Psychologische Homöopathie
mir statt 'nern Pelz 'ne Laus?
Was hab ich erduldet neben diesem Bastard hier im Haus!
Nicht alle Lycopodium-Typen sind skrupellos, aber die meisten sind bis zu einem gewissen Grad opportunistisch. Wie Sulfur schmieden einige ständig große Pläne, um schnell reich zu werden, die ausnahmslos zunichte gemacht werden. Andererseits haben viele Lycopodium-Typen genug »Köpfchen«, um ein profitables eigenes Geschäft aufzubauen, indem sie Marktlücken nutzen und Werbung und Geschäftsverbindungen geschickt ausnutzen. Der durchschnittliche Lycopodium hat wie der durchschnittliche Natrium etwas von einem Kämpfer. Am liebsten hätte er einfach ein leichtes Leben, aber er weiß, daß er dafür kämpfen muß. Zwar genießt er diesen Kampf nicht wie Nux, und er nimmt auch nicht wie Sulfur an, daß er immer erfolgreich sein wird. Aber er ist vernünftig genug zu wissen, daß es der Mühe wert ist, und er hat genug Verstand und Geschick im Umgang mit Leuten, um schließlich sein Ziel zu erreichen.
Da wir gerade bei Lycopodium-Geschäftsleuten sind, möchte ich einen Fehler erwähnen, den einige unerfahrene Homöopathen machen. Viele Lycopodium-Geschäftsleute sind von ihrer Arbeit ziemlich besessen und wirken im Sprechzimmer wie echte Draufgänger, die vor Selbstvertrauen strotzen. Dadurch kann sich der Homöopath in ihnen täuschen und Nux vomica verschreiben, das jedoch nicht wirkt. Die Unterscheidung kann subtil und schwierig sein, besonders wenn die körperlichen Symptome bei beiden Mitteln vorkommen, was oft der Fall ist (etwa Verdauungsstörungen bei Streß). Ich finde es gewöhnlich hilfreich, dann zu fragen, welchen Charakter der Patient als Kind hatte. Sehr oft wird der selbstbewußte Lycopodium dann zugeben, daß er Prüfungsängste hatte oder daß er seine Fähigkeiten als Kind unterschätzt hat, auch wenn er für die Gegenwart keine Schwächen einräumt. Auch wenn man fragt: »Wovor haben Sie im Leben die größte Angst?«, wird man überrascht sein, wie viele selbstbewußte, erfolgreiche Lycopodium-Typen antworten: »Daß ich mein Leben vergeude« oder »Daß ich keinen geschäftlichen Erfolg habe«. Solche Gedanken würden Nux vomica nie in den Sinn kommen.
Der durchschnittliche Lycopodium ist kein ausgemachter Romeo, aber er wird oft etwas von einem sexuellen Opportunisten haben. Dabei geht es vielleicht nur darum, mit Mädchen zu flirten oder sie in den Hintern zu kneifen. Auf der anderen Seite wird der verheiratete Lycopodium-Mann eher als andere den Versuchungen einer Affäre erliegen, wenn er seine Frau erst einmal als selbstverständlich betrachtet. Es ist nicht so, daß er sie nicht lieben würde. Auf die ihm eigene, freundliche und distanzierte Weise tut er das immer noch, aber der Nervenkitzel einer neuen Affäre erweist sich vielleicht als unwiderstehlich.
Beim Stichwort Romeo paßt es ganz gut, kurz auf die Sexualität von Lycopodium einzugehen. Lycopodium ist bei diesem Thema besonders empfindlich, weil es viel mit dem allgemeinen Problem der Unfähigkeit zu tun hat. Die meisten Lycopodium-Männer sind nicht impotent, aber viele haben Angst davor, was nur ein weiterer Aspekt der allgemeinen Versagensangst ist. Der durchschnittliche Lycopodium hat eine ziemlich starke Libido und schwelgt gerne in sexuellen Phantasien, wenn er gerade keine Partnerin hat (und auch wenn er eine hat). Die mehr körperlich orientierten Typen wie der körperliche Prahlhans und auch einige der Romeos genießen Sex am liebsten jede Nacht und können ihre Partnerin verlassen, wenn sie unbefriedigt sind. Die intellektueller orientierten Lycopodium-Typen haben eine eher durchschnittliche Libido, die aber immer noch recht stark ist. Wie auch andere Konstitutionstypen können Lycopodium-Männer während des Geschlechtsverkehrs Schwierigkeiten mit der emotionalen Intimität haben. Das ist nur eine weitere Version der »Vorliebe für die Leute im Nebenzimmer« – nah, aber nicht zu nah.
Die meisten Lycopodium-Männer überbewerten ihre sexuelle Kraft etwas, oder sie sind übermäßig besorgt darum. Vielleicht war ihre Libido in früheren Jahren sehr stark, und wenn sie dann etwas gemäßigter wird, interpretieren sie das als Zeichen nachlassender Manneskraft und machen sich Sorgen, wohin diese Entwicklung noch führen wird. Wenn sie tatsächlich Schwierigkeiten haben, eine Erektion zu halten, oder wenn es zur vorzeitigen Ejakulation kommt, was den meisten Männern irgendwann im Leben passiert, besonders wenn sie unter Streß
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