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Pubertaet fuer Anfaenger

Pubertaet fuer Anfaenger

Titel: Pubertaet fuer Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Sobel , Alfred Sobel
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Situation reagieren.
    Ohne gefragt worden zu sein, ohne je eine Bewerbung abgegeben oder einen Einstellungstest bestanden zu haben, sollen Sie also plötzlich den Job der Pubertisteneltern ausüben. Dabei besitzen Sie weder eine Lizenz zum Erziehen noch einen Elternführerschein. Das kann nur schiefgehen. Zugleich wird Ihnen vom Nachwuchs versichert, dass Sie »out« bis »mega-out« sind, nichts »checken« und man sich von Ihnen ab jetzt gar nichts mehr sagen lässt. Wenn das nicht genug Motivation für eine gelungene Karriere als Pubertistenflüsterer ist! Die Art und Weise jedoch, wie Eltern an ihre neue Aufgabe herangehen, ist sehr unterschiedlich. Daher folgt hier eine ausgewählte Typologie heutigen Elternverhaltens. Sie kann Ihnen helfen, sich selbst besser einzuschätzen.
    »Die erste Hälfte unseres Lebens wird von den Eltern ruiniert, die zweite von den Kindern. «
    Clarence Darrow | US-amerikanischer Rechtsanwalt und Bürgerrechtler, 1857–1938
Die gut vorbereiteten Eltern
    Da Sie alles im Leben im Griff haben wollen, vermeiden Sie es, wie so viele andere Eltern ahnungslos in die Zeit der Pubertät zu schlittern. Bereits bei der Mitteilung der Schwangerschaft durch Ihren Gynäkologen notierten Sie noch in der Praxis in Ihrem Taschenkalender: »Achtung: in elf Jahren wahrscheinlicher Pubertätsbeginn.« Von diesem Tag an haben Sie sich gewissenhaft auf die Flegeljahre Ihres Sprösslings vorbereitet. Denn Sie ahnen bereits: Wenn ein Kind angeblich aus dem Gröbsten heraus ist, steht in Wirklichkeit mit dem Teenageralter das Allergröbste noch bevor.
    Sie nehmen sich fest vor, aus Ihrem Nachwuchs einen guten Pubertisten zu machen und gemeinsam mit ihm eine ereignisreiche Zeit zu erleben. Daher abonnieren Sie von Anfang an populäre pädagogische Fachzeitschriften wie »Brigitte« oder »Der Spiegel«. Sie besuchen Pubertätsvorbereitungsseminare beim Familienbildungswerk der Kirche, um für alle Fälle der Aufzucht, Haltung und Pflege eines Teenagers gewappnet zu sein. Sie machen sich bei anderen Eltern oder Freunden, im Fernsehen oder Internet kundig, wie Sie die Pubertätszeit überleben können.
    Nach den langen Jahren des Wartens ist dann eines Morgens der ersehnte Augenblick endlich gekommen. Sie erkennen ihn daran, dass Ihr Nachwuchs durch die Wohnung brüllt: »Fuck you all, ich hab es endlich geschafft: Seit 7 Uhr 10 bin ich in der Pubertät.« Das ist der Moment, auf den Sie hingearbeitet haben und den Sie, genau wie die ganze Pubertät, genießen sollten.
    Sie notieren in Ihrem Taschenkalender: »Heute früh endlich Pubertätsbeginn. Alles läuft nach Plan!« Als bestens vorbereiteter Pubertistenflüsterer werden Sie nun für schöne und abwechslungsreiche Flegeljahre Ihres Teenagers sorgen.
Die Spaßeltern
    Als Spaßeltern möchten Sie möglichst viel erleben. Auch in der Pubertät Ihres Kindes wollen Sie Spaß haben, und der Alltag soll weiterhin möglichst »easy« ablaufen. Dabei hilft Ihnen die morgendliche Erdung durch Tai Chi unheimlich.
    In Sachen Ordnung und Sauberkeit kommt es nicht zu Konflikten, da Sie wenig von diesen Sekundärtugenden halten. Statt behütende und spießige Gluckeneltern zu sein, sehen Sie sich als beste Freunde Ihres Teenies, denn Freundschaft ist besser als Elternschaft, klingt nach Spaß und nicht nach mühsamer Erziehung.
    Als Mutter sind Sie überzeugt, dass Ihre Tochter es schätzt, wenn Sie so jugendlich gekleidet sind wie sie und oft mit ihr shoppen gehen. Als Vater sehen Sie sich eher als großer Bruder, der ab und an Kontakte zu seinem Nachwuchs knüpft. Ansonsten suchen Sie das Weite, um eigenen Hobbys nachzugehen, denn Pubertät nervt.
    Einer Erziehung von Jugendlichen stehen Sie kritisch gegenüber. Sie haben aufgeschnappt, dass es Unfug ist, ab zwölf Jahren noch von Erziehung zu sprechen. Die meisten Fragen regeln Sie deshalb über die Hausordnung, wobei dieses böse Wort natürlich niemals fällt. Die wenigen Regeln, die lediglich den Alltag organisieren, werden gelegentlich neu ausgehandelt. Schließlich wollen Sie die Freiheit des Jugendlichen und Ihre eigene nicht einschränken.
    Als »Forever-young«-Eltern sehen Sie sich als lockere Berater und Lebensbegleiter des Pubertisten. Sie sind schon zufrieden, wenn Ihr Teenager nicht schwanger oder kriminell wird. Was auf den ersten Blick wie Bequemlichkeit, Lustlosigkeit und Desinteresse aussieht, sind aber Ihrer Ansicht nach Toleranz und Vertrauen in die Stärken des Nachwuchses. Sie zwingen niemandem

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