Psychosomatische Homoeopathie
persönlicher Vorgang, und je nachdem, ob Menschen nun meinen, nur durch Schulmedizin oder nur durch sanfte Medizin oder nur durch eine neue Liebesbeziehung oder einen Ortswechsel gesunden zu können, ist das zu respektieren, solange es denn auch wirklich zur Heilung führt.
Homöopathika wirken wie „richtige“ Arzneien
Ich bin der Meinung, dass homöopathische Arzneien wirklich Arzneien sind, und ich behaupte das aus der eigenen Erfahrung.
Der erste Punkt ist hier die Tatsache, dass die Gabe einer Hochpotenz einer Arznei bei Patienten mitunter Wirkungen hervorruft, die genau in das Arzneimittelbild dieser Arznei passen, und das bei Patienten, die diese Wirkungen nicht erwarten konnten, weil ihnen das Wissen fehlte. Wenn es also so sein soll, dass in den Kügelchen „nichts“ mehr drin gewesen ist, wie erklärt man sich das Auftreten charakteristischer Beschwerden? Ebenso ist es schwierig, Worte für den Vorgang zu finden, dass man schon beim Eintreffen des Patienten in der Praxis Hinweise bekommt, welches Mittel gebraucht werden könnte. Und dann passt auch alles, was der Patient erzählt, zu diesem Eindruck, der ganz klar zu diesem Mittel passt. Sowohl mit Gedanken als auch aus dem Bauch heraus würde man ihm dieses Homöopathikum geben – und siehe da, es wirkt dann auch. Genauso gibt es Situationen, in denen man auch noch nach zwei Stunden nicht weiß, welches Mittel hier eingesetzt werden müsste – und was man dann wählt, hat auch nur selten Erfolg, sondern ruft höchstens Prüfsymptome dieses Mittels hervor.
Manchmal begegnen einem Menschen, die schon voller Hoffnung und Eifer homöopathische Mittel durchprobiert haben – ohne die geringste Wirkung zu erleben. Sie haben oft schon mehrere Therapeuten „durch“, in die sie anfänglich große Hoffnung gesetzt haben. Wenn ich ihre Beschwerden höre, verstehe ich, warum diese Mittel keine Wirkung hatten. Wenn nun meinerseits ein Erfolg gelingt, kann ich nicht glauben, dass es dafür nur psychologische Gründe geben soll, denn der Erfolg ist auch aus dem Vergleich zwischen besser oder schlechter passenden Arzneien erklärbar.
Nehmen wir als Beispiel einen Säugling, der seit Monaten jede Nacht wach war. Ich probierte zuerst die für diese Fälle übliche Arznei, Magnesium phosphoricum, und dann Sulfur und Lycopodium, weil ich dachte, dass sie zu dem Kind passen könnten. Dann fiel mir auf, dass ich die Großmutter, die Mutter und den Onkel des Kindes bereits erfolgreich mit Agaricus muscarius behandelt hatte, und gab dieses Mittel mit. In der folgenden Nacht schlief der Säugling erstmals durch, und in der Folgezeit meistens auch. Er war insgesamt ruhiger und zuckte auch nicht mehr, wie vorher. Diese Veränderung lässt sich mit dem Arzneimittelbild von Agaricus muscarius, wie es in einschlägigen Werken beschrieben ist, vereinbaren. Vertretern der Placebo-Theorie muss man schon die Frage stellen, ob ein Baby in diesem Stadium der Hirnreifung überhaupt fähig ist, Heilwünsche zu entwickeln. Ich kann in diesem Fall weder an Suggestion noch an Zufall glauben.
Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass ich bei mir selbst im Erkrankungsfall mitunter schon fünf oder gar zehn Mittel vergeblich probiert habe, bis dann ein Mittel schlagartig und mit charakteristischen Heilreaktionen anschlägt: wohliges Gefühl, Entspannung, Müdigkeit, vielleicht auch eine Ausscheidungsreaktion. Erst im Rückblick kann ich verstehen, warum ich gerade dieses Mittel gebraucht habe, und dass ichvorher wie blind war. Ich bin geneigt, das für eine Mittelwirkung zu halten, und bezweifle, dass man dergleichen Situationen rein psychotherapeutisch lösen könnte.
Zuletzt möchte ich von dem Pferd erzählen, das ich einmal homöopathisch behandelte. Es war ein noch junger Hengst, der von seiner Mutter stets bevorzugt wurde. Wenn andere Fohlen an die Futterkrippe wollten, stieß die Mutter sie weg und verschaffte ihrem Liebling den Vortritt. Später wurde versucht, den Hengst als Rennpferd einzusetzen. Aber immer, wenn er an der Rennbahn in die Startbox kam, erlitt er einen Herzanfall, bei dem sein Herz fast unkontrollierbar raste. Ich gab seiner Besitzerin einige Kügelchen Calcium carbonicum mit, ein wichtigstes Mittel gegen Heimweh. Sie schob es dem Hengst am nächsten Tag vor der Fütterung ins Maul. Einige Tage später brachte sie ihn wieder zur Rennbahn, und siehe da: Er hatte kein Herzrasen mehr, wirkte ruhig und lief ein tolles Rennen. Diese Geschichte ist nur eine von
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