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Psychologische Homöopathie

Psychologische Homöopathie

Titel: Psychologische Homöopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip M. Bailey
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Mutter-Kind-Beziehung, nur daß jetzt die ganze Welt seine Mutter ist, die ihn mit allem versorgt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. (Deshalb ist die Zahl der Lycopodium-Männer, die nicht arbeiten, überproportional groß.) Wie Phosphor erwartet Lycopodium, daß er mit seinen Spielchen davonkommt, weil er einerseits eine schnelle Auffassungsgabe hat und andererseits so charmant ist.
    Lycopodium zeigt seinen Opportunismus oft als Schürzenjäger. Romeo-Typen, die eine Frau nach der anderen vernaschen und sich immer abseilen, wenn Probleme auftauchen, sind sehr oft Lycopodium. Viele Lycopodium-Männer sind die reinsten Gigolos und verlassen sich darauf, daß sie Frauen um den kleinen Finger wickeln können, statt emotionale und berufliche Verpflichtungen einzugehen. Es ist nicht unüblich für einen Lycopodium-Mann, sich auf finanzielle Zuwendungen seiner Partnerin zu verlassen, wozu auch gehört, daß sie für seine Schulden aufkommt und ihn aus anderen selbstverschuldeten Miseren befreit. Im Gegenzug bietet er ihr sexuelles Vergnügen und eine angenehme Gesellschaft und geht davon aus, daß dies für die Frau ein annehmbares Geschäft ist.
    Der Gauner ist eine andere Variante des Lycopodium-Opportunisten, und viele Lycopodium-Gauner sind auch Schürzenjäger. Zu den Lycopodium-Gaunern gehören beispielsweise der zwielichtige Gebrauchtwagenhändler, der Schwarzhändler, der alles verkauft, was »vom Lastwagen heruntergefallen« ist, und andere Lebenskünstler jeder Art. Was sie abgesehen von ihrem Mangel an moralischem Bewußtsein gemeinsam haben, ist ein rascher, raffinierter Verstand, mit dem sie jede Gelegenheit ergreifen, eine schnelle Mark zu machen. Vor allem die kleinen Gauner sind höchstwahrscheinlich Lycopodium. Um ein großer Gauner zu sein, braucht man gute Nerven und einen rücksichtslosen Charakter, was nicht zu den typischen Lycopodium-Eigenschaften gehört. Der Lycopodium-Gauner mag gegenüber den Konsequenzen seiner Gaunereien auf einem Auge blind sein (alle Lycopodium-Typen werden gerne auf einem Auge blind, wenn es ihnen in den Kram paßt), aber er ist nicht kaltblütig genug, um einen Mord zu begehen, es sei denn, er wäre einer der körperlichen Prahlhanse, der eine Menge Wut im Inneren aufgestaut hat. Kleine Gauner gehen nach Möglichkeit den Weg des geringsten Widerstands, und das ist ein weiterer typischer Zug bei Lycopodium.
    Ein wunderbar humorvolles und exaktes Porträt des kleinen Lycopodium-Gauners findet man in der Gestalt des Gastwirts Thénardier im Musical Les Misérables nach dem Roman von Victor Hugo (die deutschen Liedtexte stammen von Herbert Kretzmer):
    Immer herein! Ich krieg Sie satt!
    Ich bin der beste Wirt in der Stadt.
    Die Konkurrenz panscht und betrügt,
    rechnet euch schwindlig, knausert und lügt.
    Selten finden Sie soviel Syrnpathie,
    ein Ehrenmann bin ich, drum beehr'n Sie mich!
     
    Ich bin Herr im Haus, schleimig und charmant.
    Halte meine auf und küsse Ihre Hand.
    Ich bring euch in Schwung, manchmal auch in Wut, meine Gäste lieben mich als Tunichtgut.
    Alles gäb ich her für Freunde, aber wie ein jeder weiß:
    Gehört dir nichts, dann biste gar nichts,
    jedes Ding hat seinen Preis.
    Ich bin Herr im Haus, ich bin hier Dompteur.
    Nehm euch einen Sou ab oder auch mal mehr.
    Wasser in den Wein! Wenn ihr nicht mehr steht,
    krall ich euren Klunker, weil ihr doppelt seht!
    Waren Sie mit mir zufrieden? Hat's euch wieder Spaß gemacht?
    Für euch tu ich doch alles, aber wartet, wer als letzter lacht!
    Ich bin Herr im Haus, wer's auch immer sei,
    keiner kommt an diesem Schwadroneur vorbei.
    Bei den Armen groß, bei den Reichen klein,
    jedem Kunden will ich Freund fürs Leben sein.
    Jeder möchte mit mir trinken, jeder mag mein Fuchsgesicht —
    Aufschlag für die Laus, Extra für die Maus,
    zwei Prozent sind Stufengeld fürs Treppenhaus.
    Zeiten sind brutal, Schulden sind horrend,
    bei geschloss'nem Fenster schlafen: drei Prozent!
    Gott diktiert mir nicht die Preise – da gibt's eine Menge Tricks!
    Wie das immer mehr wird, wie die Börse leer wird,
    nein, nicht nur die Kosten sind hier fix!
     
    (Madame Thénardier, die Frau des Gastwirts:)
    Ich träumte oft, ein Prinz wollt mich entführ'n …
    warum im Himmel mußt mir san Kerl passiern?!
    Der und Herr im Haus? Selten so gelacht!
    Stammtischphilosoph, der nichts als Bockmist macht!
    Taschendiebgehim, glaubt, er hätt' Esprit.
    Glaubt, er wäre gut im Bett, bloß ICH rnerk's nie!
    Welcher böse Dreh des Schicksals gab

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