Pubertät - Und plötzlich reden sie nicht mehr mit uns. (German Edition)
ersten Impuls seines Herzens hören möge. Denn was von hier kommt, hat immer positive und erfolgreiche Auswirkungen für alle Beteiligten.
3. Von der eigenen Betroffenheit
Warum gestaltet sich die Zeit der Pubertät so schwierig und voller emotionaler Kämpfe? Warum können wir nicht vorsichtig miteinander umgehen und über alles reden? Warum sind unsere Kinder wie Kakteen, die ohne Vorwarnung Stacheln abschießen? Und warum sind sie so rücksichtslos und scheinen unsere bisherige Erziehung mit Füßen zu treten?
Um das zu verstehen, müssen wir einen Blick auf das Gefühlsleben des Heranwachsenden werfen. Die Pubertät bringt Energien, die dazu führen, dass die Kinder sich verstärkt anderen Personen zuwenden. Freunden und auch Jugendlichen des anderen Geschlechtes.
Alles, was ein Kind im Elternhaus an Umgang und Erziehung gelernt hat, wird jetzt erstmals aus eigenem Antrieb umgesetzt und gelebt. Mit den entsprechenden Erfahrungen. Entsprechend der vorgelebten Rollen im Elternhaus nähern sich Jugendliche einander und machen dabei nicht immer zufriedenstellende Erfahrungen. Die Natur des Menschen zwingt die Kinder in eine Kommunikation, sie fühlen sich in diesem Alter voneinander angezogen und spüren die Sehnsucht, von einer anderen Person bedingungslos angenommen zu werden. Sie wollen sich zeigen, wie sie sind, doch jahrelange Erziehung hat in ihnen Ängste, Blockaden und Minderwertigkeitsgefühle verankert, die im Umgang mit dem anderen Geschlecht besonders deutlich werden.
Pubertät ist eine Zeit, in der versucht wird, selbstständig aufzutreten und Anerkennung von Außen zu erlangen, was für jeden unterschiedliche Erfahrungen zur Folge hat. Es ist ein sehr sensibler Zeitraum. Das innere Gefühl dessen, wer man ursprünglich ist, und die reale Erfahrung, in welcher Weise man sich ausdrücken und zeigen kann, liegen oft weit auseinander. Man möchte selbstsicher wirken, ist es aber nicht. Man möchte anziehend sein, macht aber nicht diese Erfahrung. Oder man zeigt ein selbstsicheres Wesen, was auf materiellem Überfluss aufgebaut ist und weiß tief in sich, dass mehr Schein als Sein gelebt wird und das Kartenhaus jeden Moment einstürzen kann.
3.1. Zurückweisung als Chance für umfassendere Liebe
Pubertät ist aber auch eine Zeit, in der Menschen zu ihrem wirklichen Wesen erwachen (können). Meist stehen uns die Kindheitsprägungen im Weg und lassen uns nicht erleben, was wir intuitiv als unseren Lebensweg spüren. Und es wird einige Zeit brauchen, bis klar wird, dass Liebe und Anerkennung von anderen Menschen immer eine unsichere Sache sind. Diese Sehnsucht nach Akzeptanz bringt die Kinder immer wieder in unsere Nähe. Doch im nächsten Moment wird ihnen bewusst, dass sie nicht UNSERE Liebe wollen. Eine Liebe, die vielfach an Bedingungen geknüpft war und ist. Die ein bestimmtes Verhalten oder entsprechende Leistungen erfordert. Bis hierher kannten sie nur diese Welt. Jetzt wird ein Impuls im jungen Menschen spürbar, der besagt, dass es eine umfassendere Liebe gibt. Eine, die keine Forderungen oder Ansprüche stellt und immer verfügbar ist. Noch weiß der junge Mensch nicht, dass diese Liebe in ihm selbst ruht. Die meisten von uns Erwachsenen sind auch noch nicht zu dieser Wahrheit erwacht. Aus diesem Grund werden wir mit unserer elterlichen Liebe abgelehnt und die Suche nach einem Menschen, der einen bedingungslos annimmt, beginnt.
Sie sind immer noch unsere Kinder und fallen häufig in diese Struktur zurück. Dann fordern sie, lassen sich manchmal gehen und lehnen sich an, um getröstet zu werden. Doch plötzlich meldet sich dieser neue Lebensimpuls in ihnen, der sagt, dass sie selbst entscheiden können und müssen. Dass sie andere Ansichten als ihre Eltern entwickeln sollen. In diesen Momenten kämpfen sie mit ihren inneren Kindern. Die alte Haut passt nicht mehr, ist aber gewohnt und vielfach angenehm. Andererseits ist die neue Haut noch ziemlich groß und ungewohnt, bietet aber ungeahnte Freiheiten. Es ist ein Pendeln zwischen zwei Welten, was Eltern in den Wahnsinn treiben kann, weil sie in jedem Augenblick mit Ablehnung, Hass und Wut bezüglich der eigenen Person rechnen müssen.
"Ich bin jetzt erwachsen, ich kann machen, was ich will!"
Erst durch die eigenen Kinder erfährt man, was man seinen Eltern mit diesem Satz angetan hat. Für eine Mutter sind diese Worte wie eine Ohrfeige. Sie hat die Schmerzen der Geburt ausgehalten und sich mit dem Gefühl gequält, in den Wehen zu sterben.
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