Psychologische Homöopathie
Sprechen, Schreiben oder im Bereich des Sozialverhaltens. Dank ihrer Intelligenz können sie ihre Situation besser einschätzen und leiden meist stärker darunter als die Kinder mit einer geringeren Intelligenz. Ein solches Kind wurde im Alter von 14 Jahren zu mir gebracht, weil es an einer schweren Akne litt. Der Junge sprach zäh und zögernd und vermittelte dadurch den Eindruck von Dummheit (Kent: »Sprache langsam«), aber er war ein intelligenter Gesprächspartner, und seine Schulleistungen waren überdurchschnittlich. Er klagte darüber, daß er in der Schule lächerlich gemacht und verhöhnt wurde und seine Klassenkameraden ihn »Hirni« nannten, wobei ihm die grausame Ironie dieses Ausdrucks voll bewußt war. Da seine Akne sehr schwer war, hielt ich es für sinnvoll, mit relativ niedrigen Potenzen zu beginnen, die sein Hautleiden auch sehr effektiv besserten. Leider kam er nicht lange genug zur Behandlung, um auch die hohen Potenzen zu erhalten, die wahrscheinlich seine Sprachstörung gebessert hätten.
Es ist bemerkenswert, daß sich die Hirnfunktionen bei Menschen mit lange bestehenden Schädigungen des Gehirns nach der Einnahme des Arzneimittels deutlich verbessern. Ich wurde einmal von einem Mann konsultiert, der sich von einer Virusinfektion nicht richtig erholt hatte. Er berichtete, daß ein großer Teil der Belastungen in seinem Leben mit seinem kleinen Sohn zu tun hätten, dessen Entwicklung stark verzögert war und der ständige Aufmerksamkeit brauchte. Ich schlug ihm vor, seinen Sohn zur Behandlung zu bringen, was er auch tat. Der Junge paßte klar ins Barium-Bild und bekam drei Dosen der 10M-Potenz. Als ein Experiment (und ohne daß ich davon wußte) hatte der Vater direkt vor Beginn der Behandlung einen Bericht der Schule über seinen Sohn angefordert und einen zweiten etwa drei Monate später. Die Unterschiede in den beiden Berichten waren auffallend (wobei man in derSchule nicht wußte, daß das Kind homöopathisch behandelt wurde). Der zweite Bericht beschrieb eine bemerkenswerte Verbesserung im Zustand des Kindes. Der Junge konnte nicht nur dem Unterricht weit besser und aufmerksamer folgen, sondern er war auch zum ersten Mal zuverlässig genug, um kleine Aufgaben zu übernehmen, wie beispielsweise die Milch zu holen. Barium ist anscheinend fähig, die blockierte Entwicklung auf allen Ebenen der körperlichen und geistigen Funktionen zu reaktivieren.
Das »dumme« Kind
»Dummheit« oder Mangel an Interesse, Reaktionsfähigkeit und Begeisterung ist ein grundsätzlicher Charakterzug vieler Barium-Kinder, speziell bei heranwachsenden Jungen (Kent: »Stumpfsinn bei Kindern«), Diese Kinder haben oft keine organischen Hirnschäden und auch keine Intelligenzstörungen. Sie sind einfach träge, apathisch, mundfaul und störrisch (Kent: »Abneigung gegen Gesellschaft«, »gleichgültig«, »Stimmung – träge«, »Kinder – wollen nicht spielen«, »wollen nicht sprechen«). Den Eltern fällt es sehr schwer, mit solchen Kindern umzugehen, weil sie nicht kooperativ sind und kein Interesse daran haben, irgend etwas zu tun. Im Sprechzimmer beantworten sie Fragen sehr einsilbig und wirken dumpf und schwer wie jemand, der eine Grippe hat und deprimiert ist. Ich habe einen solchen Jungen einmal behandelt, wiederum wegen einer schweren Akne, und während seine Haut mit einer Erstverschlimmerung reagierte, wirkte die Arznei nach Aussagen der Eltern wahre Wunder im Hinblick auf sein Temperament. Zum ersten Mal seit Jahren war er lebhaft, freundlich und kooperativ und interessierte sich wieder für seine Hobbys. Diese Veränderung zeigte sich auch im Sprechzimmer, wo er bald einen fröhlichen Eindruck machte und auch bereitwilliger redete.
Man muß diese »dummen« Barium-Kinder von Calcium und Sulfur unterscheiden, die sehr ähnlich aussehen können, sowohl körperlich als auch in ihrem Temperament. Die »Dummheit« von Barium ist im allgemeinen anhaltender und undurchdringlicher. Das dumpfe, faule Sulfur-Kind wird lebhaft, wenn es seiner Lieblingstätigkeit nachgeht, wie beispielsweise einem besonderen Spiel, oder wenn es eine Idee verfolgt, und es fällt danach wieder in seine Trägheit zurück. Außerdem hat Sulfur mehr Selbstvertrauen als Barium. Das Barium-Kind ist nicht nur träge, sondern auch schüchtern (Kent: »Furchtsamkeit«). Im Sprechzimmer weicht es dem Blick des Homöopathen aus und sieht gewöhnlich auf den Boden. Das dumpfe Sulfur-Kind hat keine Angst, sondern ist einfach gelangweilt und
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