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Pubertaet fuer Anfaenger

Pubertaet fuer Anfaenger

Titel: Pubertaet fuer Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Sobel , Alfred Sobel
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Geschrei und Nervenzusammenbrüchen.
    Andererseits: Waren Sie nicht glücklich über die ersten Worte und Sätze Ihres Kleinkindes, sowie etwas später über die philosophischen Gespräche mit den großen Kleinen am Küchentisch? Wie froh waren Sie, als Ihr Kind, statt zu heulen oder zu brüllen, sich endlich mit Worten verständlich machen konnte!
    All diese Augenblicke der sonnigen Vertrautheit und der verschwörerischen Komplizenschaft, sie sollen von jetzt an tatsächlich nicht mehr den gemeinsamen Alltag bestimmen? Noch gestern waren Sie doch der Held oder die Königin im Leben Ihres Kindes, und Ihr Wille war Gesetz.
    Wo ist sie hin, diese gute, alte Zeit? Grämen Sie sich nicht, denn ab jetzt gilt auch: Ihr Pubertist hat endlich die Probleme, die für Sie ebenso interessant sind, wie zum Beispiel Schönheitspflege, Aussehen, Verhütung, Umgang mit Geld, Auswahl des Fitnessstudios oder die angesagteste Kleidung. Da macht es doch richtig Spaß, Gespräche über ausgewählte Highlights zu führen.
    Nicht nur die Themenvielfalt ist bei Gesprächen mit Jugendlichen beachtlich. Endlich werden wirkliche Probleme erschöpfend behandelt, wie etwa das Wegtragen des Mülls, die Bedeutung von Schulbildung für das weitere Leben, der Fleischkonsum und Klimawandel sowie der Sinn des Lebens. Dabei wissen Teenager über alles bestens Bescheid und vertreten bereits vehement fundierte Meinungen. Mag das Thema auf den ersten Blick wenig ergiebig bis langweilig erscheinen, Jugendliche entdecken schnell global-galaktische Zusammenhänge oder beziehen das alltägliche Verhalten ihrer Eltern in die Diskussion mit ein.
    Es wundert nicht, wenn manche Eltern Pubertistengesprächen mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Oft beginnen diese mit grundsätzlichen Feststellungen wie »Ihr habt echt keine Ahnung!« oder »Wieso immer ich?« und enden mit qualifizierten Aussagen wie »Ihr seid doch alle Luser!« oder »Ich hasse euch!«.
Hohe moralische Standards
    Kleine Fehler, wie falsche Mülltrennung oder gelegentliche Notlügen der Eltern, brennen sich für immer in das Gedächtnis eines Teenagers ein, um die Nichtsahnenden bei passender Gelegenheit damit zu konfrontieren. Beispielsweise, wenn der gute alte Schulfreund, heute ein scharfsinniger Zollbeamter, vom Nachwuchs über die schwarzarbeitende nette Putzhilfe und das fehlende Gerechtigkeitsempfinden der Eltern informiert wird: »Hanna ist natürlich nicht angemeldet, aber dafür regen sich meine Eltern tierisch auf, wenn ich ab und zu schwarzfahre. Das ist voll krass ungerecht.«
    Der moralische Standard liegt hierbei auf dem höchsten Niveau, der Dalai Lama ist im Vergleich zu Ihrem Teenager ein Mafioso und Mutter Teresa eine Lebedame.
    »Kinder sind ein Trost im Alter und ein Mittel, es rascher zu erreichen.«
    Rudolf Fernau | deutscher Schauspieler, 1898–1985
    Apropos Moral: Für anregende Diskussionen mit Pubertisten eignet sich ganz besonders das Thema Essen. Denn eines Tages entdecken Teenager, dass die Milch nicht aus der Tüte und das Fleisch nicht aus der Tiefkühltheke kommt, sondern von lebenden Tieren.
    Da reicht es nicht mehr, wenn Sie beim Einkaufen auf artgerechte Haltung der Tiere achten und grundsätzlich »Bio« kaufen. Schätzen Sie sich glücklich, wenn Ihr Teenager bei Tisch über gesunde Vollkornnudeln oder zuckerfreien Biojoghurt mäkelt. Denn wesentlich unangenehmer ist es, wenn der Pubertist eines Tages entschlossen verkündet: »Ab heute bin ich Vegetarier, ihr Leichenfresser!« Auf diese Ankündigung folgen meist drastische und detaillierte Schilderungen über das Blutbad im Schlachthof. Wie nur leicht betäubte Schweine am Fließband in ein Brühbad getaucht oder bereits gerupfte Hühner maschinell geköpft werden, ist auch in einer grünen Broschüre nachzulesen, die der Schilderung Nachdruck verleihen soll.
    Während Sie mühsam mit Brechreiz kämpfen, breitet Ihnen Ihr Sprössling, der bisher ungeniert Hamburger und Steaks konsumiert hat, das ganze Elend industrieller Massentierhaltung aus, bis Sie geschockt stammeln: »Das habe ich nicht gewusst!«
    Auch wenn in den folgenden Tagen unter lautem Protest des uneinsichtigen jüngeren Bruders überwiegend vegetarisch gekocht wird: Es kommt noch schlimmer.
     
    Denn nicht viel später tut der Nachwuchs den staunenden Ernährern kund: »Ab heute bin ich Veganer, ihr Tiermörder!« Bevor Sie überlegen können, ob es sich hierbei um eine besondere Meditationsform handelt, erhalten Sie detaillierte

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