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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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von ihrem Glanz verloren hatten, sich im sozialen Leben vorsichtig verhielten und weit weniger idealistisch waren als der durchschnittliche Sulfur. Man kann sie leicht mit Natrium oder Causticum verwechseln, denn sie neigen zu melancholischen Phasen und vielerlei Ängsten, besonders zur Menschenangst (Kent: »Furcht vor Menschen«). Ihre körperlichen und Allgemeinsymptome passen nicht auf Natrium oder Causticum, was mich dann veranlaßt, etwas genauer hinzusehen, und in diesem Moment fällt mir auf, daß der Patient sehr neugierig und einfallsreich ist und eine Vorliebe für abstrakte und philosophische Gedanken hat. Ein solcher Mann, den ich einmal behandelte, betätigte sich in seiner Freizeit als Erfinder. Er wirkte äußerlich sehr ernst und gab zu, daß er oft unter Selbstzweifeln und Depressionen litt, was er auf einen sexuellen Mißbrauch in seiner Kindheit zurückführte. Er hatte mich wegen chronischer Kopfschmerzen konsultiert, die mit einem chronischen Müdigkeitssyndrom zusammenhingen. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihm Natrium oder Sulfur geben sollte, aber dann überzeugte mich die direkte Art, mit der er mich ansah und sprach. Wie Nux ist Sulfur im allgemeinen sehr direkt, und das hilft, ihn von anderen Typen zu unterscheiden. Mein introvertierter Sulfur-Patient reagierte sehr schnell auf Sulfur 1M und bestätigte damit, daß Sulfur nicht immer selbstsicher und extrovertiert sein muß.
    Wie andere introvertierte Menschen auch will der introvertierte Sulfur oft alleine sein (Kent: »Abneigung, angesprochen zu werden«) und fühlt sich vielleicht in größeren Gesellschaften unwohl. Er versenkt sich entweder gerne in Bücher und intellektuelle Fragen, oder er sucht die Einsamkeit auf dem Land und bei körperlicher Arbeit. Auch er hat oft den scharfen Sulfur-Verstand, ist aber trockener und boshafter als seine mehr inspirierten Brüder. In seinen extrovertierteren Momenten kann er aber gelegentlich auch ein guter Selbstdarsteller sein. Homöopathen müssen der Versuchung widerstehen, Konstitutionstypen, die eine bestimmte erbliche Veranlagung haben, aber genauso durch Lebenserfahrungen geprägt werden, nach einem bestimmten Stereotyp zu beurteilen. Die Kunst des Homöopathen besteht darin, hinter der Oberfläche der Persönlichkeit des Patienten die innere Essenz zu erkennen. Nur dann kann man die meisten Typen korrekt identifizieren.
Körperliche Erscheinung
    Mir ist nie eine Frau begegnet, die konstitutionell Sulfur gewesen wäre. Das hat nichts mit meiner Erwartungshaltung zu tun, denn in den ersten Jahren meiner Praxis habe ich mich darüber gewundert, daß ich nie Sulfur-Frauen sah, obwohl ich nicht gelernt hatte, daß Sulfur ein ausschließlich männlicher Typ sei. Es gibt zwar gelegentlich Frauen, die Sulfur zur Behandlung akuter oder subakuter Krankheiten brauchen oder um eine pathologische Schicht zu entfernen, aber ich rate jedem Homöopathen, sehr vorsichtig zu sein, bevor er davon ausgeht, daß eine Frau konstitutionell Sulfur ist. Ich habe mehrere Frauen kennengelernt, die dachten, sie seien Sulfur, einschließlich einer Homöopathin, aber bei der Fallaufnahme habe ich festgestellt, daß sie alle extrovertierte Natriums waren. (Die Homöopathin nahm Natrium muriaticum und war sehr überrascht davon, wie sich ihr Zustand besserte.)
    Es gibt drei verschiedene Arten des Körperbaus, die charakteristisch für Sulfur sind und mit den drei typischen Sulfur-Persönlichkeiten recht gut übereinstimmen. Der erste von ihnen ist der ektomorphe Typ. Er ist groß und hager, hat einen großen Kopf und vor allem eine hohe Stirn. Dieser Typ ist gewöhnlich hochintelligent und oft spirituell interessiert.
    Der zweite ist der polymorphe Typ. Er ist dick und kann entweder groß oder klein sein. Er ist gewöhnlich bodenständiger und sinnlicher und ißt sehr viel, obwohl er ebenso praktisch wie intellektuell veranlagt sein kann (z. B. Sir Winston Churchill). Drittens gibt es den mesornorphen Typ, der einen festen muskulösen Körper hat und oft, aber nicht immer, groß ist. Er ist der Sulfur-Mann des Handelns.
    Sulfur-Menschen können jeden beliebigen Teint haben, aber die meisten sind blond oder rothaarig mit blauen, grauen oder grünen Augen oder schwarzhaarig mit blauen oder grauen Augen. Die Augen haben oft einen spezifischen Glanz und auch einen verträumten Blick, als sei der Betreffende weit weg. Die Augenbrauen sind vielfach sehr buschig und kräuseln sich entweder an beiden Außenseiten nach oben,

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