Pubertaet fuer Anfaenger
Schilderungen über Hühner in Käfigbatterien, die sich gegenseitig die Eingeweide aus dem Körper picken, und hormonverseuchte Hochleistungsmilchkühe, die depressiv in ihren Massenstallungen dahinvegetieren. Das alles ist jetzt in einer gelben Broschüre nachzulesen, die der Schilderung Nachdruck verleihen soll und dazu auffordert, keine tierischen Produkte mehr zu verwenden. »Ab heute boykottiere ich Milch, Butter, Eier, Fisch, Leder, Daunen, Wolle sowie Kosmetika mit tierischen Inhaltsstoffen, Ihr Tierquäler!«, stellt der angehende Tierrechtler in einem Ton fest, der keinerlei Widerspruch duldet.
Wenn Sie gehofft haben, das Thema Essen sei nun erledigt, dann haben Sie sich getäuscht, denn Pubertät bedeutet, extrem und rigoros zu argumentieren und ebenso zu leben. »Ab heute bin Frutarier, ihr Pflanzenmörder!«, verkündet ein blasser Heranwachsender Tage später. Immerhin beruhigt es Sie, dass er keine dubiose Rassentheorie vertritt, sondern nur jegliche pflanzliche Nahrung ablehnt, die mit dem Tod einer Pflanze verbunden ist. Das alles ist nun in einer roten Broschüre nachzulesen, die der Schilderung Nachdruck verleihen soll und dazu auffordert, nur Früchte, Nüsse und Blätter zu essen, um Pflanzen nicht zu töten oder zu verletzen. Wurde früher aus Gewissensgründen der Wehrdienst verweigert, sind es jetzt Heckenschneiden, Unkrautjäten und Rasenmähen.
Diskutieren Sie mit Ihrem Teenager angeregt über die Würde und die Rechte von Tieren, Pflanzen und Menschen. Notfalls müssen aber die Rechte und Pflichten aller Familienmitglieder bei Tisch per Vertrag geregelt und Propaganda in Wort, Schrift und Bild im Esszimmer verboten werden.
IMPULSE
EIN LEBENDIGER AUSTAUSCH
Haben Sie auch manchmal den Eindruck, dass Ihr Teenager und Sie aneinander vorbeireden, egal um welches Thema es sich handelt? Um einander wirklich zu verstehen, sind zwei Aspekte besonders wichtig:
Aktives Zuhören, um das Anliegen des anderen wahrzunehmen. Wenden Sie sich Ihrem Gesprächspartner mit dem Körper zu und suchen Sie Blickkontakt. Stellen Sie Fragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Diese können auch Impulse für Ihren Teenager sein, selbst nachzudenken und Lösungen zu finden: »Was ist deine Meinung dazu?«, »Welche Lösung wäre möglich?«, »Was genau stört dich an der Situation?« Wiederholen Sie gelegentlich mit eigenen Worten, was Sie verstanden haben. Das schafft Vertrauen und die Möglichkeit, eine Situation aus der Perspektive des anderen zu betrachten. Erfragen Sie, welcher Wunsch sich hinter einem Vorwurf verbergen könnte.
Ich-Botschaften, mit denen Sie eigene Anliegen und Bedürfnisse aussprechen, ohne zu beschuldigen oder zu bewerten, sodass der Jugendliche keine Abwehrhaltung einnehmen muss. Eine Ich-Botschaft schließt stets die Beschreibung einer Tatsache sowie die damit verbundenen eigenen Gefühle ein. Daran kann noch eine ausdrückliche Erwartung/ein Wunsch angeknüpft werden. Zum Beispiel: »Ich bin enttäuscht, weil unsere Vereinbarung nicht eingehalten wurde«, »Wenn wir nicht in Ruhe zusammen essen können, bin ich sauer, weil wir den Esstisch zur stressfreien Zone erklärt haben und ich möchte, dass unsere Absprachen gelten.« Es reichen wenige Worte, sonst schaltet der Nachwuchs auf Durchzug.
Nicht immer werden Sie eine Verständigung erreichen. Bleiben Sie trotzdem am Ball! Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Argumente, wenn sie gut sind, eine Langzeitwirkung haben werden. Das gilt umgekehrt auch für die Argumente Ihres Kindes.
ELTERNFREIE ZONE: PUBERTISTENZIMMER
Zu Beginn der Pubertät liegt oft eine Antriebsschwäche vor, wenn es um die altersgemäße Ausstattung der Wohngrotte des Teenagers geht. Helfen Sie Ihrem Pubertisten dabei, sich in seinem Zimmer wohlzufühlen. Während er darin nach Herzenslust apathisch herumhängt oder sich tödlich langweilt, sollte auch das Ambiente stimmen. Es kann zu lebenslangen Schäden führen, wenn ein Teenager in pubertätsfeindlicher Umgebung sein junges Leben fristen muss!
Entwickeln Sie Stilempfinden
Mit einer Herzchen-, Clowns-, Benjamin-Blümchen- oder Äpfelchentapete, einem Hochbett-Baumhaus samt Rutsche und Schaukel oder einer Kuschelecke in seinem Zimmer kann ein Teenager schwer und dauerhaft traumatisiert werden.
Da der Homo pubertis Höhlenatmosphäre bevorzugt, sollten die Wände schwarz oder zumindest dunkel gestrichen sein. Helle Wände können notfalls auch mit Graffiti, Totenköpfen oder Schriftzügen besprüht werden.
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