Pubertaet fuer Anfaenger
einen neuen Blick auf die Gegenwart und die damit verbundenen Probleme zu entwickeln.
Die Buddha-Eltern
Gehören Sie zu den Eltern, die bereits einmal die Pubertät eines nahen Angehörigen miterlebt haben? Herzlichen Glückwunsch! Sie wissen also, dass Sie mit einer schicksalsergebenen Haltung am besten überleben. Im Gegensatz zu Ihren Eltern haben Sie sogar Ihre eigene Pubertät unbeschadet überstanden. Nichts kann Sie mehr erschüttern, weil Sie eine heiter-gelassene Buddhanatur angenommen haben, an der alles abprallt.
Da Sie sich in den Phasen der Vor-, Hoch- und Spätpubertät bestens auskennen, wissen Sie alle Kapriolen einzuordnen. Wozu sich aufregen, es kommt, wie es kommt, und einer wird schon überleben. Ihr täglich gemurmeltes Mantra lautet: »It could be worse«, auch wenn manche Situation schon worser als worse erscheint.
Sie sind ein hoffnungsfroher Mensch, der fest davon überzeugt ist: »Irgendwann hat alles mal ein Ende.« Ändern können Sie ja sowieso nichts, da sich ein Pubertist meist immun gegen Erziehungsversuche zeigt. Deshalb dürfen Sie sich mit Pubertätsbeginn in Ruhe zurücklehnen. Genießen Sie es, Sie sitzen in der ersten Reihe. Von Ihnen können alle Eltern lernen. Mit Ihrer Gelassenheit erwerben Sie sich den Respekt, den Sie als Eltern verdient haben, und den Freiraum, Ihr Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.
CHECKLISTE
WAS SIE ALS BUDDHA-ELTERN KÖNNEN MÜSSEN
Abrupt wechselnde Launen und einen hohen Kreischfaktor, Türenschlagen und Totenstille ignorieren.
Bei verbalen Entgleisungen und Ausrastern weghören, exotische Kleidungsexzesse und das Chaos im Kinderzimmer übersehen.
Schlechte Schulnoten gelassen hinnehmen. Schließlich besitzen Sie bereits einen Schulabschluss.
Gut schlafen, auch wenn Ihr Teenager die Nacht zum Tage macht: Nicht Sie werden morgen früh todmüde sein.
Angriffe auf Ihren Lebensstil wie »So wie ihr will ich nicht leben!« ins Leere laufen lassen, indem Sie auf die Möglichkeit des Auszugs aus der Wohnung hinweisen.
Das Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit des Seins genießen, indem Sie sich aus allen Konflikten heraushalten.
Die perfekten Eltern
Als perfekte Eltern haben Sie genau die Eigenschaften, die Teenager besonders schätzen. Halbe Sachen gibt es bei Ihnen nicht. Wie Hubschrauber kreisen Sie ständig um Ihre Kinder. Wenn Sie schon welche in die Welt gesetzt haben, dann wollen Sie jetzt alles richtig machen. Elternsein ist schließlich Lebensaufgabe und Berufung.
Sie wissen, dass ein einziger Fehler in der Erziehung Konsequenzen für das gesamte Leben Ihres Nachwuchses hat. Dies haben Sie ja selbst am eigenen Leib erfahren durch die miserable Erziehung Ihrer eigenen Eltern, unter der Sie noch heute leiden. Deren Fehler werden Sie jedoch nicht wiederholen. Deshalb machen Sie alles anders, um Ihren Eltern zu zeigen, wie richtige Erziehung aussieht.
Endlich können Sie Ihre Erziehungsallmachtsfantasien ausleben, denn Sie fühlen sich für alles verantwortlich und zuständig. Nichts entgeht Ihrem wachsamen pädagogischen Blick, Sie fühlen sich als Förderer Ihres Teenagers. Durch die aufmerksame Lektüre von Erziehungszeitschriften und Ratgeberliteratur kennen Sie die neuesten pädagogischen Modetrends und können mühelos wechseln zwischen harter Disziplin sowie Freiheit und Selbstverantwortung.
Sie suchen sich das Beste aus verschiedenen Erziehungsstilen heraus. Ihre Lieblingssendungen im Fernsehen sind »Die Super-Nanny« oder »Teenager außer Kontrolle«, wo Sie sich daran erbauen, wie andere Eltern erbärmlich scheitern.
Sollte es jedoch mit der Erziehung nicht so klappen wie angestrebt, gibt es genug Schuldige in Ihrer Umgebung: Lehrer, Mitschüler, Großeltern oder Medien und Gesellschaft. Notfalls können Sie auch den Pubertisten selbst für den Misserfolg haftbar machen. Dann vergleichen Sie Ihr Kind mit erfolgreichen Geschwistern oder Freundeskindern. So einen Versager haben Sie nicht verdient.
IMPULSE
DEN ÜBERBLICK BEHALTEN
Viele Eltern fühlen sich überfordert von den Anforderungen, die Jugendliche in der Pubertät an sie stellen. Wo und wie müssen sie eingreifen? Ist in der Pubertät überhaupt noch Erziehung möglich?
Es stimmt: Eltern verlieren im Laufe der Pubertät für Jugendliche immer mehr an Bedeutung und besitzen immer weniger Einfluss. Vielleicht ist der Auftrag von Eltern jetzt mit der Aufgabe von Leitungskräften einer Firma zu vergleichen: Mitarbeiter motivieren, ihre Fähigkeiten entdecken und
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