Psycho Logisch - Nuetzliche Erkenntnisse der Alltagspsychologie
»fair« geprimt wurden.
Steht Ihnen ein wichtiges Gespräch mit Ihrer Chefin bevor, dann schwärmen Sie wie zufällig von einer ganz anderen Person und primen Sie Ihre Chefin auf diese Weise mit möglichst vielen positiven Begriffen. Sie wird Ihnen danach automatisch positiver gesinnt sein.
Bargh, J. A., Gollwitzer, P. M., Lee-Chai, A. Y., Barndollar, K. & Troetschel, R. (2001): The automated will: Nonconscious activation and pursuit of behavioral goals. Journal of Personality and Social Psychology, 81, 1014–1027
Higgins, E. T., Rholes, W. S. & Jones, C. R. (1977): Category Accessibility and Impression Formation. Journal of Experimental Social Psychology, 13, 141–154
Die wievielte Million macht glücklich?
Wie Sie der soziale Vergleich ins Unglück treibt – und was Sie dagegen tun können
Im Büro Ihres Chefs. Endlich haben Sie sich ein Herz gefasst. Monatelang hat Ihre Frau Sie gedrängt: »Heute fragst du ihn aber, oder?« Neben Ihrem Bett liegen Bücher wie »Die erfolgreiche Gehaltsverhandlung«, in denen Sie sich Notizen an einige Checklisten gemacht haben. Man soll mittwochs fragen, haben Sie gelernt; montags ist zu viel los, freitags die Wochenendstimmung schon zu stark für ernsthafte Verhandlungen.
Nun haben Sie den Wunsch ausgesprochen – und wappnen sich in Gedanken schon mit den Gegenargumenten auf die Einwände, die Ihr Chef gleich bringen wird. »Mir sind leider die Hände gebunden durch das Gehaltsgefüge«, wird er laut Gehaltsverhandlungsratgeber jetzt sagen …
»Da rennen Sie bei mir eine offene Tür ein, wie viel hätten Sie denn gern?«, fragt er in Wirklichkeit.
Äh – Sie stutzen. Und bringen dann beherzt ein »10 000 Euro im Monat!« über die Lippen.
10 000 Euro im Monat – ja, das sitzt! Das ist fast dreimal so viel, wie Sie bisher verdienen. Da könnten Sie die Raten fürs Haus leicht abzahlen und sich und den Kindern ab und zu mal was Nettes gönnen. Mit diesem Betrag wären Sie endlich dauerhaft zufrieden …
Ja, glauben Sie das denn wirklich?
Mal angenommen, dieses märchenhafte Gespräch wäre Wirklichkeit und Sie bekämen das dreifache Gehalt durch: Wetten, dass Sie in einem Jahr schon wieder um eine Gehaltserhöhung bitten werden?
In einem Experiment fragt man Menschen: In welcher Welt möchten Sie leben, in der Welt A oder in der Welt B? In der Welt A verdienen Sie im Jahr 50 000 Euro, in der Welt B 500 000 Euro. So weit ist die Entscheidung noch einfach. Aber jetzt kommt es: In der Welt A liegt das Durchschnittsgehalt bei 40 000 Euro, in der Welt B bei einer Million! Wie gierig sind die befragten Menschen, was meinen Sie? – Den meisten Menschen ist es gar nicht so wichtig, wie viel sie absolut verdienen. Sie geben sich im Experiment mit den 50 000 Euro zufrieden – Hauptsache, sie verdienen mehr als die anderen.
Ein weiteres interessantes Experiment belegt diesen Befund sogar neurowissenschaftlich: Man setzt Menschen vor einen Computer, lässt sie Aufgaben lösen. Wenn sie eine Aufgabe richtig lösen, bekommen sie Geld. Die Probanden verfügen dabei über ein interessantes Tool: Sie können sehen, wie viel Geld ihr Nachbar bekommt (ja, das hätten Sie auch gern bei sich zu Hause, was?). Man misst während des Versuchs die Gehirnaktivität im Belohnungszentrum. Das Ergebnis: Natürlich freuen sich die Leute jedes Mal, wenn sie Geld bekommen. Aber am meisten freuen sie sich, wenn sie mehr bekommen als ihr Nachbar.
Das nennen wir den »sozialen Aufwärtsvergleich«. Er sorgt dafür, dass wir über alle schönen Dinge auf Knopfdruck unglücklich sind, wenn wir nur anfangen, uns mit anderen »nach oben« zu vergleichen. Denn irgendjemand hat immer mehr!
Die »Theorie des sozialen Vergleichs« stammt von Leon Festinger. Festinger ging davon aus, dass jeder Mensch Informationen über sich selbst gewinnt, indem er sich mit anderen vergleicht – und dass wir es deswegen ständig tun.
Dabei gibt es drei Möglichkeiten: Ich kann mich erstens mit Menschen vergleichen, denen es ganz ähnlich geht wie mir. Das ist zwar ein wenig langweilig, aber es liefert mir meist ein realistisches Bild von mir selbst, meiner Situation und meinen Möglichkeiten. Wenn ich zum Beispiel Anfang 50 bin und meine sportlichen Fähigkeiten realistisch einschätzen will, dann vergleiche ich mich eher mit einem Gleichaltrigen als mit einem 20-jährigen Fußballprofi.
Zweitens kann ich mich mit Menschen vergleichen, die mir unterlegen sind, also zum Beispiel weniger Geld verdienen oder
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