Psychologische Homöopathie

Herzkrankheit und Demenz im Heim lebte. Als sie immer verwirrter wurde, begann sie auf der Station herumzuwandern (Kent: »springt aus dem Bett«), wobei sie ständig vor sich hin murmelte, lachte und ihre Kleider auszog. Nur wenn wir sie zu überreden versuchten, sie solle wieder ins Bett gehen, wurde sie gewalttätig, biß, kratzte und schrie in den höchsten Tönen. Schließlich gab man ihr Beruhigungsmittel, und sie schrie, man wolle sie mit einer Giftspritze umbringen. Diese Art von Delirium wird in den älteren Arzneimittellehren genau beschrieben. Charakteristisch ist dabei, daß die Patienten herumwandern, vor sich hin murmeln, lachen, singen (besonders obszöne Lieder) und sich sexuell entblößen. Außerdem werden sie gewalttätig, wenn sie auf Widerstand treffen. Dieses Verhalten findet man überwiegend bei älteren verwirrten Menschen, aber während schizophrener Phasen kann es auch beijüngeren Hyoscyamus-Patienten auftreten.
    Bei Kindern sind die charakteristischen Züge von Hyoscyamus noch nicht so stark durch soziale Anpassung verschleiert; deshalb findet man bei ihnen die sexuellen und aggressiven Tendenzen nicht nur im Delirium. Wie Stramonium-Kinder sind sie meist hyperaktiv und aggressiv und können auf Widerstand mit Gewalt reagieren, aber nicht so stark wie Stramonium. Das Hyoscyamus-Kind gebraucht gerne Schimpfwörter (Kent: »fluchen«) und ignoriertmeist völlig, wenn es von Erwachsenen zur Ordnung gerufen wird. Trotzdem benehmen sich Hyoscyamus-Kinder im Sprechzimmer oft ganz anständig. Ein solches Kind, ein Junge von ungefähr zehn Jahren, war von der Schule suspendiert worden, weil er seine Klassenkameraden ständig ablenkte und sich auf der Toilette entblößt hatte. Er argumentierte wenig überzeugend, er habe vergessen, seine Hose wieder anzuziehen.
    Ich habe kleine Kinder erlebt, die in einen Hyoscyamus-Zustand gerieten, nachdem sie sexuell mißbraucht worden waren. Mißbrauchte Kinder werden oft sexbesessen. Ein solcher Junge, der im Alter von nur drei Jahren von seinem Babysitter mißbraucht worden war, wurde völlig sexbesessen. Er entblößte sich im Sprechzimmer, sagte sexuelle Schimpfworte und versuchte, die Geschlechtsteile seiner Mutter zu berühren. Außerdem war er aggressiv und gehorchte überhaupt nicht. Zudem hatte er ein Zwangsverhalten entwickelt; sein Spielzeug durfte nur in einer bestimmten Reihenfolge weggeräumt werden, und er bekam einen Koller, wenn man seine Wünsche nicht erfüllte. All das stand in völligem Gegensatz zu seinem früheren normalen Charakter. Nach einigen Dosen Hyoscyamus wurde er allmählich wieder er selbst.
    Einige wenige meiner Hyoscyamus-Patienten zeigten keine Anzeichen einer absonderlichen Mentalität. Sie zeigten hauptsächlich Züge einer intensiven Eifersucht, Wutgefühle und Panikattacken. Ihre Libido war sehr hoch, aber es gab keine Anzeichen von Exhibitionismus und auch nicht den Zwang, über Sex zu sprechen. Bei diesen besser integrierten Hyoscyamus-Menschen ist die Unterscheidung von Lachesis noch schwieriger. Im allgemeinen ist die Hyoscyamus-Frau weniger extrovertiert als die Lachesis-Frau (besonders wenn sie geistig relativ gesund ist), und sie neigt eher zu Wut und Panik. Natürlich helfen die körperlichen und Allgemeinsymptome, die beiden Mittel zu unterscheiden.
Körperliche Erscheinung
    Beim Gesicht von Hyoscyamus-Frauen kann man zwei Gruppen unterscheiden: Die eine hat ein rundes, molliges Gesicht mit ziemlich dicken Lippen, die andere hat ein viereckiges Gesicht mit hellen, runden Augen, von deren Winkeln oft feine Fältchen ausgehen. Viele Hyoscyamus-Frauen sind übergewichtig.

Ignatia
    Grundzug: Achterbahn der Gefühle
    Ignatia ist kein sehr verbreiteter Typ (Natrium kommt bei mir ungefähr 50mal häufiger vor als Ignatia), aber wenn der Homöopath erst einmal ein Gefühl für diesen Typ entwickelt hat, kann er ihn nicht mehr verfehlen.
Emotionale Intensität
    Das offensichtlichste Charakteristikum bei Ignatia ist die emotionale Intensität. Ignatia empfindet alle Emotionen – Ärger, Trauer, Freude, Liebe, Angst, Lust – mit einer Intensität, die es bei keinem anderen Konstitutionstyp gibt. In den meisten Fällen drückt Ignatia ihre Gefühle auch aus (bei der überwiegenden Mehrheit handelt es sich um Frauen), und deshalb gilt sie bei ihren Freunden und in der Familie als sehr emotionaler Mensch. Es gibt jedoch eine gewisse Tendenz, unangenehme Gefühle zu unterdrücken, und diese Tendenz wächst in dem Maße, in