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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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er eine gewisse Schutzfunktion und hilft dabei, das Herz verschlossen zu halten. Wenn man sein Herz öffnet, fühlt man entweder Liebe oder Schmerz. Der Zyniker zieht sich aus seinem Herzen zurück in den Kopf, wo er weiterhin alles zerstört, was schön ist, denn wenn er das Schöne zulassen würde, würde sich sein Herz öffnen, und er müßte seinen Schmerz fühlen. Andere stark rationale Typen können auch zynisch werden, insbesondere Nux vomica und Kalium carbonicum, aber auch Sulfur, Ignatia und Tuberculinum. Natrium ist jedoch nicht nur viel weiter verbreitet als diese anderen Typen, sondern neigt auch stärker zum Zynismus, weil er leichter verletzbar ist.
Moral und Sexualität
    Verglichen mit Opportunisten wie Lycopodium und Nux haben die meisten Natrium-Menschen ziemlich hohe moralische Normen. Wenn sie in ihrem eigenen Verhalten dahinter zurückfallen, haben sie das Gefühl, sich selbst zu verraten. Folglich kann man sich auf das Wort von Natrium in der Regel verlassen. Das gilt sogar für den harten Natrium-Rebellen mehr, als manerwarten würde, und das ist wahrscheinlich der Ursprung des kriminellen »Ehrenkodex«, dem zufolge man zwar die Polizei belügen darf, aber nicht den eigenen Kumpel. Die Tendenz von Natrium-Typen, zusammenzuhalten und das eigene Team zu unterstützen, die ursprünglich ein Schutzmechanismus war, ist insofern einer der Hintergründe der Natrium-Moral. Ein anderer ist, daß Natrium gelitten hat und deshalb das Leiden anderer nachempfinden kann. Die meisten Natrium-Menschen sind emotional sehr sensibel und mitfühlend (Kent: »mitfühlend«). Ein dritter Faktor, der die Moral fördert, ist das völlig unbegründete Schuldgefühl im Unterbewußtsein der meisten Natrium-Menschen. Die herrschende gesellschaftliche Moral gibt Natrium die Richtschnur für Recht und Unrecht, so daß er weiß, wie er sich verhalten muß, um seine Schuldgefühle nicht wieder zu aktivieren.
    Die Moral ist ein seltsames Wesen, teils edel und teils durch Furcht motiviert. Je furchtsamer Natrium ist, desto rigider ist meist seine Moral. Die von Schuldgefühlen getriebene, willfährige Natrium-Frau könnte nie zu irgend jemandem unfreundlich sein, wogegen der gesündere Natrium weitaus flexiblere ethische Regeln hat und sich weniger darum kümmert, was andere Leute denken könnten. Ihr ethischer Kodex ist für die Natrium-Frau eine Rückversicherung in einer Welt voller Unsicherheiten. Wenn andere ihre Prinzipien teilen und besonders wenn sie einen moralischen Sieg erringt, fühlt sie sich bestätigt und anerkannt. Einige Natriums treiben diese Haltung auf die Spitze, wie etwa militante Abtreibungsgegner oder Tierversuchsgegner, die das Gefühl haben, sie müßten ihre eigene Moral anderen Leuten aufzwingen.
    Wenn wir davon ausgehen, daß der Moralkodex einen stabilisierenden Einfluß auf die Natrium-Frau hat, so kann sie sich sehr bedroht fühlen, wenn ihre Ethik in Frage gestellt wird. Wenn sie ihre moralischen Prinzipien beispielsweise von einer besonderen religiösen Organisation herleitet und dann feststellen muß, daß deren Führer korrupt sind, kann sie am Boden zerstört sein. Ein ähnlicher Schock, der aber noch fundamentaler ist, trifft sie manchmal während der Psychotherapie, wenn ihr klar wird, daß viele ihrer hohen Prinzipien das Ergebnis ihrer eigenen Furcht und ihrer Schuldgefühle sind. Obwohl solche Erkenntnisse erschütternd sind, wirken sie doch auch erleichternd, denn sie ermöglichen es Natrium, ein bißchen »lockerzulassen« und Wertvorstellungen zurückzuweisen, die aus ihrer eigenen Schwäche resultieren. Die verbleibenden Werte basieren dann auf Liebe und praktischen Erwägungen und sind im allgemeinen meist flexibler und individueller als zuvor.
    Rigide Moralisten sind in der Regel Natrium-Typen (können aber auch Arsenicum sein), die – ohne es zu merken – die Absolution für ihre eigeneSchuld suchen. Je rigider sie sind, desto mehr verlieren sie den Kontakt zu anderen Menschen und auch zu ihren eigenen Gefühlen. Sie übernehmen gewöhnlich religiöse Verhaltensregeln, um ihre Prinzipien zu rechtfertigen, aber ihre Moral hat nichts Spirituelles, denn sie basiert nicht auf Liebe, sondern auf Lieblosigkeit. Gute Beispiele dafür sind die Pharisäer im Neuen Testament, die sich darüber aufregten, daß Jesus am Sabbat arbeitete und sich mit Prostituierten und Sündern abgab.
    Sexuelle Moralvorstellungen lösen meist die heftigsten Gefühle aus, besonders bei Natrium-Menschen. Da

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