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Psychosomatische Homoeopathie

Psychosomatische Homoeopathie

Titel: Psychosomatische Homoeopathie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Rieger
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starke Blutdruckabfälle erlitten, dass sie auf offener Straße zusammengebrochen war. Eine andere Dosierung des Mittels und der Wechsel auf ein anderes Medikament hatten nichts gebracht. Ein Bericht in einem Ratgeber brachte sie auf die Idee, dass sie womöglich an einer Schilddrüsenstörung leiden könnte. So kam sie in meine internistische Praxis, um diese Frage abklären zu lassen. Ich sagte ihr, dass man aus homöopathischer Sicht ihren Fall eher als eine Natriumstoffwechselstörung bezeichnen würde. Natrium befördert Flüssigkeit von einem Gewebe ins andere und ist bei der Regulierung des Blutdrucks beteiligt. Für eine Natriumstörung sprach auch die Gesichtshaut der Patientin, die geschwollen wirkte und grobporig – wie von Gelatine bedeckt, wie Antlitzdiagnostiker wie Hickethier das formulierten. „Leiden Sie eigentlich an Wassereinlagerungen?“ fragte ich die Patientin. Sie verneinte. „Wenn Sie joggen an warmen Tagen, ist es da nicht so, dass Ihnen dann die Hände auffallend anschwellen?“ Sie überlegte. „Das stimmt eigentlich, das habe ichschon gehabt.“ „Und wenn Sie länger sitzen und sich an die Fußknöchel greifen, ist Ihnen da manchmal aufgefallen, dass die geschwollen sind?“ „Ja, schon, das sind bei mir die Venen“, sagte sie. Ich schüttelte den Kopf. „Natriumverteilungsstörung?“ fragte sie. Ich nickte.
    Natriumchlorid kommt in allen Körperflüssigkeiten und Geweben vor. Es reguliert die Wasseraufnahme und Wasserabgabe der Zellen. Störungen des Natriumhaushaltes zeigen sich durch Kältegefühle längs des Rückgrates, an Händen und Füßen und ein aufgedunsenes Gesicht mit glänzender, großporiger Haut.
    Nach der Einnahme von Natrium muriaticum C200 schlief sie zu Hause drei Stunden lang und wachte erfrischt auf. Sie merkte in den folgenden Tagen, dass sie ungewöhnlich häufig Wasserlassen musste und dass dabei ihr Gesicht schmaler wurde. In den nächsten drei Wochen hatte sie, obwohl sie auf mein Anraten das Blutdruckmittel abgesetzt hatte, einen eher niedrigen Blutdruck von 120/70. Danach erhöhten sich die Werte wieder, worauf ich ihr Natrium muriaticum D12, 5 Kügelchen täglich verordnete. Über die nächsten Monate führte das zu einem normalen Blutdruck und einer Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit. Auch der Schlaf wurde länger und tiefer. In der Folge ließ dann aber die Wirkung nach, und vier Monate später setzte ich die Therapie mit Natrium sulfuricum D12 erfolgreich fort.
    Viele Menschen, die diese Arznei brauchen, leiden unter Krankheiten, die sich aufgrund einer problematischen Beziehung zur Mutter entwickelt haben. Den Beginn setzt oft die Geburt eines weiteren Kindes und die Hinwendung der Mutter zum Jüngeren. Hier kann folgende Geschichte über einen 37-jährigen Mann mit einer Pollenallergie als Beispiel dienen. Als ich ihn fragte, wann er das erste Mal in seinem Leben diese Beschwerden hatte, erzählte er mir, wie er als 16-jähriger eine Wiese im Gartenbaubetrieb seiner Eltern hatte mähen müssen. Es war in den Pfingstferien, als seine Mutter meinte, er habe ja nun schulfrei und könne eigentlich auch „seinen Teil“ in der Firma leisten. Nach einer hitzigen Diskussion mit seiner Mutter ging er dann anschließend auf die Wiese und schwang missmutig die Sense, musste aber schon kurze Zeit darauf aufgrund heftigen Niesens damit aufhören. Die Psychosomatik war hier klar erkennbar: Die Krankheit diente ihm als willkommener Vorwand, die ungeliebte Arbeit einstellen zu können, und da jeder weitere Versuch, im elterlichen Betrieb zu arbeiten, zu einer Ausweitung der Allergie führte, musste seine Mutter ihre Pläne begraben, ihn zum Firmennachfolger zu machen. Also sollte er nun studieren, obwohl dies eigentlich für seinen jüngeren Bruder vorgesehen gewesen war. In mehreren Gesprächen mit meinem Patienten kristallisierte sich heraus, dass ihn die Allergie vor dem Weg bewahrt hatte, dem ihm die Mutter aufdrängen wollte. Seit der Geburt seines jüngeren Bruders lebte er mit der Empfindung, dass ihm dieser vorgezogen würde, und im Laufe der Jahre hatte sich dadurch die Beziehung zu seiner Mutter immer mehr verschlechtert.
    Als wir nun auf dieses Thema gekommen waren, wunderte es mich, wie stark es denPatienten noch beschäftigte. Er erzählte mir zahlreiche Ereignisse aus seiner Kindheit, mit denen er die Erbitterung über ungerechte Behandlung, die er immer noch fühlte, illustrierte. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, bei Menschen, die sehr

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