. Sie dachte daran, was sie gelernt hatte, wer sie einmal gewesen und was aus ihr geworden war. Der Mann, den sie liebte, hatte sie mit guten Ratschlägen unterstützt, hatte ihr geholfen, sich selbst zu heilen. Jetzt hatte sie einen Job, der ihr Spaß machte, und spürte genug Selbstvertrauen in sich, um die Hand nach dem auszustrecken, was sie sich wünschte.
Sie machte Fehler, sie weinte manchmal morgens oder auch mitten in der Nacht, weil sie sich einsam fühlte. Oft fand sie den Alltag langweilig, und es fiel ihr schwer, morgens aufzustehen und rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Meistens war sie unzufrieden mit ihren Haaren, und gelegentlich schaute sie in den Spiegel und fragte sich, warum sie sich nicht öfter dazu aufraffen konnte, ins Fitnessstudio zu gehen. Hin und wieder hasste sie sogar ihren geliebten Job und überlegte, was für einen Sinn ihr Leben auf diesem Planeten hatte.
Auf der anderen Seite konnte sie auf viele wunderschöne Erinnerungen zurückblicken; sie kannte das Gefühl, wirklich geliebt zu werden, und
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