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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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bestätigte er, daß seine Eltern stets seine Leistungen und ihn als Person kritisiert hätten. Ich fragte ihn, wie er sich dabei gefühlt hätte, und er sagte: »So, als ob ich völlig unfähig wäre.« Dann fragte ich ihn, welche Auswirkungen seine Arthritis auf sein Leben hatte, und er sagte: »Ich kann nicht tun, was ich will.« Für mich war klar, daß er sich unbewußt dafür entschieden hatte, seine Arthritis zu entwickeln, weil er damit rechnete, das Examen nicht bestanden zu haben, und nach einer Möglichkeit suchte, seine Unfähigkeit den Eltern gegenüber zu rechtfertigen. Als Krüppel durfte er unfähig sein, sonst aber nicht. Paradoxerweise hatte er seine Prüfungen mit guten Ergebnissen bestanden und war ein erfolgreicher Anwalt geworden. Ich verordnete ihm eine regelmäßige Dosis Staphisagria C30, und seine Gelenkschmerzen besserten sich deutlich. Sein Zustand wurde als Reitersche Krankheit diagnostiziert, eine Arthritis. die entweder auf eine Gastroenteritis oder eine sexuell übertragene Urethritis folgt.
    Es ist interessant festzustellen, daß zu den körperlichen Schwächen von Staphisagria das Verdauungssystem und das Fortpflanzungssystem gehören, und ich habe verschiedene Fälle von Reiterscher Krankheit erlebt, die gut auf das Mittel reagierten. Genau dieselbe Familiendynamik findet man oft in der Kindheit von Lycopodium. aber das Ergebnis ist etwas anders, weil die angeborene Konstitution anders ist. Lycopodium reagiert auf Entmutigung prinzipiell mit einem Mangel an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den damit verbundenen Erwartungsängsten und oft auch mit einer kompensatorischen Angeberei. Dem sanften Staphisagria-Anwalt mit seiner Arthritis fehlte es nicht an Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, und er litt weder unter Erwartungsängsten, noch neigte er zu einer übertriebenen Selbstdarstellung. Die Erwartungen seiner Eltern hatten bei ihm Wut und Angst vor Strafe ausgelöst, und um diese Gefühle zu vermeiden, hatte sein Unterbewußtsein beschlossen, eine lähmende Krankheit zu entwickeln.
    Staphisagria neigt viel stärker als Lycopodium dazu, als Reaktion auf emotionalen Streß plötzlich ernsthaft krank zu werden. Während sich bei Lycopodium in Streßzeiten Ekzeme oder Verdauungsstörungen verschlimmern können, wird Staphisagria wahrscheinlich eher schwere Magenschmerzen oder ein starkes Ekzem bekommen. Der sanfte Staphisagria-Anwalt wirkteemotional sehr stabil wie alle sanften Staphisagrias, aber er zahlte dafür einen furchtbar hohen Preis. Alternativ hätte er entweder den Eltern seine Angst und seinen Ärger zeigen oder einen Nervenzusammenbruch erleiden können, und er wählte von diesen drei Möglichkeiten die Arthritis als die am wenigsten bedrohliche.
    Sanfte Staphisagrias sind im allgemeinen sehr gesellige Menschen. Ihre emotionale Lockerheit macht sie in Kombination mit ihrem Charme und Witz bei vielen Menschen beiderlei Geschlechts sehr beliebt. Lycopodium-Männer sind in der Regel bei Frauen beliebter als bei Männern, weil ihre Konkurrenzhaltung sie oft dazu verleitet, Männer als Rivalen zu behandeln. Im Gegensatz dazu wirkt der sanfte Staphisagria auf beide Geschlechter bescheiden und charmant, weil er nicht versucht, irgend etwas zu beweisen. Was er jedoch, wie alle Staphisagrias, versucht, ist, seinen tieferen Gefühlen auszuweichen, und gerade die Tatsache, daß ihm dies so gut gelingt, macht ihn so sympathisch.
    Einige berühmte Entertainer haben eine Lockerheit, die an den sanften Staphisagria erinnert. Sie sind auch körperlich leicht gebaut, was für Staphisagria im allgemeinen typisch ist. Ich denke dabei nicht nur an den schon erwähnten Des O'Connor, sondern auch an Fred Astaire, Bing Crosby und den englischen Schauspieler Nigel Havers. (Es ist vielleicht kein Zufall, daß die letzten zwei Fernsehfilme, die ich mit Nigel Havers gesehen habe, ihn als Flüchtling zeigten, dessen Nettigkeit und Charme das schreckliche Geheimnis, vor dem er floh, nicht mehr verbergen konnten.) Interessant sind in diesem Zusammenhang auch die etwas schelmischen Züge der genannten Entertainer' die beinahe feminin wirken.
    Da der sanfte Staphisagria seine tieferen Gefühle nicht zuläßt, ist er natürlich im Privatleben meist weniger erfolgreich als in der Gesellschaft. Seine Partnerin findet sein ausweichendes Verhalten wahrscheinlich frustrierend, denn man kann einem Mann, der sich vor sich selbst versteckt, nie wirklich nahe sein. Vermutlich wird sie auch ärgerlich, wenn

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