Psychologische Homöopathie
Tänzerin und Künstlerin sein, aber als Bohemien ist sie subtil und bleibt sich selbst treu, während Tuberculinum und Medorrhinum eher wild sind. Weil Sepia nicht viel für Glanz, Nervenkitzel und utopische Ideale übrig hat, kommt sie in konventionellen Familien genauso gut zurecht wie unter gesellschaftlichen Außenseitern. Tuberculinum und Medorrhinum brauchen ihre Anregungen, um glücklich zu sein, und davon bekommen sie als Ehefrau und Mutter meist nicht genug. Sepias Bedürfnisse sind subtiler, und deshalb können sie leicht zugunsten der normalen, vernünftigen Erfordernisse des Hausfrauenalltags vernachlässigt werden.
Sepia muß sich unabhängig und kreativ fühlen, und deshalb wählt sie möglicherweise einen unkonventionellen Lebensstil a la boheme. Weil ihre Bedürfnisse andererseits innerlicher und selbständiger sind als bei anderen spontanen Typen, hat sie vielleicht das Gefühl, daß sie sich auch im Rahmen eines konventionellen Familienlebens den Raum für Meditation, Tanz und Schreiben schaffen kann. Vielen Sepias gelingt das, aber viele andere verlieren allmählich ihr Selbstbild bei dem Versuch, es Ehemann und Kindern recht zu machen.
Während gesunde Phosphor- und Tuberculinum-Typen im wesentlichen extrovertiert sind, ist die gesunde Sepia meist teils introvertiert und teils extrovertiert, wie Medorrhinum. Sie ist im allgemeinen gesellig und kann sich auf die verschiedensten Menschen einstellen, weil sie sie selbst ist. Andererseits braucht sie Zeit, um sich auf sich selbst zurückzuziehen und dann wieder nach außen zu gehen und kreativ zu sein. Sie ist nicht auf eine depressive Art introvertiert und beschäftigt sich nicht mit unangenehmen Gedanken und Gefühlenaus der Vergangenheit (obwohl die weniger gesunde Sepia genau das tun kann), sondern konzentriert sich eher auf ihre meditative Mitte, was durchaus lohnend und keineswegs deprimierend ist.
Die Kurtisane
Einige Leser/innen werden überrascht sein, wenn ich die Kurtisane als Sepia-Untertyp beschreibe, denn Homöopathen denken meist, Sepia habe keine sexuellen Interessen. Das hat damit zu tun, daß die homöopathische Literatur und Lehre sich fast ausschließlich auf die Pathologie von Sepia konzentrieren, die hauptsächlich dadurch entsteht, daß sie sich selbst für einen Mann aufgibt. Die emotional gesunde Sepia-Frau, die ihr eigenes unabhängiges Selbst ist, hat im allgemeinen einen hohen, aber gut kontrollierten Sexualtrieb, und solange sie sich selbst in ihren Beziehungen zu Männern nicht aufgibt und sich der Persönlichkeit des anderen nicht einfach unterordnet, erlebt sie ihre Sexualität als etwas sehr Angenehmes.
Entsprechend ihrer natürlichen Unabhängigkeit behält die gesunde Sepia-Frau gerne die Kontrolle über ihren Körper. Sie kann den Gedanken, der »sexuelle Spucknapf« eines Mannes zu sein, nicht ertragen, und deshalb wird sie entweder auf sexuelle Beziehungen verzichten, bis sie einen Mann findet, der keine Besitzansprüche stellt, oder sie wird sehr kurze, vorübergehende Affären haben. In der Zwischenzeit kann sie ihre sexuellen Bedürfnisse im allgemeinen besser als die meisten Frauen abstellen oder durch andere Aktivitäten wie soziale, künstlerische oder sportliche Betätigungen sublimieren.
Sepia-Frauen, die nicht verheiratet und auch keine Misanthropen sind, erweisen ihrem Körper dadurch Ehre, daß sie sich von Männern fernhalten, bis sie sich von einem besonders angezogen fühlen (dieser Zölibat kann moralisch oder religiös angehaucht sein, aber das kommt nicht häufig vor). Sehr oft fühlt sich Sepia sozusagen magnetisch von einem Mann angezogen. Dieser Magnetismus ist zum Teil sexuell und zum Teil übersinnlich oder spirituell, aber sie verliebt sich nicht so wie viele andere Leute. Sie spürt, daß die Chemie zwischen ihr und diesem Mann stimmt, der oft entweder über eine erhebliche persönliche Stärke verfügt oder ihre subtile Lebensanschauung teilt. Eigentlich wird Sepia häufiger von einer intellektuellen oder spirituellen Übereinstimmung angezogen als vom Gleichklang der Herzen. Sie ist zwar durchaus zur persönlichen Liebe fähig, aber das ist nicht der wichtigste Aspekt ihrer Beziehungsfähigkeit, die entweder körperlich, geistig oder spirituell, aber weniger emotional geprägt ist. Infolgedessen können Sepia-Frauenen im Vergleich zu wärmeren Typen ziemlich kalt und reserviert wirken (Kent: »gleichgültig gegenüber Angehörigen«).
Mit Sicherheit ist die emotional kranke
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