Psychologische Homöopathie
Kopfverletzung. Relativ häufig kommt es auch vor, daß jemand nach einem Schock in einen Natrium-muriaticum-Zustand gerät. Man muß dabei jedoch berücksichtigen, daß die meisten Patienten, die nach einem schmerzlichen Verlust oder einem Schock in einen Natrium-muriaticum-Zustand komrnen, schon vor diesem Ereignis eine Natrium-Konstitution hatten. Ganz ähnlich ist es bei vielen Patienten, die nach einer Geschlechtskrankheit in einen Thuja-Zustand geraten; viele von ihnen hatten auch vor der Krankheit schon eine Thuja-Konstitution.
Abgesehen von akuten Erkrankungen, die zu einer vorübergehenden Veränderung der Frequenz führen, ist ein Wechsel der konstitutionellen Schicht außerhalb von homöopathischen Behandlungen ungewöhnlich. Es kommt allerdings gelegentlich vor, daß ein Mensch spontan aus einem Konstitutionstyp »herauswächst« und in einen anderen wechselt. Das passiert vor allem während der Kindheit, wenn einige Calcium- und Pulsatilla-Kinder sich in andere Typen verändern. Calcium carbonicum ist bei Kindern ein besonders häufiger Konstitutionstyp, und das heißt, daß viele Calcium-Kinder sich konstitutionell verändern, wenn sie älter werden. Dies ist keine pathologische Veränderung, und sie kann auch durch eine homöopathische Verordnung nicht rückgängig gemacht werden, es sein denn, das vorherige Stadium beinhaltete eine Pathologie, die nicht geheilt, sondern unterdrückt wurde. Viele Kleinkinder durchleben ein Pulsatilla-Stadium, wenn sie zwischen ein bis zwei und vier Jahren alt sind. Auch hier wächst die Mehrheit dieser Pulsatilla-Kinder im Alter von etwa fünf Jahren in andere Konstitutionstypen hinein. Nur sehr wenige bleiben im späteren Alter konstitutionell Pulsatilla.
Potenzen und Verschlimmerungen
Nach meiner Erfahrung ist die 10M-Potenz die effektivste, wenn es darum geht, dauerhafte psychische Verbesserungen zu erzielen, und ich gebe sie in den meisten Fällen, in denen eine psychologische Pathologie vorliegt, es sei denn, die Patienten sind körperlich zu schwach, oder es besteht die Gefahr einer ernsthaften Verschlimmerung der körperlichen Symptome. In solchen Fällen kann eine niedrigere Potenz schrittweise über einen Zeitraum von mehreren Monaten erhöht werden, um den Körper so weit zu stärken, bis er schließlich die höheren Potenzen ohne Risiko verkraftet. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß die LM-Potenzen den Patienten psychisch besser helfen als tiefe bis mittlere C-Potenzen. Wenn eine psychische Störung vorliegt und der Patient körperlich zu schwach für die 1M-oder 10M-Potenz ist, verordne ich deshalb meist eine LM-Potenz zur täglichen Einnahme. Dabei muß man nicht mit der LM1 beginnen, die oft zu schwach ist, um eine deutliche Veränderung zu bewirken. Als grobe Richtlinie kann man mit der LM3 beginnen, wenn eine C30 kein Risiko darstellen würde. Wäre die C200 unbedenklich, dann kann man mit der LM6 beginnen. Sobald der körperliche Zustand sich so weit stabilisiert hat, daß man eine 1M oder 10M geben kann, werden diese Potenzen die psychischen Symptome weiter bessern.
Ich habe es nicht erlebt, daß die 10M psychische Erstverschlimmerungen ausgelöst hätte, die gefährlich gewesen wären oder länger als vier Wochen gedauert hätten. Erhebliche Erstverschlimmerungen können jedoch vorkommen, wenn man die Potenz nicht schrittweise erhöht hat. Darauf sollte man den Patienten hinweisen, ihm aber auch versichern, daß dies ein Teil des Heilungsprozesses ist und daß es anschließend zu einer deutlichen Verbesserung der psychischen Symptome kommt.
Hinweise zur Fallaufnahme und Analyse der Geistessymptome
Alle Homöopathen haben ihren eigenen Stil bei der Fallaufnahme, und kein Stil ist an und für sich richtig oder falsch. Die folgenden Hinweise können dem Studenten der Homöopathie jedoch helfen, Fehler zu vermeiden, die häufig bei der Fallaufnahme und Analyse der Geistessymptome gemacht werden und oft dazu führen, daß man das falsche Mittel verschreibt. Ich werde auch einige Techniken darstellen, die ich für nützlich halte, wenn es darum geht, dem Patienten Informationen zu entlocken, die nicht gleich offensichtlich sind oder freiwillig berichtet werden; solche Informationen sindmanchmal von entscheidender Bedeutung, um das Simillimum herauszufinden.
Beginnen wir mit der Frage, welche Informationen wir aus dem ersten Eindruck gewinnen können, wenn wir beobachten, wie der Patient geht und sich hinsetzt. Wie immer kann der erste Eindruck
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