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Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht

Titel: Pubertaet - wenn Erziehen nicht mehr geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Juul
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jedoch Menschen darin unterstützen, destruktive Systeme, Perspektiven und Verhalten ins Konstruktive zu wandeln.

Pubertät ist eine Tatsache, keine Krankheit
    Es gibt wirklich sehr wenige Probleme in unserem Leben. Es gibt jedoch eine ganze Menge an Tatsachen, auf die wir uns in einer mehr oder weniger problematischen Weise beziehen können. Pubertät ist eine dieser Tatsachen.
    Was ist Familie? Familie ist Beziehung. Was all die vielen verschiedenen Familien - Großfamilien, Kleinfamilien, Patchworkfamilien, alleinerziehende Mütter und Väter, Stieffamilien - verbindet, ist die Beziehung zwischen ihren Mitgliedern. Das, was zwischen den Menschen geschieht, ist das Wichtigste. Wenn wir darüber reden, was richtig und was falsch ist, was man tun oder nicht tun soll, wenn wir also über Fragen von Moral sprechen, dann reden wir über den Inhalt . Was ist unser Konflikt, worin besteht das Problem, welche Regeln sollen wir aufstellen, was ist die Lösung? Und diese Fragen, die den Inhalt betreffen, sind auch wichtig. Wichtiger noch als der Inhalt ist jedoch der Prozess .
    Die wichtigste Frage ist nicht die nach dem Was, sondern die nach dem Wie.
    Ein Beispiel dazu: Eine Mutter einer dreijährigen Tochter schrieb mir, sie wisse nicht mehr weiter. »Jeden Morgen müssen wir pünktlich aus dem Haus, meine Tochter in den Kindergarten, ich in die Arbeit. Es wurde immer schwieriger. Vor einiger Zeit habe ich mit folgendem Trick angefangen. Ich habe eine Tüte Gummibärchen ins Auto gelegt und meiner Tochter gesagt: Wenn du jetzt mitkommst, dann gibt es Gummibärchen. Das hat die ersten drei Tage funktioniert. Jetzt steht meine Tochter in der Tür und sagt: Ich mag keine Gummibärchen, ich will was anderes. Was Tolleres.«

    Es fällt leicht, sich vorzustellen, wie das die nächsten 14 Jahre weitergeht. Nun kann man sich fragen: Sind Gummibärchen für Kinder gefährlich? Nein, natürlich nicht. Ist es gefährlich, sein Kind mit Drohungen oder Versprechungen zu manipulieren? Ja, das ist schon eher gefährlich. Die Frage ist: Warum mache ich das? Weil ich sonst keine andere Lösung weiß. Es ist wichtig, sich selbst die Frage nach dem Warum zu stellen. Warum handle ich so?
    Entscheidend ist also weniger der Inhalt (»Sind Gummibärchen gut oder schlecht?«), sondern vielmehr der Prozess. Nicht: Worüber reden oder streiten wir? Sondern: Wie kommunizieren wir? Wie ist unsere Beziehung?

Welche Verantwortung können Kinder und Jugendliche übernehmen?
    Den Begriff »pubertierende Jugendliche« schätze ich nicht besonders. Warum werden Jugendliche über ihre Hormone identifiziert? Beinahe jeden Tag treffe ich mit Erziehungsfachleuten in Ausbildungen oder Fortbildungen zusammen, und ich höre, wie sie in den Pausen über ihre eigenen Kinder sprechen. Sie fragen: »Wie alt ist dein Sohn?«, und wenn der andere sagt: »14«, dann heißt es: »Oh, dann ist es gerade sicher schwer.« Oder wenn das Gegenüber sagt: »Elf«, dann heißt es: »Oje, dann geht es bald los.« So als ob die Jugendlichen das Problem oder die Ursache der Probleme wären. Dabei machen die Jugendlichen nur, was sie machen müssen: wachsen.
    Wenn ich mit Familien arbeite, reden wir daher nicht über Ursachen. Wir reden nicht über Schuld. Wir sprechen lieber über die Prozesse , die in der Familie ablaufen und wie man sie verbessern kann. In jeder Familie, in jeder Beziehung gibt es Elemente, die destruktiv, und solche, die konstruktiv sind. Die
gilt es zu identifizieren und gemeinsam nach Wegen zu suchen, die destruktiven Prozesse zu verändern.
    Vor einigen Jahren führte ich in Dänemark eine große Umfrage mit 1000 werdenden Eltern durch. Ich bat sie, ein paar Jahre in die Zukunft zu blicken und sich zu fragen, was sie gerne mit ihrer Erziehung erreicht haben würden, wenn ihr Kind 14 oder 15 Jahre alt wäre. Was ist ihnen wichtig?
    Bei den Antworten lag Verantwortlichkeit immer an Platz eins oder zwei einer Liste von zehn Möglichkeiten. Anschließend bat ich einzelne Teilnehmer, mir ein Beispiel dafür zu geben: »Was genau verstehen Sie unter Verantwortlichkeit?« Wenn eine Person dann antwortete, geschah es oft, dass ihr Partner eine ganz andere Vorstellung davon hatte, was Verantwortlichkeit überhaupt bedeutet. Also ist die Frage: Wie verstehen wir Verantwortung?
    Wenn ich die Welt, in der ich vor 45 Jahren 15 war, vergleiche mit der Welt von heutigen 15-Jährigen, scheint das manchmal ein ganz anderer Planet zu sein. Die Herausforderungen und

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