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Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Gefangene des Scheichs: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Norton
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Kapitel 1
     
    Nachdem der Nebel sich gegen Mittag etwas aufgelöst hatte, setzte der Regen ein. Er fiel in dünnen Fäden. Dicht an dicht. Wer den Londoner Nebel kannte, wusste aber, dass er keineswegs Staub und Ruß abwusch, sondern lediglich eine schmierige Masse entstehen ließ, die noch schwieriger zu reinigen war.
    Emily schleppte seit Stunden Eimer voller Kohle aus dem Souterrain in die Herrschaftszimmer im ersten und zweiten Stock des Anwesens in Belgravia. Der Schweiß perlte unter den Löckchen hervor, die nur unzureichend von einem zerdrückten Häubchen gehalten wurden.
    Vor dem Zimmer der Tochter des Hauses hielt sie einen Moment inne. Ihre Brust schmerzte von der Anstrengung, und ihre Augen brannten vor Müdigkeit. Allein die leise Grammofon-Musik, die durch die Tür an ihr Ohr drang, munterte sie ein wenig auf. Es war eine beschwingte Melodie, und der Text hatte – soweit sie ihn verstehen konnte – etwas mit einem Burschen zu tun, der sich auf den Tanz mit seinem Mädchen freute.
    Emily selbst hatte keinen Freund. Es hätte auch wenig Sinn gemacht, denn sie suchte ständig nach einer neuen Anstellung, in der es ihr vielleicht wenigstens ein klein wenig besser ginge als in der vorherigen.
    Noch einmal drückte sie ihren Rücken durch, richtete sich auf und klopfte dann vorsichtig an.
    Ihr Herz begann zu rasen, als sie Lady Victoria Stockbridges Stimme hörte, die ihr den Zutritt in ihre privaten Zimmer gestattete. Käme jetzt der Butler oder ein anderes höhergestelltes Mitglied des Personals vorbei und erwischte sie dabei, wie sie Kohlen in Anwesenheit der jungen Dame nachfüllte, würde sie mit einem schlimmen Rüffel rechnen müssen.
    Wie immer, wenn sie diese Räume betrat, erfüllte größtes Vergnügen Emilys Herz. Lady Victorias Zimmer strahlte eine freundliche Wärme aus, die eine Reflektion ihrer Bewohnerin zu sein schien. Im Gegensatz zu ihren Eltern war Victoria immer freundlich zu ihr. Ja, sie hatte ihr sogar schon das ein oder andere Mal ein kleines Geschenk gemacht, das Emily in ihrer kleinen Kiste unter ihrem Bett in größten Ehren hielt.
    Für das Küchenmädchen war Victoria Stockbridge die schönste junge Dame, die sie je gesehen hatte. Nicht eben groß, aber von weiblicher Figur, mit großen grünen Augen und tizianrotem Haar,das sie nach neuester Mode kurz geschnitten trug. Das volle, in weichen Wellen fallende Haar war ein Erbteil ihrer Mutter, die sich allerdings weigerte, ihr Haar abschneiden zu lassen und es noch immer, in guter edwardianischer Tradition, voluminös aufgesteckt trug.
    Miss Victoria saß an ihrem Sekretär und öffnete gerade die Morgenpost, als Emily eintrat, einen Knicks machte und sich dann zu der Schütte vor dem offenen Kamin begab.
    „Nun, Emily … Du bist spät dran …“ Das Lächeln, das ihre wohlgeformten Lippen umspielte, spiegelte sich in ihrer Stimme.
    „Ja. Verzeihung, Miss. Aber der Kohlenhändler kam nicht rechtzeitig. Er sagte, der Nebel hätte ihn aufgehalten.“
    Victoria drehte sich um und erklärte mit spitzbübischem Grinsen: „Es war wohl eher der Gin! Nun gut … bei dem Wetter …“
    „Ja, Miss.“
    Victoria erhob sich von ihrem zierlichen Stuhl und trat an das hohe Fenster, welches den Blick auf die Straße vor dem Haus ermöglichte.
    „Der Regen hört gar nicht mehr auf. Ich denke, wir werden das Licht brennen lassen müssen.“
    „Sehr wohl, Miss.“
    Zwar schaufelte Emily vorsichtig die Kohlestücke in die Schütte, doch hatte sie mit einem Auge Miss Victorias Kleid genau im Blick. Es war eine flaschengrüne Chiffon-Kreation mit loser Taille, von der ein üppig mit Perlen besticktes Band herabhing, welches bei jeder Bewegung ihrer Herrin im Licht funkelte. Der weich fließende Stoff umspielte Victorias Formen und ließ sie noch graziler wirken.
    Doch nicht nur Kleid und Frisur unterstrichen den Unterschied zwischen Victoria und ihrer Mutter. Es war die gesamte Haltung. Wo Lady Stockbridge eine beinahe majestätische Würde und Steifheit an den Tag legte, mit leicht affektiert abgewinkelten Hand-gelenken, strahlte ihre Tochter eine gewisse Nonchalance aus, die den modernen jungen Leuten innezuwohnen schien.
    Wobei Emily nun nicht behaupten konnte, dass sie Ihre Ladyschaft sonderlich oft zu Gesicht bekam. Höchstens einmal, wenn es eine große Einladung gegeben hatte und die Dame des Hauses in das Souterrain kam, um sich bei den Dienstboten für den reibungslosen Ablauf zu bedanken. Dann stand Emily am Ende der langen Reihe,

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