Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
P.S. Ich liebe Dich

P.S. Ich liebe Dich

Titel: P.S. Ich liebe Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
hatte Sharon gedrängelt, »er ist doch ganz witzig und hat wenigstens nicht das ganze Gesicht voller Pickel wie John.«
    Wenn Sharon ihre Zustimmung gab, dann war die Sache okay. Wie sehr Holly sie momentan hasste! Sharon und John hatten im gleichen Jahr geheiratet wie Holly und Gerry. Holly war mit ihren dreiundzwanzig das Baby der Truppe gewesen, die anderen drei waren vierundzwanzig. Manche Leute hatten ihr einreden wollen, sie wäre zu jung, und ihr bei jeder Gelegenheit Vorträge gehalten, dass man in diesem Alter in der Welt herumreisen und sich amüsieren sollte. Stattdessen waren Gerry und Holly zusammen in der Welt herumgereist und hatten sich gemeinsam amüsiert. Wenn sie getrennt waren … tja, dann hatte Holly immer das Gefühl, dass ihr ein lebenswichtiges Organ fehlte.
    Allerdings war ihr Hochzeitstag nicht gerade der schönste Tag ihres Lebens gewesen. Wie die meisten kleinen Mädchen hatte sie immer von einer Märchenhochzeit geträumt: sie in einem Prinzessinnenkleid, bei Sonnenschein an einem romantischen Ort, umringt von allen, die ihr lieb und wert waren. Sie hatte sich ausgemalt, wie sie mit all ihren Freunden tanzte, wie sie von allen bewundert wurde und sich als etwas ganz Besonderes fühlte. Aber die Wirklichkeit hatte ganz anders ausgesehen.
    Im Haus ihrer Familie wurde sie von lauten Schreien geweckt. »Ich kann meine Krawatte nicht finden!« (ihr Vater), »mein Haar sieht grausig aus!« (ihre Mutter), aber der unbestreitbar beste Beitrag lautete: »Ich sehe aus wie ein verfluchter Walfisch! Auf gar keinen Fall gehe ich so zu dieser blöden Hochzeit! Mum, schau mich an! Holly soll sich gefälligst eine andere Brautjungfer suchen, ich komm nämlich nicht mit! Kommt nicht in die Tüte! Jack, gib mir sofort den bescheuerten Fön zurück, ich bin noch nicht fertig!« (Dieser unvergessliche Vortrag stammte von Hollys jüngerer Schwester Ciara, die regelmäßig Wutanfälle bekam und sich weigerte, das Haus zu verlassen, weil sie nichts anzuziehen hatte, obwohl ihr Kleiderschrank überquoll. Zurzeit war sie irgendwo in Australien und schickte ihnen höchstens alle paar Wochen eine E-Mail.) Den Rest des Vormittags waren alle damit beschäftigt, Ciara davon zu überzeugen, dass sie die schönste Frau der Welt war, während Holly sich alleine anzog und dabei gar nicht gut fühlte. Schließlich erklärte sich Ciara doch bereit, das Haus zu verlassen, und zwar nachdem ihr ansonsten extrem ruhiger Vater sie aus Leibeskräften angebrüllt hatte: »Ciara, heute ist Hollys großer Tag, nicht deiner ! Und du wirst mitkommen, und wenn Holly die Treppe runterkommt, wirst du ihr sagen, dass sie wunderschön aussieht, und ich möchte den Rest des Tages keinen Piep mehr von dir hören!«
    Als Holly unter allgemeinen Bewunderungsrufen die Treppe herunterschritt, blickte Ciara, die dreinschaute wie eine Achtjährige, die gerade vom Papa gemaßregelt worden ist, sie mit zitternder Unterlippe an und sagte: »Du siehst wunderschön aus, Holly.« Dann quetschten sie sich alle sieben in die gemietete Limousine – Hollys Eltern, ihre drei Brüder, Ciara und sie –, verharrten jedoch den ganzen Weg zur Kirche in ängstlichem Schweigen.
    Inzwischen kam ihr der Tag wie ein Traum vor, der im Flug an ihr vorübergezogen war. Sie hatte kaum Gelegenheit gehabt, mit Gerry zu sprechen, denn sie wurden ständig in entgegengesetzte Richtungen gezerrt, weil Holly unbedingt Großtante Betty begrüßen musste, die in irgendeinem Kaff am Arsch der Welt wohnte und Holly seit ihrer Geburt nicht mehr gesehen hatte, während Gerry seinem Großonkel Toby aus Amerika die Hand schüttelte, von dem man nie zuvor gehört hatte, der aber auf einmal ein ganz wichtiges Familienmitglied war.
    Außerdem hatte ihr keiner gesagt, dass es so anstrengend werden würde. Am Ende des Tages hatte Holly vom Lächeln ein verkrampftes Gesicht und ihre Füße taten höllisch weh, weil sie den ganzen Tag in diesen absolut albernen Schühchen herumgerannt war, die eindeutig nicht zum Drinrumlaufen gemacht waren. Sie wäre so gern bei ihren Freunden am Tisch gewesen, die sich offensichtlich gut amüsierten. Aber sobald sie mit Gerry die Flitterwochen-Suite betrat, fiel der Stress von ihr ab, und alles hatte sich gelohnt …
    Erneut liefen die Tränen, und auf einmal wurde Holly klar, dass sie sich schon wieder stundenlangen Tagträumereien hingegeben hatte. Wie versteinert saß sie auf der Couch, das Telefon noch immer in der Hand. Die Zeit schien im Moment

Weitere Kostenlose Bücher