Psychologische Homöopathie
William Blake, den brillanten und flammenden Sulfur, der einmal eine Gruppe ehrenwerter Herren von Stand zum Essen einlud und sie dann selbst vollkommen nackt bediente.) Sofern Sulfur relativ ausgeglichen und zufrieden ist, wird er ein schrulliger, aber freundlicher alter Herr, der das eine oder andere über das Leben gelernt hat, aber seine Weisheit nicht an diejenigen verschwendet, die nichts davon wissen wollen. Meist kommt er sehr gut mit Kindern aus, weil er ganz er selbst ist und die Kinder spüren, daß er sie respektiert und sie als intelligenteWesen behandelt. Ein genialer alter Sulfur ist ein wunderbarer Großvater. Er weiß tausend Geschichten zu erzählen, liebt angenehme Gesellschaft (womit er wahrscheinlich alle Leute meint, die sich selbst treu sind und die Dinge beim Namen nennen), und er hat immer noch das Augenzwinkern, das für den glücklichen Sulfur so charakteristisch ist. Seine Liebe zur Dramatik verleitet ihn vielleicht von Zeit zu Zeit dazu, seinen Enkeln einen Schrecken einzujagen, indem er allzu überzeugend das Gespenst mirnt, aber auch deshalb macht es großen Spaß, ihn um sich zu haben. Wahrscheinlich sitzt er gerne eine ganze Weile friedlich in einer Ecke, aber dann kommt er wieder hervor, leiht jedem sein mitfühlendes Ohr und versprüht seinen brillanten Witz.
Diejenigen Sulfurs, die in ihren früheren Jahren eine gewisse Unzufriedenheit angesammelt haben, können im Alter sehr kratzbürstig werden. Sie werden meist zunehmend ungesellig (Kent: »Abneigung, angesprochen zu werden«, »will allein gelassen werden«), besonders gegenüber ihrer Frau und der Familie. Ich habe einmal einige Tage mit einem älteren Paar in einer bergigen Region von Kalifornien verbracht. Der alte Herr war groß und hager und für seine etwa 80 Jahre noch sehr aktiv. Als ehemaliger Ingenieur und Erfinder verbrachte er viel Zeit damit, in der Scheune an alten Motorteilen herumzubasteln. Stolz zeigte er mir eine Standuhr, die er entworfen und gebaut hatte, und erklärte mir ihren einzigartigen Mechanismus. Er schleppte auch einige geliebte Notizbücher herbei, in denen er seine Briefe an die Lokalzeitungen ordentlich aufbewahrt hatte. Er hatte die Angewohnheit, über fast jedes Thema unter Gottes Himmel an die Presse zu schreiben, angefangen von den Gefahren chemischer Düngemittel bis zur richtigen Interpretation der Evangelien. Es war klar, daß er begeistert davon war, einen bereitwilligen Zuhörer zu haben, den er mit seinen verschiedenen Leistungen beeindrucken konnte, und er reagierte kaum auf zunehmend unverblümte Hinweise, daß es mir reichte und ich andere Dinge zu tun hatte. Er war schrullig und freundlich, wenn auch etwas ermüdend, nur seine Frau behandelte er absolut respektlos. Er schloß sie völlig aus unserer Unterhaltung aus und sprach nur mit ihr, um mehr Kaffee zu verlangen oder ihr irgendwelche Befehle in bezug auf das Haus zu geben, und sie gehorchte völlig unterwürfig. Später bekannte sie mir gegenüber, ihr Mann sei im Laufe der Jahre zunehmend selbstsüchtig und diktatorisch geworden und nehme wenig Rücksicht auf ihre Wünsche. Dieses grausame und arrogante Verhalten kann man auch bei einigen jungen Sulfurs beobachten, aber im allgemeinen wird es mit zunehmendem Alter schlimmer.
Der ältere Sulfur, der immer reizbarer wird, reagiert damit vielleicht auf die Enttäuschungen eines Lebens, das nicht das wunderbare Abenteuer war, mit dem er gerechnet hatte. Je unrealistischer seine Träume waren, desto wahrscheinlicher ist es, daß er desillusioniert und verärgert reagiert. Mit ihm zu leben kann ziemlich unerträglich sein, denn er erwartet unbedingten Gehorsam von anderen, meckert über jede Kleinigkeit und schmollt wie ein kleines Kind, das seinen Willen nicht bekommt. Viele Menschen werden im Alter kindisch, und das gilt besonders für Sulfur, der immer mehr von einem Kind hatte als die meisten. Jede der negativeren Sulfur-Eigenschaften kann im Alter extremer werden. Die Besessenheit ist ein gutes Beispiel. Einige alte Sulfur-Männer sprechen über nichts anderes als ihr Lieblingsthema, sei es nun Bienenhaltung oder eine religiöse Offenbarung, und mit der Zeit können sie jeden Kontakt zur Umgebung verlieren und senil werden, zunehmend gleichgültig gegenüber ihren Angehörigen, während sie Selbstgespräche über ebendie Leidenschaft führen, die schon seit Jahrzehnten ihr Lebensinhalt ist.
Einige pflegen leidenschaftlich ihren Gram, der genauso bitter und beständig sein
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