Psychosomatische Homoeopathie
beginnt. Genauso halte ich es für gut, bei Rückenschmerzen durch Kälte, bei Blutdruckschwankungen oder Wassereinlagerungen im Körper Natrium muraticum D12 anzuwenden.
Natrium-muriaticum-Typen definieren sich über die Leistung, die sie in der Arbeitswelt bringen, und streben im Urlaub am liebsten ans Meer, das für sie Freiheit bedeutet – fast so, als suchten sie instinktiv das in der Meeresbrandung verwirbelte, „homöopathisch zubereitete“ Salz als Arznei. Meist kommt es dann auch in den ersten Tagen zu einer „Erstreaktion“ mit einem Atemwegsinfekt, bevor Erholung eintritt.
Natrium sulfuricum (Glaubersalz)
Polychrestpunkte: 3
Vorwiegend für Männer
Ein 69-jähriger ehemaliger Lehrer wurde von seiner Frau wegen seines hohen Blutdrucks in meine Praxis geschickt. Er nahm drei verschiedene Blutdrucksenker ein und hatte immer noch unbefriedigende Werte, die manchmal sogar krisenhaft bis 200/120 mm Hg anstiegen. Der Bluthochdruck hatte sich erst nach der Pensionierung eingestellt. Dass er sich bereits seit Jahren im Ruhestand befand, merkte man dem Patienten nicht an. Er sprach etwas zu laut und aufgeregt und wirkte in allem, was er tat, hastig und wie auf dem Sprung. Körperlich war er vital und trieb gerne Sport. Ansonsten las er viel und liebte klassische Musik. Er vertiefte sich gern in detaillierte Berichte über medizinische Sachverhalte und war an allem interessiert. Zu dem Bluthochdruck kam eine Neigung zu Durchfällen mit Blähungen nach dem Essen sowie Rückenbeschwerden, die meist in der Übergangszeit bei Unterkühlung auftraten. Mehrmals im Jahr litt er außerdem an einer Bronchitis mit gelblichem Auswurf. Diese Konstellation bestärkte mich, ihm Natrium sulfuricum C200 zu verabreichen. Der Erfolg war für ihn erstaunlich. Der Blutdruck bewegte sich wochenlang im Normalbereich bei 120/80. Im Laufe der nächsten zwei Jahre gelang es uns, die Blutdrucksenker stufenweise in der Dosis zu verringern und schließlich abzusetzen. Die Gabe von Natrium sulfuricum wurde dabei mehrmals im Abstand von Monaten wiederholt. Der Patient führte diesen Behandlungserfolg vor allem darauf zurück, dass er die „Gelassenheit entdeckt“ hatte. Auch die übrigen Beschwerden hatten sich in diesem Zeitraum zurückgebildet.
Der in unserer Gesellschaft recht häufig gewordene homöopathische Natriumsulfuricum-Typ zeichnet sich durch Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz aus und ist der geborene Macher und Manager.
Ein interessanter Fall war auch ein 53-jähriger Politiker, dessen Frau eines meiner Bücher gelesen und darin die Aussage gefunden hatte, man könne mit homöopathischen Mineralsalzen auch kosmetische Wirkungen erzielen. Ob man auch etwas gegen starke Tränensäcke und heftiges Schwitzen machen könne? Beides warenProbleme, die ihrem Mann bei seinen öffentlichen Auftritten zu schaffen machten – vor allem, weil es mit seinen Chancen, noch einmal gewählt zu werden, eher schlecht stand. Viele Parteigenossen empfanden ihn nämlich auf dem absteigenden Ast. Gerade deshalb sei bei ihrem Mann auch „der große TÜV“ fällig, derjahresgesundheitscheck, den er einige Jahre lang vernachlässigt habe. Es dauerte aufgrund der großen Arbeitsbelastung ihres Mannes eine Weile, bis ein Termin für diesen Gesundheitscheck gefunden werden konnte, und dieser musste dann auch noch aufgrund der großen Zeitnot – man befand sich mitten im Wahlkampf – in Minutenschnelle vor sich gehen. Die labortechnische Abklärung ergab eigentlich nur eine leichte Stoffwechselüberlastung, einen etwas erhöhten Blutdruck von 165/100 und die klaren optischen Zeichen einer Natriumstörung: Schwellung der Unterschenkel, aufgedunsen wirkende Haut und aufgetriebener Bauch. Nach der Antlitzdiagnostik lag eindeutig ein Bedarf an Natrium sulfuricum vor. Der Kopf war rundlich, die Gesichtshaus gerötet und gequollen. Neben den schon erwähnten Tränensäcken wies der Patient die Rötung vor allem im Bereich der Nase auf, mit einigen geplatzten Äderchen. Man hätte hier mit Natrium muriaticum beginnen können und bestimmt auch Heilwirkungen erzielen können, doch schon der Beruf des Politikers, das Hastige, das Nachlässige und das Selbstbewusste seines Auftretens schienen mir typische „sulfurische“ Eigenschaften zu sein. Also beschloss ich, dass man mit einer Kombination aus Natrium und Sulfur gut im Spiel war. Ich gab ihm noch kurz vor dem Weggehen Natrium sulfuricum C200. Einige Wochen später rief mich seine Frau an und meinte, er
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