Pubertaet fuer Anfaenger
kannst dich täglich bis aufs Blut mit deinen Eltern und deinen Geschwistern streiten.«
Helfen Sie Ihrem Nachwuchs, die Vorteile einer optimal ausgeschöpften Pubertät gegen die Nachteile abzuwägen, um zu zeigen, dass der Aufwand sich wirklich lohnt.
Nützen all die guten Argumente nichts und fällt der Heranwachsende weiterhin durch permanente Verhaltensunauffälligkeiten auf, ist es dringend geboten, aus der großen Vielfalt psychosozialer Angebote auszuwählen, die der Staat bereithält, etwa eine Familientherapie oder die Inanspruchnahme von Jugendhilfe und Schulpsychologen. Immer mehr ratlose Eltern stürmen Therapeutenpraxen oder einschlägige Beratungsstellen und klagen verzweifelt: »Unser Kind verweigert jegliche Pubertät. Was sollen wir nur tun?«
Auch Sozialarbeiter mit erlebnispädagogischer Zusatzausbildung können wertvolle Anregungen beisteuern. Notfalls ist auch ein Erziehungscamp im Westen der USA zu empfehlen, wo sich der Pubertist grundlegende Techniken in Ausrasten, Stimmungsschwankungen und Beleidigen abschauen kann.
Der Pubertätslangweiler
Sie haben aufregende Pubertätsjahre erwartet und erleben nun das: Statt eines aufsässigen, launischen und zickigen Auftretens ist Ihr Teenager lieb und anschmiegsam. Beim Fernsehen wird an Papas Schulter angekuschelt, am Sonntagmorgen ins elterliche Bett geschlüpft. Mit Mama macht das Backen immer noch Spaß, gelegentlich wird der Wunsch geäußert, wieder einmal gemeinsam zu basteln. Die Wäsche landet im Wäschekorb, das Zimmer ist sauber. Zum vereinbarten Zeitpunkt ist Anna zu Hause und geht sofort ins Bett. Mit Modelleisenbahn und Barbiepuppen wird weiterhin gespielt. Statt in die Disco geht’s zur Feuerwehr, statt zum Komasaufen geht Lukas zum Naturschutzbund und beobachtet Vögel.
Einen solchen Pubertisten zu haben ist für Eltern einfach nur peinlich. Immerhin hat er einige Pickel, Stimmbruch und Ansätze von Bartwuchs. Ihre Tochter findet sich hässlich oder zu dick, ist unglücklich verliebt und hat zu kleine Brüste oder einen zu dicken Po. Das sind erste Ansatzpunkte für eine gelungene Pubertät.
Bringen Sie den Pickeln und Stimmungsschwankungen viel Anerkennung und Wertschätzung entgegen. Vielleicht fehlt es nur an Anregungen und Fantasie, um die Pubertät kreativ zu gestalten. Erzählen Sie gelegentlich von Ihren wilden Teenagertagen. Ermuntern Sie auch die Oma, davon zu berichten. Woher sollen Jugendliche auch wissen, was Eltern in der Pubertät von ihnen erwarten?
Knüpfen Sie daran an, dass Ihr Pubertist stundenlang brav in seinem Zimmer sitzt und liest: Schenken Sie Ihrem Jungen die Memoiren von Rap-Star Bushido oder lassen Sie in Ihrer Wohnung die Musik bekannter Hip-Hopper wie King Zaza, Azad oder Baba Saad in voller Lautstärke erklingen. Harter Straßenslang voll Wut und Frustration will gelernt sein, wenn man nicht das Glück hatte, auf den Straßen eines sozialen Brennpunktes aufzuwachsen. Machen Sie es sich nicht zu einfach, falls Ihr Engagement nicht fruchtet, indem Sie behaupten, Ihr Kind sei renitent und schwer erziehbar.
Psychologisch bedenklich ist es, wenn Ihr Teenager Pubertätsstress vermeiden und einfach seine Ruhe haben möchte. Problem-armut verweist darauf, dass Konflikte nicht wahrgenommen oder gar verdrängt werden. Die unterdrückten Konflikte brechen später umso stärker durch und erfordern dann langwierige Therapien.
Geben Sie die Hoffnung nie auf: Vielleicht ist Ihr Kind ein Pubertisten-Schläfer. Aus der »hormonellen Schnarchtüte«, dem »ganz, ganz lieben Teenie« entwickelt sich dann doch noch eine Östrogenzicke oder Testosteronbombe. Erste Fortschritte sind gelegentliches Türschlagen, Widerworte und langes Verweilen im Badezimmer.
IMPULSE
HALT GEBEN, GRENZEN SETZEN
Sie sind zwar »lebenslänglich« Eltern, aber auch Eltern sollten mal Feierabend haben und sich bei einem Glas Wein oder einem Film entspannen können, am besten bei einer humorvollen Liebesgeschichte mit schöner Musik und Happy End. Doch dann rumpelt die Tochter die Treppe herunter und schimpft aufgebracht, weil das Lieblings-T-Shirt in der Wäsche ist. Nicht immer enden solche Geschichten mit einem Happy End. Gefühlschaos, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Unsicherheit und fehlende Motivation sind typisch für Pubertierende, denn das Gehirn wird umgebaut, und Hormone überschwemmen den Körper (siehe > ). So sind sich die Pubertierenden immer wieder selbst fremd, einem Ich ausgeliefert, das sich ständig
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