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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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zarte Staphisagria hat mehr Angst, und ihre Reaktion ist extremer. Sie unterdrückt ihren Ärger so vollständig, daß sie ihn nicht mehr fühlt und an seine Stelle die Furcht davor tritt, das Mißfallen der Eltern oder später irgendeines anderen Menschen zu erregen. Das macht sie mild und friedfertig. Sie ist die mildeste, freundlichste Seele, die man sich vorstellen kann, aber ihre Milde ist nicht gesund wie die von Silicea und Pulsatilla, die durchaus nein sagen können. Bei Staphisagria ist sie das direkte Ergebnis ihrer verzweifelten Versuche, Aggression zu vermeiden, und sie verhindert jeden echten Selbstausdruck.
    Die zarte Staphisagria findet man häufig als hingebungsvolle Frau eines etwas dominanten Mannes (oder als hingebungsvollen Mann einer etwas dominanten Frau). Bei ihrem Versuch, Anerkennung zu gewinnen, wird sie oft von einem Partner dominiert, dem sie sich voller Hingabe widmet. Wie Natrium muriaticum wählt sie häufig einen Partner, der irgendeine Schwäche hat, beispielsweise körperlich behindert oder emotional labil ist, und indemsie voll auf seine Bedürfnisse eingeht, versucht sie sich unentbehrlich zu machen. In solchen Situationen läßt sie sich natürlich leicht mißbrauchen, und wenn der Partner ihre Hingabe für allzu selbstverständlich hält oder sie sogar schlecht behandelt, beklagt sie sich nicht, sondern sucht eher die Schuld bei sich. Als sie ihre eigenen Erwartungen aufgab, in der Hoffnung, damit Aggressionen zu vermeiden, verlor sie die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen, und auch die Möglichkeit zu erkennen, wann sie mißbraucht wurde. Weil die zarte Staphisagria jede Konfrontation fürchtet, wird sie blind für das unangemessene Verhalten ihres Partners und gibt sich selbst die Schuld, um nicht Verantwortung zu übernehmen und die Situation ändern zu müssen, denn das würde sie in Angst versetzen. So steckt sie den Kopf in den Sand, um nicht sehen zu müssen, wie es wirklich um sie bestellt ist. Diese Weigerung, unangenehmen Wahrheiten ins Gesicht zu sehen, ist für alle Staphisagria-Typen charakteristisch und führt zu einem ausweichenden Verhalten, das bei einigen subtil und bei anderen ganz offensichtlich ist.
    Prinzipiell versucht die zarte Staphisagria, unangenehme Wahrheiten dadurch zu ignorieren, daß sie sich zufriedengibt, zustimmt oder einfach den Mund hält und sich selbst die Schuld gibt, wenn etwas schiefläuft. Sie ist von ihren Kindheitserfahrungen so geprägt, daß sie unterwürfig ist bis zu dem Punkt, wo sie keine eigene Persönlichkeit mehr hat. Diese Unterwürfigkeit ist im allgemeinen so umfassend, daß sie sich auf jeden Aspekt des Lebens erstreckt. Wenn ein Fremder ihr in einer Warteschlange auf den Fuß tritt, wird sie sich entschuldigen. Wenn ein manipulativer Freund sie zum tausendsten Mal um einen Gefallen bittet, wird sie ja sagen, auch wenn es für sie mit erheblichen Unannehmlichkeiten verbunden ist. Auf diese Weise ist die zarte Staphisagria eine echte Gefangene ihrer Furcht und verbringt ihr Leben als Sklavin der Bedürfnisse und Erwartungen anderer Menschen.
    Wie viele Natrium- und Lycopodium-Typen ist die zarte Staphisagria in der Regel sehr höflich. Selbst wenn sie einen bestimmten Mann nicht leiden kann (weil sie Angst vor ihm hat), wird sie niemals unfreundlich zu ihm sein, sondern lächeln, wenn er einen Witz auf ihre Kosten macht. Sie wirkt ausgesprochen nett, weil sie freundlich und bescheiden ist, und nur wenige ihrer Freunde und Bekannten bemerken, in welchem Ausmaß sie ihre wirklichen Gefühle unterdrückt. Oft funktioniert sie auf der sozialen Ebene relativ gut, weil sie sich um Anpassung bemüht. In der Öffentlichkeit gibt sie sich gerne sanftmütig und weiß das rechte Wort zur rechten Zeit zu sagen. Außerdem ist sie emotional relativ stabil. Sie unterdrückt ihren Ärger so vollständig, daß er kaum je zum Vorschein kommt, und ihre Angst hält sie meist dadurch unterKontrolle, daß sie in einer sicheren Beziehung bleibt. Im allgemeinen ist sie mild und fröhlich gestimmt, sofern sie sich nicht gerade mitten in einer bedrohlichen Auseinandersetzung mit jemandem befindet oder eine solche befürchtet. Alles in allem wirkt die zarte Staphisagria, die eine relativ stabile Ehe führt, durchaus zufrieden, und das kann sie auf der bewußten Ebene auch durchaus sein.
    Wie andere Staphisagrias ist auch die zarte Staphisagria oft romantisch. Auf der Flucht vor ihrer Angst und ihrer Wut stellt sie sich den Mann ihrer Träume vor

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