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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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findet man auch bei vielen anderen Typen, aber sie ist besonders charakteristisch für Sulfur, Phosphor, Causticum und Natrium muriaticum. Obwohl oft sehr intellektuell, ist Sulfur selten eine trockene, emotionslose Person wie Kalium carbonicum, Lycopodium und einige Natriums. Gewöhnlich hat er etwas von einem Dichter, und er liebt meist bewegende, emotionale Lieder von menschlichen Tragödien und Triumphen ebenso wie Balladen über die Liebe. Es gibt zwar mit Sicherheit Sulfurs, die so in ihre intellektuellen Leidenschaften verstrickt sind, daß sie Familie und Freunde vernachlässigen, aber es gibt genauso viele, denen ihre persönlichen Beziehungen wichtiger sind als alles andere.
    Der sensiblere Sulfur ist ein aufmerksamer und liebevoller Ehemann und Vater. Oft ist er vernarrt in seine Frau und seine Kinder und außergewöhnlich stolz auf sie. Für einen solchen Mann ist seine Frau eine echte Königin, was nur natürlich ist, weil er selbst etwas von einem König hat, dem unabhängig von seiner Herkunft Edelmut und Autorität angeboren sind. Der durchschnittliche Sulfur-Familienvater ist der Beschützer seiner Familie, aber das heißt nicht, daß er sich von anderen Menschen abkapselt. Er neigt im Gegenteil dazu, alle und jeden zu sich nach Hause einzuladen, weil er gerne mit Menschen zusammen ist und es liebt, sich in der menschlichen Wärme zu sonnen, die von Freunden und der Familie ausgeht.
    Kent listet Sulfur in der Rubrik »sentimental« auf, und das trifft besonders für diejenigen zu, die schwere Zeiten erleben und deshalb trostsuchend in die Vergangenheit blicken. Häufiger jedoch richtet sich Sulfurs Romantik nach außen und ist zukunftsorientiert. Wie bei einem Dichter schlägt sein Herz höher angesichts von Schönheit und menschlicher Liebe, und in solchen Situationen neigt er charakteristischerweise zu großen Worten über das Entzücken, das er empfindet. Viel früher als andere wird ein Sulfur-Mann seiner neuen Flamme sagen, daß er sie liebt, so früh, daß sie ihm wahrscheinlich nicht glaubt, und doch fühlt er, was er sagt, auch wenn er in einem Monat vielleicht die gleichen starken Gefühle für eine andere Frau empfindet. Ich habe einmal einen alten Sulfur-Seemann behandelt, der stolz erklärte, er habe injedem Hafen eine Frau. Er hatte sich von vielen Sprachen ein paar Brocken angeeignet, gab jedoch zu, daß er auf Russisch nur zweierlei sagen könne: »Eiscreme« und »Ich liebe dich«.
    Im Vergleich zu den sentimentaleren Typen wie Natrium und sogar Lycopodium hat Sulfurs Romantik etwas Unpersönliches. Wie die meisten anderen Sulfur-Eigenschaften ist auch diese von einer größeren und umfassenderen Dimension. Damit meine ich, daß Schönheit und Liebe Sulfur dazu inspirieren, sich als Teil eines größeren Ganzen zu fühlen, zu Hause im Universum zu sein und gewiß, daß alles so ist, wie es sein sollte. Wenn ein Sulfur-Mann beispielsweise erfährt, daß seine Frau schwanger ist, hat er vielleicht das Bedürfnis, in die Nacht hinauszugehen und die Sterne zu betrachten, dabei dem Wunder des Lebens nachzuspüren und aus ganzem Herzen dankbar zu sein. Wie Phosphor fühlt Sulfur sich viel stärker als die meisten anderen Menschen als Kind des Universums und als Weltbürger. Sein Horizont ist weit, und sein Blick ist nicht nur analytisch, sondern auch zutiefst romantisch, nicht in dem Sinne, wie ein Ignatia-Teenager auf die Liebe wartet, sondern eher wie jemand, der vom Mysterium des Lebens gekostet hat und dadurch seinen Sinn erkennt.
    Nicht alle Sulfurs sind religiös, aber die meisten, die ich kennengelernt habe, hatten ein Gefühl der Verbundenheit mit einer größeren Macht, aus dem sie Kraft schöpften, auch wenn sie sich nur wenig Gedanken darüber machten. Ich habe einmal im Krankenhaus einen älteren Sulfur-Mann behandelt, der sich bei einem Sturz seine Halswirbel gebrochen hatte und wußte, daß er nicht mehr zu Hause leben konnte. Ich fragte ihn nach seinen religiösen Überzeugungen, und er sagte friedlich: »Ich bin zwar seit Ewigkeiten nicht mehr in der Kirche gewesen, aber Jesus und ich sind Kumpel«, und ich wußte, daß er in vollem Ernst meinte, was er sagte.
Senilität, Introversion und der alte Sulfur
    Wenn Sulfur in die Jahre kommt, wird er wahrscheinlich noch individualistischer und kann sogar exzentrisch wirken. Er kümmert sich überhaupt nicht mehr darum, was andere von ihm halten, tut genau das, was er will, und sagt genau das, was er meint. (Das erinnert mich an

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