Psychologische Homöopathie
Typen bezeichnen. Gesunde Ignatias haben eine natürliche Autorität, die sich aus ihrem außergewöhnlichen Selbstbewußtsein in Verbindung mit ihrem scharfen Verstand ergibt. Sie sind gewöhnlich Freidenkerinnen, die von den tiefgründigsten und gleichzeitig fortschrittlichsten Ideen angezogen werden, und diese Ideen verfolgen sie oft wissenschaftlich oder beruflich. In meiner eigenen Praxis habe ich drei solche Ignatia-Frauen kennengelernt, die alle für den Rundfunk arbeiteten und alle Programme machten oder machen wollten, die das »Bewußtsein der Zuhörer wecken«, Eine dieser Frauen hatte Buddhismus an der Universität studiert und war auch Sanskrit-Studentin, und eine andere erforschte den kulturellen Einfluß der indischen Philosophie auf indische Frauen im 18. Jahrhundert. Wie viele Ignatia-Frauen fühlte sie sich herausgefordert, für die Rechte ihrer schwächeren Schwestern einzutreten, und war eine Art Feministin. Viele Ignatia-Frauen drücken feministische Ideen aus, denn sie sind mindestens so mutig und stark wie Männer, und sie geraten in Wut, wenn sie sehen, wie andere Frauen von Männern unterdrückt und beherrscht werden.
Unsicherheit und Launenhaftigkeit
Die meisten Ignatias erleben in der frühen Kindheit die eine oder andere Art von emotionalem Trauma. Ignatia ist so sensibel, daß sogar relativ »normale« Familienverhältnisse, die harmlos erscheinen, Unsicherheit hervorrufen können. So kann es beispielsweise vorkomrnen, daß die Eltern des Kindes sich zwar lieben, ihre Gefühle füreinander im Laufe der Jahre aber für selbstverständlich halten und ihre Zuneigung zueinander weniger zeigen. Das passiert bei den meisten Paaren, aber das sensible Ignatia-Kind empfindet so etwasvielleicht als Bedrohung (wenn auch nur unterbewußt), weil dem uneingeschränkten Strom der Liebe, den es braucht, irgend etwas fehlt. Ignatia-Kinder sind besonders anfällig für Verlassenheitsgefühle. Dabei ist es ein merkwürdiges Phänomen, daß Menschen, die mit einer Ignatia-Konstitution geboren werden, in ihrem Leben anscheinend Umstände anziehen, die zu einem dauerhaften Gefühl der Verlassenheit führen. Sie können zum Beispiel Waisenkinder sein und bei Pflegeeltern aufwachsen, die es zwar gut meinen, aber das Kind trotzdem nicht verstehen, oder ein Elternteil ist vielleicht kalt und unnahbar. Andere Kinder wachsen unter ähnlichen Umständen mit einer Natrium-Konstitution heran. Es scheint so, als seien die Konstitutionstypen schon vor der Geburt festgelegt und als würden die nachfolgenden Lebensbedingungen nur dazu dienen, mehr oder weniger gesunde Varianten des jeweiligen Typs hervorzubringen.
Ein Ignatia-Kind, das einmal tief verletzt wurde, wird nie wieder jemandem voll vertrauen. Um das verletzte Herz bildet sich eine Mauer oder eine Art Hornhaut, die mit jeder weiteren Verletzung, die das Leben bringt, immer dicker und fester wird. Diese Mauer der Abwehr drückt sich zunächst in Form von Ärger und Empörung aus, die jedesmal aufkommen, wenn Ignatia das Gefühl hat, daß sie zurückgewiesen, fallengelassen oder vernachlässigt wird (Kent: »Ärger–ausgelöst durch Widerspruch«). Die normalerweise liebevolle Ignatia kann dann zur Eiskönigin werden, und ihre zusammengepreßten Lippen und ihr eisernes Schweigen sagen in solchen Situationen genauso viel aus wie sonst bittere Beschimpfungen. Shakespeare hatte wahrscheinlich Ignatia im Sinn, als er den Satz prägte: »Keine Höllengewalt ist schlimmer als eine gekränkte Frau.« Wie Sepia, Nux und Lachesis kann sich die wütende Ignatia dann rächen (Kent: »Wut führt zu Gewalttätigkeit«), aber häufiger streicht sie den Menschen, der sie verletzt hat, aus ihrem Herzen und spricht nie wieder mit ihm. Ignatia neigt sehr zur Schwarzweißmalerei (und sie trägt diese Farben in der Tat häufiger als jede andere Frau). Entweder sie liebt, oder sie haßt, und wenn sie haßt, zieht sie es meist vor, sich emotional völlig vom anderen zu lösen, weil ihr Haß auf eine tiefempfundene Verletzung zurückgeht, die sie lieber vergessen möchte.
Das Ignatia-Kind drückt seine Unsicherheit in Form von Launen aus. Das kleine Mädchen ist vielleicht meist fröhlich, aber irgendeine Kleinigkeit, die ein weniger empfindsames Herz gar nicht bemerken würde, läßt das Gefühl des Ungeliebtseins aufkommen, das die Wurzel der Labilität von Ignatia ist. Vielleicht machen die Eltern viel Wirbel um den Geburtstag der Schwester, oder das Kind wird für eine besondere
Weitere Kostenlose Bücher